Zypresse voller Duft und ohne Spannungen

[Peter Gwiasda]

Hallo ihr holzvernarrten Menschen,

Holz ist bekanntlich nicht wirklich berechenbar, Holz reagiert immer anders, Holz reißt an Stellen, an denen es nicht spalten soll, Holz schwindet, obwohl es furztrocken ist, Holz verbiegt sich und so weiter. Und doch gibt es Wunderholz: es bleibt sanft und auch nach der Bearbeitung regungslos, obwohl es sich nach den bekannten Regeln und unseren Erfahrungen verändern müsste.
Aus einem solchen Passivholz habe ich diese kleine Dose (d=100 mm, h=90 mm) gedreht. Der Durchmesser entspricht fast dem Stamm (120 mm). Es handelt sich um eine wundervoll duftende Lawsons Scheinzypresse, kerzengerade gewachsen, beim Start der Bearbeitung maß ich eine Feuchte von 16 Prozent, Dose und Deckel mit 70er Forstner zentrisch nach den Jahresringen ausgebohrt, danach drei Wochen in der Wohnung runtergetrocknet auf 12 Prozent.
Ich habe fest damit gerechnet, dass sich an beiden Teilen der Dose Risse bilden oder sich aus dem Kreis ein Oval bildet. Aber nix ist passiert! In jeder Lage öffnet sich der Deckel mit einem melodischen Plop.
Das ist kein Klagelied, sondern Ausdruck meiner Freude über ein Stück Holz frei aller möglichen Spannungen.

Und das ist selten genug, wie die meisten von uns Drechslern leidvoll wissen.

Freundliche Grüße von Peter Gwiasda

Und hier ist zu sehen, dass die Früh- und Spätholzzonen fast zirkelgenau verlaufen und sich der Mittelpunkt der Dose exakt mit dem des Baumes deckt. Die Jahresringe verkleineren sich zum Rand hin, das müsste beim Austrocknen der Zellen doch eigentlich zu Spannungen führen - eigentlich.
Zur Bearbeitung: Forstnerbohrer, gerader und gekröpfter Haken, Meißel -fertig.

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[wippdrechsler]

Diese Dose gefällt mir in ihrerschnörkellosen Form sehr gut.
Das Holz spricht für sich.

[wolfgangsiegel]

[Cello]

Lieber Peter,

Und doch gibt es Wunderholz: es bleibt sanft und auch nach der Bearbeitung regungslos, obwohl es sich nach den bekannten Regeln und unseren Erfahrungen verändern müsste.
Ich habe fest damit gerechnet, dass sich an beiden Teilen der Dose Risse bilden oder sich aus dem Kreis ein Oval bildet. Aber nix ist passiert! In jeder Lage öffnet sich der Deckel mit einem melodischen Plop.
Das ist kein Klagelied, sondern Ausdruck meiner Freude über ein Stück Holz frei aller möglichen Spannungen.

Und hier ist zu sehen, dass die Früh- und Spätholzzonen fast zirkelgenau verlaufen und sich der Mittelpunkt der Dose exakt mit dem des Baumes deckt.

ich habe lange überlegt, ob ich dir einen Teil deiner Freude und einen Teil deines Erstaunens nehmen soll. Ich hoffe, dass unsere Freundschaft durch meinen Beitrag nicht leidet.

Es gibt Hölzer, die sich wenig verziehen. Erle und Weymouthskiefer zählen dazu. Lawson Scheinzypresse habe ich noch nicht verarbeitet. Wenn der Mittelpunkt der Dose und der Mittelpunkt des Astes genau zusammenfallen, sind die Spannungen überall gleich groß. Aus dem Kreis bildet sich kein Oval. Natürlich weiß ich, dass tangentiale Spannungen unausweichlich sind. Was geschieht, wenn du eine Dose aus diesem Holz drechselst und das Holz so wählst, dass der Mittelpunkt des Astes gar nicht in der Dose bzw. dem Deckel liegt? Wahrscheinlich wird die Dose oval. Wie wird sich diese Dose in zwei Jahren verhalten? Ich habe eine Weymoutskieferdose von ca. 12 cm Durchmesser gedreht mit den gleichen „Ausgangsdaten“ wie deine und auch nach Jahren war sie nicht verzogen.

Gruß
Cello

[louisclou]

Danke Peter,
wenigewr ist oft mehr, Natur pur.
Gruß aus Ostfriesland,
Detlef,
der fast immer mehr oder weniger ovale Deckel hat