Finish

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silvester55
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Finish

Beitrag von silvester55 »

Hallo zusammen bin seit Sommer am drechseln und beschäftige mich z.Z. mit Oberflächenbehandlung. Sehe vor lauter Bäumen grad den Wald nicht mehr... Also ich hab gelernt, dass Öle und Wachse Holz nicht verschliessen. Ausserdem habe ich gelesen, dass es ratsam ist nach dem schleifen einen Schleifgrund, also sanding sealer und Schleifpaste anzuwenden. Da sind doch aber Zusätze u.A. Shelack drinn oder? Wie sollen nun danach Öle noch eindringen können? Vielleicht ist diese Frage für die meisten klar, aber ich bin auf dem Gebiet der Oberflächenbehandlung noch Neuling und habe für mich noch kein klares Konzept.
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consilio unique
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Re: Finish

Beitrag von consilio unique »

Hallo Silvester
Lieber Ernst

Das Thema habe ich bereits mehrfach an meinen Objekten erprobt.
Mit Wachsen arbeite ich nur noch als Gleitmittel auf den Maschinentischen und das Bankbett behandle ich ebenfalls mit Wachs.
So habe ich gute Gleiteigenschaften für den Reitstock bzw. für die Hölzer auf dem Maschinentischen.

Meine Oberflächenbehandlung ist das Ölen. Dazu verwende ich das Tischfinish 1 von Holzwerk St. Margreten.
Einmal satt ölen und nach einigen Minuten mit dem Lappen abwischen bzw. einreiben. Trocknen lassen mind 24 Stunden.
Dann mit 240 oder 320 iger fein glätten und entstauben. So nun poliere ich an der Schwabelscheibe mit ein bis Pasten und zum Schluss mit Carnaubawachs. Das gibt fein seidenmatte Oberflächen die auch gegen Handschweiss und Feuchtigkeit geschützt sind.
Mit den Wachsen habe ich dies Qualität nie erreichen können.
Die Innenseiten der Schalen bearbeite ich nach dem ölen mit einen grünen Scotch uns erreiche d eine matte Oberfläche. Für innen reicht mir diese matte Qualität.

Die Lappen verstaust du nach Gebrauch unbedingt in einem gut verschliessbaren Konfiglas. Gefahr der Selbstentzündung, weil das Öl auf Basis Leinöl hergestellt ist.

Hier der Link zum Produkt (Shop - Pflegeprodukte)
https://www.holzwerk.ch/Shop/index.php/ ... op_8293030
Und eine Schale die ich damit behandelt habe.


Auch mein Tisch in der Küche habe ich bereits vor 40 Jahren damit behandelt und erst zweimal aufgefrischt.
Öl ist weicher als alle Lacke und lässt sich problemlos auffrischen nach einem Zwischenschliff mit 240 oder 320 ier.
Viel Erfolg
Beste Grüsse aus dem Naturpark Gantrisch
Simon
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Routine hat nichts mit Wiederholung zu tun. Um in einer Sache wirklich gut zu sein, egal wobei, muss man üben und wiederholen, üben und wiederholen, bis man die Technik intuitiv beherrscht.
Paulo Coelho / ALEPH
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consilio unique
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Re: Finish

Beitrag von consilio unique »

Hier noch das Bild
Hoffe es klappt mit dem hochladen :-)
Beste Grüsse aus dem Naturpark Gantrisch
Simon
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Helfried
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Re: Finish

Beitrag von Helfried »

Hallo Ernst,
Ausserdem habe ich gelesen, dass es ratsam ist nach dem Schleifen einen Schleifgrund, also sanding sealer und Schleifpaste anzuwenden.
weshalb ist es so "ratsam"?
Das kann man wohl auch anders sehen.

Ich bin jetzt doch schon viele viele Jahre bei vielen unterschiedlichen Werkstücken aus verschiedenen (allerdings nie gestockten) Hölzern
sehr gut ohne Schleifgrund ausgekommen.
Meistens trage ich nach dem Schleifen reichlich Hartöl auf (zB. STEINERT-Öl) oder ein anderes gut härtendes Öl (wie Distelöl) und wische den Überschuss, der
nicht sofort einzieht, gleich ab.
Trocknen/härten lassen, fertig.

Probiers einfach aus.

Nur kleine, feine Werkstücke wie Döschen oder Schachfiguren poliere ich nach dem Aushärten mit Polierwachs an der Schwabbelscheibe.

Beste Wünsche

Helfried

Nachtrag: Achtung, Dosen, also geschlossene Gefäße, innen nicht ölen! Öl härtet nicht ohne reichlich Sauerstoff, kann "muffeln"!
Alles Ringeldings, liebe Leute!
Brennholzveredler
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Beitrag von Brennholzveredler »

Noch was zum Wachs: das ist an sich als Verschleißschicht gedacht - - - nach einem Ölauftrag!
Deshalb wurden früher die geölten Böden ja regelmäßig gebohnert*!
Ich persönlich "wachse" nicht. In unregelmäßigen Abständen wird mit einem "leicht geölten Lappen" der Staub abgewischt. Es darf keine Ölschicht AUF der Fläche stehen ! ! !
Gruß
Herbert

*Das war natürlich bevor es so mechanisch hochbeanspruchbare Lacke gab!
Ich drechsle, also bin ich.
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ToniHanimann
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Re: Finish

Beitrag von ToniHanimann »

Hallo Silvester

Ein Aspekt ist auch das Nachbehandeln bei einer Restauration.
Eine gewachste Oberfläche sollte man nur mit Wachs nachbehandeln.
Eine Hartöloberfläche kann man anschleifen, und mit fast jedem anderen Mittel nachbehandeln.
Oft weiss man aber nicht, womit ein Teil ursprünglich behandelt wurde, was die Sache schwierig macht.
Auch neigen die mir bekannten Wachse (im geringeren Mass auch Wachsöle) zu Wasserflecken.
Aus diesem Grund behandle ich Gebrauchsgegenstände wie Schalen, Teller, Mühlen… nur noch mit einem robusten Hartöl.
Mit Schleifgrund kenne ich mich nicht so aus.
Mit Schleifgrund vor dem Ölen kannst du bei einem saugfähigen Holz verhindern, dass zu viel Öl aufgesaugt wird.
Dadurch dunkelt das Holz weniger ab.


Gruss Toni
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Schnedo
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Re: Finish

Beitrag von Schnedo »

Hallo Ernst

Seit kurzem verwende ich das Complex Hartöl, damit bin ich sehr zufrieden. Das Öl härtet recht schnell aus und ergibt eine schöne seidenmatte Oberfläche, gefällt mir besser als Hochglanz. Am Complex Öl gefällt mir auch, dass es damit keine selbstentzündung geben kann, somit kann man ölige Lappen problemlos einfach liegen lassen. Schleifgrund verwende ich nur bei schwierigem, z. B. gestocktem Holz.
Gruss Werner

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ElSur
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Re: Finish

Beitrag von ElSur »

Hallo Ernst,

ich selbst bin noch nicht ewig beim Drechseln dabei (etwas über ein Jahr jetzt), aber ich traue mir durchaus zu zu sagen, dass du bei dieser Frage von 10 Leuten 11 verschiedene Antworten bekommen wirst ;-) Das liegt weniger an einem "richtig" oder "falsch", sondern an den Ansprüchen an die Oberfläche (Qualität, Robustheit, Glanz etc.), die jeder selbst für sich festlegen muss. Ich persönlich mag keine hochglänzenden Oberflächen, andere wollen genau das bei jedem Werkstück. Genauso wichtig ist dabei, wie man denn am liebsten arbeitet. Es gibt einige Finishes, die direkt an der Maschine aufgetragen werden müssen, um ein gutes Ergebnis zu erhalten. Andere werden einfach auf das komplett fertige Werkstück aufgetragen und gut ists.

Bzgl. Sanding Sealer gilt meiner Meinung nach das Gleiche. Auf YouTube gibt es Leute, die die Oberfläche mit Sanding Sealer endbehandeln, danach kommt nichts mehr drauf. Wenn ich persönlich überhaupt mal einen benutze, dann wirklich nur beim Schleifen, um eine glattere Oberfläche zu bekommen oder, wie zuvor schon gesagt, bei gestocktem Holz (das oft eher bröselt als sich gut schneiden zu lassen), um es etwas vor dem finalen Schnitt zu "härten". Für notwendig halte ich den Sanding Sealer trotzdem nicht. Man kann das Holz auch einfach mit Wasser befeuchten, um die Fasern aufzustellen und immer abwechselnd bei jeder Körnung die Drechselbank "vorwärts" und "rückwärts" laufen lassen (also bspw. 120 vorwärts, 180 rückwärts, 240 vorwärts oooder wenn man Lust hat jede Körnung vorwärts UND rückwärts usw.). Schleifpasten fügen nur noch einen Schritt des Schleifens hinzu, der die Oberfläche natürlich noch feiner werden lässt. Und damit wären wir auch wieder beim Anspruch, den man an die Oberfläche hat ;-)

Unterm Strich kommt es also darauf an: welche Oberfläche willst du erreichen? Wie viel Zeit willst du investieren?

Meine Schleifpaste ist von König Holz und Harz und sie wird als "perfekte Grundlage für Ihr Finish" beworben. Und ich kann auch bestätigen, dass das Hartöl vom selben Hersteller danach noch gut "drauf hält" :mrgreen:

Unterm Strich würde ich sagen: zwingend brauchen tust du weder einen Sanding Sealer noch Schleifpasten, je nachdem was du erreichen willst, machen sie das Leben aber deutlich leichter.

Schöne Grüße
David
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hplzwurm
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Re: Finish

Beitrag von hplzwurm »

Hallo Simon,

ich verstehe diesen (Halb-)Satz nicht:

>So nun poliere ich an der Schwabelscheibe mit ein bis Pasten

kannst Du den noch einmal erläutern bzw. evtl. korrigieren?
liebe Grüsse aus Radevormwald

Martin Scheibner
(alias hplzwurm)
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Re: Finish

Beitrag von consilio unique »

Lieber Martin
und liebe Drechselfreunde

Für meinen Halbsatz entschuldige ich mich.
Ich schäme mich, dass ich beim Durchlesen darüber gestolpert bin.

Hier präzisiere ich das Polieren meiner geölten Objekte.
Nach dem Schleifen öle ich das Holz satt mit dem eingangs erwähnten Hartöl, das auf Leinölbasis hergestellt ist.
Den Zusatz, dass es schneller aushärtet hat mir der Lieferant bis heute noch nicht mitgeteilt. Ausser auf die Anwendung hingewiesen.

Also nach dem ölen warte ich mindestens einen Tag bis zur weiteren Bearbeitung.
Dann folgt ein Feinschliff mit 240iger oder noch feiner 320iger, wenn überhaupt nötig.
Das heisst: je feiner die Oberfläche zuvor geschliffen ist vor dem Ölen, desto weniger ist eine Nachbearbeitung nötig.
Dann kann das Holz poliert werden auf den Schwabelscheiben. Dazu nehme ich zwei Pasten ("Hartriegel", keine pastösen weichen aus der Tube).
Die eine ist die Nummer 1, in der Regel eine Dunkle und die Zweite ein die Nummer 2 die Helle. So erreiche ich eine bereits seidenmatte Oberfläche. Das würde eigentlich genügen.

Um nun den besseren Schutz gegen Handschweiss und Feuchtigkeit zu erreichen poliere ich das Holz mit Carnaubawachs, ebenfalls als "Hartriegel" im Handel erhältlich. Warum dieser Aufwand? Als Pfeifenraucher habe ich schon meine Pfeifen selber hergestellt. Der Finish nach dem Schleifen und Beizen, wieder Schleifen und Beizen etc. etc. bis zur Körnung 1000, ist das Carnaubawachs. Verständlich eigentlich. Die Pfeife halte ich ja meistens in der Hand. Ein aufpolieren ist mit Carnaubawachs dann absolut problemlos. Nach meinem dafürhalten: perfekt.

Danke für Eure Geduld beim Nachlesen meiner Ausführungen zum Finish.
Danke auch für die wertvollen Tipps, die über dieses Forum ausgetauscht werden können. Auch ich profitiere davon als ehemaliger Antiquitäten-Restaurator. Es gibt viele Produkte für die Oberflächenbehandlung die bei mir schon Anwendung gefunden haben. Mit einigen habe ich gute und sehr gute Ergebnisse erzielen können, mit andern eher weniger gute Resultate.

Es sind letztlich unsere Erfahrungen und Qualitätsansprüche an denen wir uns selber messen bzw. an denen unsere Bewunderer der Objekte ins Staunen geraten.

Viel Erfolg allerseits ....
Beste Grüsse aus dem Naturpark Gantrisch
Simon
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Routine hat nichts mit Wiederholung zu tun. Um in einer Sache wirklich gut zu sein, egal wobei, muss man üben und wiederholen, üben und wiederholen, bis man die Technik intuitiv beherrscht.
Paulo Coelho / ALEPH
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