Neue Sicherheitsschalter für Holzverarb. Betriebe

Arbeitssicherheit, Unfall- und Gesundheitsschutz

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Klotzkopf
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Neue Sicherheitsschalter für Holzverarb. Betriebe

Beitrag von Klotzkopf »

Die EU produziert mal wieder neue Vorschriften....
Für bestimmte Bereiche u.a. Holzverarbeitenende Betriebe ist ab Ende 2017 eine neue Sicherheits Einrichtung in der Elektroverteilung einzubauen.
Brandschutzschalter
In den USA, mit den vielen Bretterbuden, haben sie gute Erfahrungen gemacht.
Zur Info kann man sich die Produktbeschreibung laden
z.B. bei Siemens

https://support.industry.siemens.com/cs ... 590971.pdf

Ich bemitleide schon jetzt alle gewerblichen Betreiber.


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Helmut L
Reinhold-S
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Beitrag von Reinhold-S »

Danke für die Info. Ich bin zwar kein gewerblicher holzverarbeitender Betrieb, trotzdem kann man sich ja den Einsatz grundsätzlich überlegen. Ins Geld geht es natürlich. Wenn ich das richtig sehe, sind im Moment nur einphasige Brandschutzschalter erhältlich, das macht bei 3 Phasen schon fast 300 EUR aus. Die Frage lautet auch, ob der Schutzschalter auch noch den Lichtbogen hinter einem Motorschutzschalter bzw. FI Schalter erkennt. Allerdings kann man ja den FI-Schalter entfernen, da der Fehlerstromschutz auch vom Brandschutzschalter übernommen wird.

Vorläufig werde ich (wie bisher auch), die Werkstatt bei Verlassen am Sicherungskasten komplett stromlos schalten. Nach einiger Zeit, werden die Preise sicher auch auf ein ähnliches Niveau sinken, wie die FI-Schalter.
Gruß und "Gut Holz"
Reinhold
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GentleTurn
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Re: Neue Sicherheitsschalter für Holzverarb. Betriebe

Beitrag von GentleTurn »

Klotzkopf hat geschrieben:
Ich bemitleide schon jetzt alle gewerblichen Betreiber.
Ich nicht. Wer sich - wie ich - mal wirklich die Mühe macht und das Dokument zumindest bis zur Mitte durchliest, wird feststellen, dass das alles nicht profan ist.

Der zudem von gewerblichen Betreibern noch absetzbaren geringen Aufwand zum Schutz des Lebens und des Betriebes steht in keiner Relation zu den Folgen eines möglichen Schadens.

Schaden definiert ich hier vielfältig. Beginnen wir beim Todesfall durch nur ein paar Atemzüge Rauchgas. Echte - also durch Flammeinwirkung verursachte Verbrennungstodesfälle sind eher selten. Nicht umsonst sind die Rauchmelder lebensrettend.

Neben den damit verbundenen menschlichen Schicksalen der Familie wird der Betrieb in die Pflicht genommen. Wenn in einem Kleinbetrieb nun endgültig eine wichtige Fachkraft fehlt, kommen neben dem Fachkräftemangel so oder so die Versicherungsprobleme dazu. Wird nachgewiesen, dass die Installation fehlerhaft war, so kann es den Betrieb sofort ruinieren.

Das kann es auch in "leichteren" Fällen, nämlich dann, wenn der reine Sachschaden so hoch ist, dass (Versicherung zahlt nicht oder nur begrenzt) der Betrieb in die Insolvenz geht. Nicht nur, dass der Betreiber "ein Problem" hat und vielleicht auf Hartz IV absackt, sonder auch die dann erwerbslosen MitarbeiterInnen und deren Familien. Von der Zeit, die die Regulierung und alles andere dauert, mal ganz abgesehen.

Die Folgenkette liess sich noch weiter verfolgen: Zuleiferer, Kunden etx. Ich gehe hier nicht nur vom Drechseln aus.

Betrachten wir die gesamte Problematik eines Schadenfalles, so sind ein "ein paar hundert Euro" verbunden mit einem Mehrwert an Sicherheit ein Klacks gegen Tod, lebenslange Behinderung, Insolvenz, Existenzverlusten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Ein Einnahmensverlust von Gewerbesteuern schadet zudem der Kommune. Auch fehlende kleine Beträge können schmerzen.

Denkweisen wie "Ich schalt' ja immer ab" oder "ich passe auf" kann nicht nur zu höheren Geburtsraten führen, sondern auch zu ungewollten Todesfällen. Gerade daheim, wo keine Aufsicht die Hobbywerkstatt kontrolliert.

Als Handwerksmeister in einem Elektroberuf mit Hintergrundwissen aus dem Sicherheitsbereich sowie den Rettungsdiensten aller Art bekomme ich immer Fußnägelrollen, wenn ich derlei Texte in den Foren lese. Wenn ich unsere Sicherheits-Ingenieure so höre, haben die kein leichtes Leben. Vorher wird gemeckert, warum dieses oder jenes wieder nötig ist. Aber wenn der Unfall dann da war, ist das Gejammere groß.

Der Spruch "Unfälle passieren nicht, sie werden verursacht." ist sehr alt. Aber immer noch gültig.
Liebe Grüße, Martin.

Ich bin verantwortlich für das, was ich sage und nicht für das, was du verstehst.

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Klotzkopf
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Beitrag von Klotzkopf »

@Reinhold-S

Die Frage lautet auch, ob der Schutzschalter auch noch den Lichtbogen hinter einem Motorschutzschalter bzw. FI Schalter erkennt.

Achtung Liest man auf Seite 45 das die Auslösung über eine mechanische Kopplung auf den LS-Schalter wirkt, so bedeutet es DAS NUR die dafürvorgesehenen Typen passen.
Guckt man das Bildchen auf der linken seite in starker Vergrößerung, so sieht man das der AFD eine kleine Achse in den LS steckt wenn die verbunden werden. Der Hersteller hat hier nur die passenden Typen zugelassen. Der FI ist hier als Option gedacht

Allerdings kann man ja den FI-Schalter entfernen, da der Fehlerstromschutz auch vom Brandschutzschalter übernommen wird.

Das Ding heisst auf english Fault Arc Divice -was es eigendlich genauer trifft. Fehler Lichtbogen Gerät (wörtlich)
So liesst man auf Seite 43
>Der Brandschutzschalter 5SM6 ist ein AFD-Block (5SM6 AFD unit),
an den eine weitere Schutzeinrichtung wie ein LS-Schalter oder ein FI/LS-Schalter,
angebaut werden muss.<

Für Alle im lesen von Produktbeschreibungen ungeübten sei gesagt das man diese Dinger 3 mal lesen muss und dann jedes Wort (hier muss ) auf die Goldwage legt. Nach meiner bescheidenen Erfahrung bedeuten Wörter wie "kann" -> sollte besser so sein und bei wörtern wie muss gehen die roten Lampen an. Denn die Hersteller vertuschen die nicht ganz so tollen Eigenschaften ihrer Produkt und beschreiben die Ersatzmassnahmen mit "kann". Funktioniert es dann nicht heißt es : Ja sie hätten das so und so machen müssen- steht doch da!

Vorläufig werde ich (wie bisher auch), die Werkstatt bei Verlassen am Sicherungskasten komplett stromlos schalten.

is bestimmt nicht verkehrt. Nur ob die LS das häufige Schalten mögen sagt einem kein Hersteller.
Besser ein großes Schütz in die UV einbauen und das dann über einen (Schlagtaster eg. Notaus) steuern. Ein 64A ABB kostet nicht die Welt und schaltet 12KW in AC3

! Industrielle Notaus Schalter müssen 2 unabhängige, zwangsgeführte Kontakte haben. Die vielfach im Web und in den Baumärkten angebotenen Dinger sind zwar schön bunt - das ist aber auch Alles.

Wenn Du deine UV umbauen willst hol Dir fachliche Beratung - als Laie hat Du keine Changse da durchzublicken.

Selektivität der Sicherungen ?
FI Typ A oder B ?
LS Auslöse Charakteristik B C K oder Z ?
Ausreichende Netzimpedanz ?
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Neue Elektro-Vorschriften

Beitrag von Holz-Wolle »

Hallo Zusammen,

Vor einiger Zeit hatte ich in meinem Elektro-Verteiler (ca. 25 Jahre alt) einen kleinen Kabelbrand.
Ein Kabel ist für einen Fehlerstromschutzschalter “in die Bresche gesprungen“ der sich mit einem Lichtbogen zwischen 2 Anschlüssen verabschiedet hatte.

Der hinzugerufene Elektriker hat den Schaden repariert und direkt in der Rechnung darauf hingewiesen, dass die Anlage nicht mehr den “neuesten“ Vorschriften entspricht und er deshalb jede Verantwortung ablehnt.

Hintergrund: Es gibt zwar neue Vorschriften, aber auch einen sogenannten Bestandsschutz. Das heißt, dass, wenn von der Anlage keine direkte Gefahr durch Fehler ausgeht, eigentlich alles in Ordnung ist.

Leider ist es aber wie so oft: wenn wirklich was passiert, kann sich die Versicherung ganz oder teilweise herausreden und die Begleichung des Schadens ablehnen. Weil die Anlage nicht den neuesten Empfehlungen entspricht.

Ich kann nur jedem Betroffenen raten, die Geschichte im Auge zu behalten und notfalls bei der Versicherung nachzufragen, ob es irgendwelche Ausschlussklauseln gibt, wenn die Anlage nicht den neuesten Vorschriften entspricht.
Herzliche Grüße aus dem Breisgau

Wolfgang


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