Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

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Argus
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Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

Beitrag von Argus »

Hallo,

Im Frühjahr musste ich mir Gedanken machen, da der 200l Zyklon-Behälter meiner Absauganlage voll war. Eigentlich wollte ich anfallende Späne zur Pilzzucht verwenden. Doch leider ist es so, dass die Pilze sehr wählerisch bezüglich ihrer Nahrung sind. So mögen die meisten verwertbaren Pilze keine Nadelhölzer.
Meine Zyklonabsaugung sammelt aber derzeitig vorrangig Späne der Kreis- und Bandsäge sowie Hobelspäne von verschiedenen Hobeln. Meist sind dies aber Nadelhölzer, dann gemischt mit Schleifstaub und Drehspänen von unterschiedlichen Hölzern. Dieses Material lässt sich so nicht für die Pilzzucht verwenden. Man müsste hier sortenrein sammeln.
Darum habe ich mich nach einer anderen Verwertung umgesehen. Da wir keinen Ofen oder Kamin mehr besitzen, fiel diese Art der Verfeuerung weg. Auch ist es ja so, das feine Späne sowie Schleifstaub recht schlecht brennen. Man müsste sie zu Pellets pressen, damit sie dann zu den Festbrennstoffen mit zugegeben werden können. Eine Pellet-Presse ist zwar nach wie vor noch auf meiner To-Do Liste, ist nun aber in den Hintergrund getreten.
Inspiriert durch dieses Video --> https://www.youtube.com/watch?v=lyjBSlR69ps
habe ich mich nun entschieden, einen Pyrolyse-Ofen zu bauen.
Prinzip der Pyrolyse-Öfen ist es, die Verbrennung in mehreren Abschnitten ablaufen zu lassen. Zuerst wird durch Erhitzung das Holz entgast. Hierdurch entstehen Pyrolyse Gase, die dann im zweiten Schritt mit dosierter Zumischung vom Luftsauerstoff zu einem brennbarem Gas gemischt werden. Nachdem alle Pyrolyse-Gase aus dem Holz entwichen sind, bleibt dann reiner Kohlenstoff in Form von Holzkohle übrig.
Ich habe mir nun aus einigen Schrottresten einen Späne-Pyrolyseofen gebaut.
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Der besteht aus einem 150mm /2mm Stahlrohr. Dieses hat unten einen Boden, indem ein 30mm Loch eingelassen ist. Dieses Loch hat im inneren einen Steg von 5mm. Dieser zentriert das Lochgitterrohr, welches mittig dort eingesetzt wird. Oben wird ein Deckel aufgesetzt, welcher das Lochgitterrohr auch mittig zentriert. Das Loch oben im Deckel ist aber größer als das Lochgitterrohr, sodass sich das Lochgitterrohr während der Glühphase im Deckel ausreichend ausdehnen kann.
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der obere Deckel hat einen Aufsatz für Kochtöpfe oder Grillplatten sowie eine Halterung für den Sekundärmischer. Mit diesem kann ich das Pyrolysegas mit Sauerstoff mischen und so die Verbrennung steuern.
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Pellets und feste Brennstoffe lassen sich gut von oben zünden, jedoch klappt das mit losen Spänen und Staub nicht. Im Gegensatz zu Pyrolyse-Öfen zünde ich den Ofen nicht von oben, sondern von unten durch die untere Öffnung mit einem Tiegel, indem etwas Brennspiritus gegeben wird. Dazu habe ich einen Tiegel gebaut, der dann unter die Öffnung gestellt wird.
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Zum füllen wird der Schieber der unteren Öffnung geöffnet, das Lochgitterrohr eingesetzt und dann die Späne eingefüllt. Zum besseren Einfüllen habe ich noch einen Plastiktricher gebaut und einen Deckel zum verschließen des Lochgitterrohres aufgesetzt. Das Einfüllen geschieht in Schichten. Diese Schichten müssen zwischendurch mit einem Holzkantel verdichtet werden, ansonsten brennt das Spänematerial nicht vernünftig vollständig durch
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Nun wird der Tiegel gezündet
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anfänglich raucht es nur.
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nach ca. 10 Min. zündet dann eine Flamme oberhalb des Sekundärmischers.
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nun wird es Zeit, die Grillplatte aufzulegen
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nach ca. 30 Min ist die Füllung durchgebrannt und ausgegast. Nun besteht nur noch Glut im Ofen
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wenn ich nun sofort die untere Luftklappe vollständig schließe, dann erstickt die Glut und ich erhalte sehr saubere feinkörnige Holzkohle für den Garten. Andernfalls setze ich das lange Mischrohr auf (wegen Funkenflug)
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und lasse die Glut ausglühen. Das dauert so ca. 6 - 8 Std. und gibt dabei reichlich StrahlungsWärme ab.
das lange Mischrohr kann ich auch nutzen, wenn ich während der Pyrolyse keine Flamme benötige und trotzdem die Holzgase vollständig rauchfrei verbrennen möchte. Es könnte anstelle des Metallrohres auch ein feuerfestes Glas-Feuerrohr aufgesetzt werden, um einen Grillabend schön zu beleuchten --> https://www.youtube.com/watch?v=loJRx5A7_3g

Gruß Frank
"..Es ist von großem Vorteil, die Fehler, aus denen man lernen kann, recht frühzeitig zu machen.."

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drmariod
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Re: Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

Beitrag von drmariod »

Das gefällt mir sehr gut! :danke:

Grüße
Der Mario
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Brennholzveredler
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Re: Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

Beitrag von Brennholzveredler »

Das sieht interessant aus.
Hab nämlich eine Werkstatt mit (so gut wie) Außentemperatur - - - reinregnen- / -schneien tut s halt nicht!

Gruß
Herbert
P.S. Eine Frage noch: wie trocken müssen die Späne sein?
Ich drechsle, also bin ich.
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oldman
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Re: Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

Beitrag von oldman »

Hallo, ist eine interessante Lösung zum Grillen.
Aber nur zur Beseitigung von Spänen eigentlich ungeeignet.
Diese geringe Menge an Späne die durch das kleine Teil verbrannt werden lohnt den Aufwand nicht.
Die paar Späne passen in jede Restmülltonne und werden in einer Müllverbrennungsanlage nützlicher und schadloser beseitigt.

Gruß
Achim
Man sollte das Leben nicht so wichtig nehmen, denn es dauert ja nicht sehr lange.
........lasst uns ein Ding drehen
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Argus
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Re: Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

Beitrag von Argus »

hallo,
Brennholzveredler hat geschrieben: 29.09.2022 - 16:01:51
P.S. Eine Frage noch: wie trocken müssen die Späne sein?
umso trockener die Späne, umso besser wird es zünden. Die Pyrolyse tritt erst ab 150°C ein, davor muss die Restfeuchtigkeit vollständig entweichen.

oldman hat geschrieben: 29.09.2022 - 16:33:00
Diese geringe Menge an Späne die durch das kleine Teil verbrannt werden lohnt den Aufwand nicht.
in den Ofen passen pro Füllung so ca. 30 - 35 Liter an Spänen hinein. Diese muss ich relativ stark mit dem Kantholz in die Röhre reinstampfen und verdichten. Ansonsten kohlen nur kleinere lokale Nester durch. Ich habe viel getestet und war erstaunt, wie schnell sich doch meine 200 Liter Zyklon-Tonne dabei geleert hatte. So brauche ich nichts mehr entsorgen. Nebenbei habe ich was zum wärmen, kochen oder als Feuer-Rohr für den Abend.

Gruß Frank
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Matzel1970
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Re: Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

Beitrag von Matzel1970 »

Moin Argus

Dein Ofen begeistert mich sehr und stürzt die Gedanken in ein tiefes Loch.

Was muss man auf den Schrottplatzbesuchen noch alles so aufm Schirm haben? Nun kommt noch ein Lochrasterrohr dazu.
Dicke, im Durchmesser, Edelstahlrohre stehen schon lange auf der „Will haben Liste“ aber nun noch das passende Lochrohr. Wo soll man denn so etwas finden?
Ok ich verstehe, man kann das auch in schwarz Material machen aber gleiches Problem - woher nehmen?
Schweißen kann Matzel auch nicht und die Kumpels können nicht in Edelstahl.

Ist schon ein feines Teil was Du da gebaut hast. Wunderbar hier dokumentiert. Schade nur, dass solche Beiträge nicht die geschriebene Resonanz erleiden.
Ich werde das Teil auf jeden Fall im Hinterkopf behalten und Hey manchmal ergeben sich Gelegenheiten auch aufm Schrottplatz. Muss nur noch rausfinden wann der Heizungsbauer wieder mal hin fährt. Danach kann man dann die Edelstahlrohre finden. ;o)
Grüsse Matthias

Wirklich wichtige Dinge kann man nicht kaufen.
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Argus
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Re: Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

Beitrag von Argus »

Hallo Matthias,

vielen Dank für Dein Feedback,
Matzel1970 hat geschrieben: 20.10.2022 - 12:11:57
Nun kommt noch ein Lochrasterrohr dazu.
Dicke, im Durchmesser, Edelstahlrohre stehen schon lange auf der „Will haben Liste“ aber nun noch das passende Lochrohr. Wo soll man denn so etwas finden?
ich hatte das Teil hier gefunden --> https://www.ebay.de/itm/232440876081

In der Tuning Szene gibt es die Dinger aber zuhauf . Das Gute ist daran, wenn es irgendwann mal durchgebrannt ist, kann ich es durch ein neues ersetzen.

Ok ich verstehe, man kann das auch in schwarz Material machen aber gleiches Problem - woher nehmen?
in schwarz wird es recht schnell durchglühen, V2A macht schon Sinn.

Matzel1970 hat geschrieben: 20.10.2022 - 12:11:57
Schade nur, dass solche Beiträge nicht die geschriebene Resonanz erleiden.
Naja im Drechsler-Forum geht es primär auch ums Holz rund machen. Für viele wird es uninteressant sein. Aber wenn ich wenigstens einem einen Denkanstoß geben konnte, dann freut mich das sehr. In anderen Foren ist es auch so. Bsw. im Forum "Zerspanungsbude" bekomme ich manchmal nach über einen Jahr noch Feedback und Nachfragen.

Gruß Frank
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Re: Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

Beitrag von fidelis »

Ganz ganz tolle Sache. Vielen Dank fürs Zeigen.
Als ich Pilzzucht gelesen habe, habe ich gleich aufgehorcht. "Uiiii, endlich einen gefunden, der drechselt und Pilze züchtet".
Das ist ja leider gar nicht so leicht. ;)
Da könnte sich man doch mal über das gezielte Stocken, ala "Spalted Maple" austauschen. Dieser Gedanke kam dir sicher auch schon?

Ja, wenn die gängigen Speisepilze auch Nadelholz fressen würden, würde es dem Pilzzüchter viel erleichtern. ^^
Eine Idee zur Verwertung deiner Nadelholzspäne wäre von meiner Seite der Tannenstachelbart "Hericium flagellum"
Ich habe das selbst noch nicht getestet könnte mir aber einen Erfolg vorstellen.
Der Betreiber von Steintaler Edelpilze ist ein Freund von mir mit absolut genialen Strains. Der sollte auch im Besitz dieser Sorte sein.
Liebe Grüße
Fid
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Argus
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Re: Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

Beitrag von Argus »

Hallo Fid,

vielen Dank für Dein Feedback.
Zu den Pilzen hatte ich hier schon mal was geschrieben --> viewtopic.php?p=408328#p408328

Wenn ich mich recht erinnere, ich glaube mue war es, der auch schon mal einen eigenen Thread mit seiner geglückten Pilzzucht aufgemacht hatte. Ich kann ihn nur leider nicht mehr finden, aber der wäre eine gute Anlaufstelle
fidelis hat geschrieben: 28.10.2022 - 08:40:08
Eine Idee zur Verwertung deiner Nadelholzspäne wäre von meiner Seite der Tannenstachelbart "Hericium flagellum"
Ich musste vor ein paar Jahren zwei Fichten auf meinem Grundstück fällen lassen, da sie der Siskafichtenlaus zum Opfer gefallen waren. Die Stubben hatte ich dann mit dem Myzel vom graublättrigen Schwefelkopf beimpft. Das Myzel ist dann auch gut eingewachsen und sollte primär den Stubben möglichst rasch auflösen.
Wenn dann noch Pize zum Vorschein kommen würden, hätte das noch eine Zusatznutzen. Das Myzel hatte sich gut auf dem Stubben ausgebreitet und die Schnittfläche schön weiß pelzig besiedelt, aber Fruchtkörper haben sich leider noch nicht gebildet. Ein paar Parameter dafür werden hier noch nicht gestimmt haben.
Prinzipiell könnte ich das Myzel auch für die Späne nehmen.
Man muss die Pilze aber verstehen lernen, bevor sie sich dann erkenntlich zeigen

Gruß Frank
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Matzel1970
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Re: Schwedenfackel - Pyrolyseofen zur Späneverwertung

Beitrag von Matzel1970 »

Moin Argus

Vielen Dank für Deine weiteren Informationen.

Natürlich, Auspuffteile im Tuningbereich des Kfz machen hier Sinn. Ich muss gestehen, dass der Haus- und Hoftuner an Edelstahlauspuffteilen „feilt“. Nur das Innenleben habe ich nicht im Detail gesehen. Eingebaut als Ganzes in die Rennsemmel schon. Aber da gibt es immer ganz anderen Gesprächsstoff.

Muss ich wohl mal wieder vorstellig werden.
Grüsse Matthias

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