Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

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PeterZ
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Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

Beitrag von PeterZ »

Guten Tag allerseits!

Ich hab eine Frage an die Erfahrenen:

Aus diesen Apfelbaumscheiben (frisch gefällt) möchte ich Hirnholzschalen drechseln.
Durchmesser ist ca. 35cm, Stärke der 4 Stücke 15cm, 20cm, 24cm und 40cm.

IMG_20211128_111824.jpg
IMG_20211128_111824.jpg (155.03 KiB) 3044 mal betrachtet

Meine Frage ist nun nach der richtigen Strategie mit dem nassen Holz:

- Die Schalen eher flach oder tiefer?

- Naß mit gleichmäßiger Wandstärke (möglichst dünn) drechseln, mit Anchor Seal versiegeln, und dann in Spänen trocknen lassen? Zapfen vor dem Trocknen abdrehen?

- Vordrechseln mit ungefähr 15mm Wandstärke, Anchor Seal und in Späne trocknen lassen, und später fertigdrechseln?

Was würdet ihr mir empfehlen?

Mit Grüßen aus dem föhnigen Vaterstetten --- Peter
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Jurriaan
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Re: Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

Beitrag von Jurriaan »

Ich würde möglichst dünn drechseln, beim Form beides probieren, flach oder tiefer, und dann oberflächlich trocknen (schnell, mit Heißluftgebläse), schleifen und dann dämpfen/kochen.
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PeterZ
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Re: Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

Beitrag von PeterZ »

Was meinst du mit Dämpfen/ Kochen?
Die Schale in den Backofen?
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Jurriaan
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Re: Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

Beitrag von Jurriaan »

Da gibt es rechts oben so ein 'Forensuche' Funktion - haben Sie diese schon mal versucht?
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Mue
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Re: Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

Beitrag von Mue »

Hallo Peter

auf keinen Fall in den Backofen! Das provoziert Risse!
Dämpfen im Wasserdampf wie man das auch beim Biegen von Holz machen würde. Dadurch können Spannungen gelöst werden.
Kochen in Wasser hat den gleichen Effekt, Farbveränderungen sind aber eine Gefahr dabei.
Die Forensuche spuckt bestimmt was dazu aus.

Bei der Form bin ich nicht ganz bei Juriaan, ich halte flache Schalen für gefährdeter. Beim Trocknen werden die Jahresringe "kürzer" und bei flacheren Schalen kann sich das Holz nicht so leicht nach innen ziehen weil da noch Holz ist. Grundsätzlich aber so dünn wie möglich.

Anchorseal würde ich nicht verwenden weil das drauf bleibt und ich würde lieber Öl oder Wachs nehmen. Anchorseal ist nicht als Oberfläche gedacht.

Den Fuß würde ich wegdrechseln bzw. möglichst filigran halten oder hinterdrechseln, zum späteren Aufspannen wird der nicht mehr taugen und ungleichmäßige Dicke bzw dadurch bedingtes ungleichmäßiges Trocknen kann Spannungen und Risse verursachen. Beim Aufspannen zum Fuß gerade abdrehen braucht es den Zapfen auch nicht mehr.

Davon abgesehen würde ich auch nicht aus allen Stücken Hirnholzschalen machen es sein denn du machst eine Versuchsserie daraus.

Manfred
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PeterZ
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Re: Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

Beitrag von PeterZ »

Hallo,

Was Dämpfen und Kochen von Holz ist, weiß ich, und die Suchfunktion kenn ich auch.
Was mir nicht klar war, wie das gehen soll, wenn man keinen 35cm großen Kochtopf hat.

Deswegen die Frage, ob ihr das im Backofen empfehlt, mit einem mit Wasser gefüllten Backblech und 100°?
Mit Umfuft, oder ohne etc.

Dazu hab ich keine Ratschläge in der Suchfunktion gefunden.

Wie dem auch sei: Die Empfehlung ist auf jeden Fall die Sücke möglichst dünn zu drechseln.
Den Heißluftföhn werde ich auch ausprobieren, und dann Schleifen, Ölen und in Spänen trocknen.

Danke --- Peter
Mue
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Re: Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

Beitrag von Mue »

Hallo Peter

dein Backofen ist bestimmt kein Dampfgarer, mit einer Wasserschale kannst du die Luftfeuchtigkeit erhöhen aber Dämpfen heißt 100% Luftfeuchte - dafür sind die normalerweise nicht ausgelegt. Egal ob Umluft oder Ober/Unterhitze.
Riechen kann es auch schon mal - in der Küche würde ich das nicht machen. Besser für den Hausfrieden, glaub mir. ;-)

Dünn gedrechselte Schalen würde ich auch nicht mehr in Späne packen, die Schalen werfen sich gleich und trocknen oder sie reißen. In Spänen hast du oft das Risiko von Verfärbungen oder auch Schimmel, das würde ich bei dem schön hellen Splint nicht riskieren.

Wenn du nach dem Fön in feuchten Spänen lagerst wird die Schale wieder feuchter und das macht Bewegung in die andere Richtung. Das bedeutet Stress den man eigentlich vermeiden will.

Kann sein das ich da allein bin aber mit dem Trocknen in Spänen habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Entweder dicker vordrechseln und optional in Späne packen (auf jeden Fall langsam trocken) und später fertig drechseln oder dünn drechseln und schnell trocknen.

Beides hat Vor- und Nachteile.

Manfred
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Peter Gwiasda
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Re: Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

Beitrag von Peter Gwiasda »

Hallo Peter,

nach fast fünf Jahrzehnten Erfahrungen (guten und schlechten) in der Holzverarbeitung rate ich dir, deinen Plan aufzugeben, aus Hirnholz Schalen zu drechseln. Und dann noch aus dem Holz von Apfel. Es gibt nun einmal Dinge, die nicht gut enden. Es sei denn, du liebst das Hochrisiko und Holztrümmer. Der Reiz unserer Hölzer liegt selten im Bild von rechtwinklig angeschnittenen Holzfasern.
Ich empfehle dir, deine Zeit in bewährter Handwerkstechnik zu verschwenden. Ich akzeptiere aber auch den möglichen Vorwurf der Mutlosigkeit.

Freundliche Grüße von Peter Gwiasda


P.S. Bei der Herstellung von Dosen oder kleineren Hohlzylindern gelten natürlich andere Regeln. Eine Ausnahme gilt auch für das Holz der Araukarie. Da ist es geradezu geboten, Schalen aus Hirnholz zu drechseln.
Wie tröstlich, dass auch unsere Erde nicht wirklich rund ist.
Rainer Wächter
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Re: Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

Beitrag von Rainer Wächter »

Hallo Peter,

die Rohlinge haben eine schöne Außenform. Ich würde flache Naturrandschalen daraus machen. Höhe 5-6 cm.
Wanddicke 2-3mm. Nass schleifen.
Beim Fuß wirds kritisch, weil der wird nach dem Trocknen konvex.
Den solltest Du also etwas dicker lassen (ca. 5mm) und nach dem Trocken plan schleifen,
sonst gibt es eine Wackelschale.

Gruß
Rainer
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da_Joe
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Re: Hirnholzschalen aus frischem Apfel, aber wie?

Beitrag von da_Joe »

Hallo,
Peter Gwiasda hat geschrieben: 01.12.2021 - 20:33:58
[...] rate ich dir, deinen Plan aufzugeben, [...]
Ich wollte keinen auf "Schlauberger" machen. Gut, dass es der Peter dem Peter geschrieben hat.

Mein Ratschlag: Aus den beiden "kürzeren" Scheiben Kanteln raus schneiden (für Dosen und Ähnliches) und diese versiegeln.
Aus den beiden "längeren" Scheiben Klötze für Querholz-Schalen raus schneiden. Viel Kern wird dabei aber leider net übrig bleiben.
Die vier Klötze dann halb-und-halb. Zwei versiegeln und trocknen lassen; zwei Vordrechseln.

Nix für Ungut!

Grüsse
Joe
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