Bastelprojekt: Sandstrahlpistole mit genug Luft versorgen

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Helmuth
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Bastelprojekt: Sandstrahlpistole mit genug Luft versorgen

Beitrag von Helmuth »

Hallo zusammen,

die Geschichte fing harmlos und unverfänglich an: Mir wurde sehr billig eine Sandstrahlkabine angeboten und ich griff völlig blauäugig zu. Erste Versuche mit einem Mittelklasse-Kompressor - alle unbefriedigend. Pistole hat nicht ordentlich angesaugt, wenn doch, dann nicht kontinuierlich.

Experimente mit verschiedenem Stahlgut gemacht, "spitzwinkliges Strahlmittelkorn aus Kupferhüttenschlacke 0,2-0,8mm" ging am besten.

Irgendwann an der Pistole verzweifelt, Düsen verschlissen, andere Modelle probiert. Eine gefunden, die Spaß gemacht hat, allerdings bei 8 Bar und (angegebenen) 400 l/min.

Okay, da muss also mehr Kompressor her. Hatte temporär einen alten Schneckenverdichter - ging sehr gut, aber auf Grund einer Verkettung von unwahrscheinlichen Ereignissen habe ich den nicht mehr.

Nächster Versuch: 2 kleine (Lichtstrom-) Kompressoren parallel schalten. Geht kurzzeitig, aber die Fördermenge reicht auch nicht.

Nächster Versuch: Für 50 € einen schrottigen DDR Kompressor bekommen. 2,2 kW und Abgabemenge 10 m³/h. Das wären 167 l/min. Einen halben Tag daran rumgebaut, dann lief er. Mit Kondensatabscheider = wenig Wasser in der Druckluft. Geht ganz gut, aber 167l < 400l...

Als nächstes habe ich einen V2 GKW Verdichter rumstehen sehen. Zu Testzwecken mitgenommen. Soll 12 m³/h bringen bei 2,4 kW Kupplungs(!)leistung. Das wären dann nochmal 200 l/min. Allerdings habe ich nur das Aggregat, nichts weiter. Habe mal einen 2,2kW Motor rangehängt - das ist (erwartungsgemäß) zu wenig, im Dauerbetrieb müssen da 3 kW ran.

Nun frage ich mich, wie weitermachen. An der Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass das ein reines (wenn auch bereits eskaliertes) Hobbyprojekt ist - ich also nicht wirklich Geld dafür ausgeben möchte, gern aber Zeit.

Idee 1: Den Kompressor nehmen und ausgangsseitig den V2 Verdichter parallel schalten. Nachteil: Keine Luftaufbereitung vom V2 = Wasser und Öl im Strahlgut.

Idee 2: Den Verdichter mit an den Kompressor montieren, da einen 5 kW Motor drauf um beide Verdichter anzutreiben und die Verdichter eingangsseitig parallel schalten = Luftentfeuchtung für beide. Nachteil: Viel Gebastel, braucht einen Motor, den ich gerade nicht habe.

Idee 3: Einen 1000l Druckbehälter besorgen (ich weiß schon, wo einer rumsteht), den mit dem 10 m³/h Kompressor befüllen und dann "vom Tank" sandstrahlen. Nachteil: Braucht viel Platz und nach 2,5 Minuten ist der Kessel auch leer.

Was würdet Ihr machen?

Liebe Grüße,

Helmuth



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lowolds98
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Beitrag von lowolds98 »

Hallo Helmuth,
Was würdet Ihr machen?
Kurze Antwort: Einen amtlichen Kompressor (Boge, Kaeser o.ä.) mit min. 400, besser min. 500l/min Abgabeleistung (nicht Ansaugleistung) gebraucht aus den kleinanzeigen erwerben. Boge u.ä. weigern sich auch nach ü. 30 Jahren kaputt zu gehen und wenn, bekommt man i.d.R. Ersatzteile. Also eine einmalige Anschaffung für ca. 400-700 Euro, mit "lauern" teilweise auch deutlich günstiger (habe ein 550l/min für 150euro bekommen)

Längere Antwort: Bei mittlerweile über 20 Jahren im Oldtimer-/Restaurationsbereich will man immer mal was Sandstrahlen und beschäftigt sich mit der Thematik. Es steht und fällt IMMER mit dem Kompressor und (auch) aus Kostengründen habe ich da schon X Varianten durch (große Kessel, versch. Kompressoren zusammenschliessen, versch. Pistolen etc.)

Jeder hat da eine andere Herangehensweise und Toleranzen, mich persönlich nervt es unendlich wenn das, was ich jetzt machen will, an minderem Material scheitert. Daher habe ich diese "zusammengeflickten" Lösungen irgendwann bleiben lassen. Wenn du immer nur 5 qcm strahlen kannst und dann wieder warten mußt bis der/die Verdichter nachfördern vergeht einem schnell die Lust.

Ich meine.... in Sachen drechseln scheust du ja anscheinend auch nicht vor großen und "männlichen" Lösungen bzgl. der Maschinenwahl zurück.... :mrgreen:
Da besorgst du dir eine Riesen-Drechselbank, kofferst Fundament usw. usw. Und bei den Kompressoren stückelst du zusammen, so das es dann ja doch nicht reicht... Hmmmm....
Nimm einfach einen zu der Geiger dimensional passenden Kompressor... ;-) :prost:

zu 1: Selbst wenn du parallel schaltest hast du 367l/min auf dem Papier bzw. rein rechnerisch. Liegt immer noch unter den 400l/min und die 400 sind sicher auch nur die absolute Mindestanforderung, geht sich also immer noch nicht so richtig aus. Wenn Hersteller bei sowas 400 angibt, machts i.d.R. erst ab 450-500 spaß.
Wasserabscheider kosten nicht die Welt, so das du einen direkt vor die Pistole hängen kannst oder eben beide Kompr. vor der vorhandenen Luftaufbereitung zusammenschliessen.

zu 2: s.o.

zu 3: Egal wie groß dein Kessel ist, und wenn er 10.000L fasst, wenn das Nachfüllen nicht gewährleistet ist, machts wenig Sinn. Hast du ja auch bereits selber realisiert.

Bei einem (oder mehreren) unterdimensionierten Kompr. gebe ich auch noch eine erhöhte Lärmemission durch ständiges laufen zu bedenken.
Weiterhin ist es zumindest meiner Ansicht/Erfahrung nach so, das je kleiner der Kompr., desto weniger sind die in Sachen Kühlung, Ölmenge, Ölfilterung etc. auf Dauerlast ausgelegt, somit erhöhter Wartungsaufwand und/oder Verschleiß.

Wenn der V2 wenigstens komplett wäre (also zumindest mit Antrieb) und du dann noch einen dritten Kompr. mit +/-200l/min hättest und alle drei zusammenschaltest, wärst du Kostenmäßig und l/min sicher eher im grünen Bereich.

Zum zusammenschalten mehrerer Kompressoren vs. einem großen Kompressor gabs bei YouTube das ein o. andere, auch mit Rechenbeispielen "wieviel Luft für wieviel Geld". Meiner Erinnerung nach können sich bei der Anforderung "Sandstrahlen" drei kleinere/günstigere Kompr. gg. einen großen Kompr. mit gleicher Leistung durchaus rechnen, aber zumindest mit den jetzt bei dir vorhandenen geht es sich nicht aus.

Also ich würde - und danach fragst du ja - mich wie gesagt nach einem großen Kompr. umschauen oder zumindest noch 2 weitere in der Art wie den vorhandenen grünen.
Kompressoren dieser Größe gibts gebraucht doch zu recht übersichtlichen Preisen. Wird wohl kaum teurer als ein 3Kw-Motor plus Fittinge/Leitungen plus Kleinkram etc. um den V2 zum laufen zu bringen und dann ist immer noch nicht genug Luft da.

Gruß
Andreas
Genießt die Zeit zwischen den Windeln!

Schon mal was von Leinöl gehört? Leinöl Richie?
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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

Danke für Deine klaren Worte, Andreas! Es ist immer hilfreich, Tips von jemandem zu bekommen, der schon herausgefunden hat, was alles nicht funktioniert.

Werde mal schauen, was mir in den Kleinanzeigen so begegnet.

Inspirierend fand ich dieses Video, wo jemand 3 von den 167 l/min W50 Verdichtern mit einem einzigen Motor antreibt. Auch wenn der Wirkungsgrad sicher nicht auf aktuellem Stand der Technik ist, gelten die Teile als unverwüstlich, da sie auf Dauerbetrieb in LKWs ausgelegt sind. Da hat der Marlon schön kompakt gebaut:

https://www.youtube.com/watch?v=c-jkFgvlenA

Wenn die Druckleitung noch einen ordentlichen Wärmetauscher + Lüfter dranhätte, würde ich die Konstruktion "perfekt" nennen. Zylinderkühlung fehlt auch noch.

Für alle Mitleser: Ich habe mich letzte Nacht noch in das Thema Druckluftaufbereitung eingelesen, da ich da noch Wissenslücken hatte. Wenn es jemanden interessiert, kann ich diese Abhandlung hier sehr empfehlen:

http://www.drucklufttechnik.de/www/temp ... itel05.pdf

Es ist überraschend, welche Wassermengen durch die Taupunktverschiebung tatsächlich anfallen und irgendwie wieder abgeschieden werden müssen.

Beste Grüße,

Helmuth
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Beitrag von Grissianer »

Hallo
Ich würde mich nach einem Jenbach Kompressor mit Diesel umschauen.
Die älteren, noch runden Typen, sind nicht lärmgedämpft, die Neueren auch bereits 30 Jahre alten aber schon.
Eines haben beide gemeinsam: Luft für blos eine Sandstrahldüse ist immer genug vorhanden und im Verbrauch kosten die praktisch nichts (2-3 Liter /h).
Hier schreib ich aus Erfahrung, ich hab schon viel damit gearbeitet.
Meistens gibts da auch noch Bohr- und Abbruchhammer dazu, beides im Zusammenhang mit einem solchen K. sehr sinnvoll.

Gruß Anselm
Was ich mir nicht zutraue werde ich niemals lernen!!
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Max Schreiegg
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Beitrag von Max Schreiegg »

Hi Helmuth,

zum Thema Luftmenge und Kompressor wurde das relevante m.R. schon gesagt - der Kompressor muss zur Aufgabe passen.

Ein alter Baukompressor oder ein Rotationsverdichter (Hydrovane) kann durchaus mal sehr preiswert zu haben sein und liefert dir genügend Luft. Manchmal gibts auch gebrauchte Schrauben sehr günstig, aber die sind oft ziemlich fertig. Große alte Kolbenkompressoren (zusätzliche Namen: Alup, Blitz, Kaeser) gibt es, wie schon erwähnt, z.T. spottbillig - und die werden vermutlich nie kaputtgehen, wenn sie genügend richtiges Öl und Kühlluft haben - u.A. der langsamen Drehzahl sei dank.

Gruß und viel Erfolg,
Max
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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

Danke für alle Links und Hinweise.

Eine Frage hätte ich noch: Gibt es außer einem FU eine andere Möglichkeit einen "Sanftanlauf" für einen Drehstrom-Asynchronmotor zu realisieren?

Beim V2 sind die bewegten Massen recht hoch und da qualmt jedesmal der Riemen beim Anschalten des Motors.

Motorwippe mit elastischer Vorspannung?

Und noch etwas: Beim Sandstrahlen in der Kabine werden ja weggepustete Holzstückchen wieder mit angesaugt und verstopfen ggf. die Düse. Was kann man da machen, außer regelmäßig das Stahlgut auszutauschen oder zumindest durchzusieben?

Beste Grüße,

Helmuth
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Jurriaan
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Beitrag von Jurriaan »

Es gibt softstarter. zB von Siemens. Ebay hat viele davon.
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