Meine Bank ist zu klein, um ein Heft zu drechseln...

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Helmuth
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Meine Bank ist zu klein, um ein Heft zu drechseln...

Beitrag von Helmuth »

Hallo Drechslerbande,

mein Lieblingsmetaller hat mir heute ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert, als er mir diese solide Aufnahme für den großen Martel Haken übergab. :-)
Er meint, ich soll mir endlich selbst eine Drehbank kaufen und ihm nicht ständig mit Spezialanfertigungen auf den Sack gehen...

Bild

Nun ist meine Bank leider zu kurz, um da einen angemessenen Griff dafür zu machen. :heul Muss ich mal beim Nachbarn Matthias R. anklopfen, ob ich das auf seiner langen Kreher machen kann.

Mir fehlt noch eine Idee, wie ich das Heft dann zentrisch ausbohre. (Bohrer in den Spindelstock wird wohl wegen Überlänge nicht gehen.) Vorschläge? Als Material ist Esche vorgesehen. Wie tief sollte die gezeigte 24 mm Aufnahme ins Holz gehen? Reichen 15 cm, oder besser mehr? Die Aufnahme + Haken ist knapp 70 cm lang. Den Griff wollte ich ungefähr doppelt so lang machen, wie den maximalen Überhang vom Werkzeug. Also bei verbleibenden 55 cm maximale Arbeitstiefe (70 cm Gesamtlänge - 15 cm eingelassene Länge) ca. 110 cm.
Klingt das nach einem guten Plan?

Beste Grüße,

Helmuth
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Jurriaan
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Beitrag von Jurriaan »

Auch Ändu drechselt nicht mit 55 cm Überhang - er benutzt ein Linearlager, und dann hat sein Pitbull eine Spandickenbegrenzer - dein Haken nicht.
Ich würde, auch wenn der Griff 3 meter länge wäre, nicht so tief damit drechseln. So bei 30 cm wäre es schon ziemlich tief. Das sind natürlich 30 cm gemessen 'Ab Handauflage', also vielleicht (viel) mehr als 30 cm 'Ab Rand der Vase' bei guten Handauflage :mrgreen:

Wenn am Ende solche Kräfte auftreten, das 10-15 cm einlassen nicht reicht, dann kannst du dir deine Haken vorne auch nicht kontrolieren!

Ich würde es mal versuchen mit ein Griff von 50-60 cm, und mal sehen wie das so geht. Wenn das nicht reicht, kannst du immer noch ein längeren machen, ja?
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Ralph
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zu klein

Beitrag von Ralph »

Hallo Pit,

soo klein ist Deine Bank ja nun auch nicht!

Also:

1) zentrisch bohren: Loch in Vierkant bohren (zB mit Schlangenbohrer), 10 bis 15cm reichen allemal
2) Hilfsfutter drechseln, das einen kleinen Zapfen (DM = Bohrerstärke) hat, es reichen 2 cm Zapfenlänge
3) Heft mit Loch Richtung Spindelstock/Hilfsfutter einspannen und rund machen (voilá, schon ist´s zentrisch) und
4) Heft auf maximale Länge in der gewünschten Form drechseln

Ausprobieren, gegebenenfalls kürzen

Und @Jurriaan: schau mal den Andre Martel an, der hat auch einen großen......

Bild
Bild aus diesem Video, entstanden bei den Magma-Vorführtagen

Frohes Schaffen
:-)

Ralph (Exilbayer)
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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

@ Jurriaan, ich versuche, mich an die Empfehlung des Erfinders zu halten. Schau mal hier

https://vimeo.com/82587061

ab ca. 1 h: 12 min: 15 s spricht er über den Sinn (die Notwendigkeit) von einem langen Heft. Ich gedenke nicht, den Überhang sofort voll auszunutzen. Ich taste mich - wie bisher - an die Grenze dessen, womit ich mich noch sicher fühle. Und ich bin optimistisch, dass im Fall des Falles der Haken einfach abbricht, wenn der Hebel lang genug ist.

Ich finde, man kann einen Pitbull und das MHT (Martel Hook Tool) nicht wirklich vergleichen. Letzeres (in der großen Version) ist nur für wirklich frisches nasses Längsholz geeignet, der Pitbull ist da deutlich universeller (so mein Eindruck).
Mit Ändus Schneidkopf kann man außer eingewachsenen Metallteilen alles drechseln, soweit ich das mitbekommen habe... ;-)

Linearlager wird mit Haken wohl nix werden, da man das Werkzeug leichtgängig drehen muss. Ich dachte an einen Zapfen in der Handauflage zum Stabilisieren bzw. als Drehpunkt.

@ Ralph: Geile Idee, danke, das sollte selbst auf meiner Bank funktionieren! Übrigens: Deine alte Säge ist eine Diva, aber ich habe ihr Manieren beigebracht. Nach nur 2 Tagen Bastelei tut sie, was sie soll. Merci nochmal.

Grüße in die Runde, H.
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Eisbär
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Beitrag von Eisbär »

Hallo Helmuth,


hier meine Lösung (Die Kommentare dass das Werkzeug nicht funktionieren soll sind Blödsinn, sorry!! Seit 3 Jahren beweist es mir das Gegenteil :?oh ) Das Heft ist zuerst gebohrt ca. 6 -8 cm dann zwischen den Spitzen durchgängig auf Maß gemeisselt und am Schluß das verzinkte Wasserrohr draufgedrückt bzw. geschlagen. Das Rohr dient als Schloß, zur Stabilität und als Auflage:

viewtopic.php?p=247610#247610

Seit über 3 Jahren in Betrieb und ich kann ca. 50 cm tief damit. Das Teil auf der Bank ist ohne Lünette mit diesem Werkzeug ausgehöhlt:

viewtopic.php?p=329728#329728

Viel Erfolg

Josef
Der Eisbär Bild

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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

Nach ein paar Versuchen, habe ich jetzt das für mich optimale Griffdesign für die Haken gefunden. Hier mein kleiner Martel:

Bild

Und das hier wird der große:

Bild

Ich mache es erstmal so, wie von Jurriaan angeregt. Wenn der Griff abbricht oder sich als zu kurz herausstellt, kann ich immer noch einen größeren und dickeren machen.

Mit dem Zentrumsloch werde ich es mal so probieren, eine Ständerbohrmaschine zu nehmen, einen Laserpointer ins Futter zu spannen, damit einen Lichtkreis auf den Fußboden zu projizieren, einen Dorn in dessen Mitte zu befestigen, dort das Heft draufzustellen und dann zu versuchen, das zu bohren, während 2 weitere Personen in X - und Y-Richtung gucken, dass Bohrer und Heft eine Linie bilden. Ich werde berichten, wie das ausging...

Grüße,

Helmuth
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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

...und das Heft für den Wiedemann Haken habe ich mit den neu gewonnenen Erkenntnissen auch optimiert.

Bild
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Falk
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Beitrag von Falk »

Hallo Helmuth,

mit Interesse habe ich Deinen Beitrag verfolgt. Du hast geschrieben, der Griff wurde oiptimiert. Bezieht sich das auf die Länge oder die Griffform? Benutzt du den Griff in verschiedenen Griffpositionen? Andernfalls kann ich mir die Abstufungen nicht erklären.

Ich bin auf Infos gespannt.

Viele Grüße aus dem Vogtland,

Falk
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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

Hallo Falk,

ich habe verschiedenste Griffformen gedrechselt und diese dann blind in die Hand genommen. Ich habe mich für die Version entschieden, die "saugend" in meine Hand passt - wo sich beim Anfassen sofort ein sicheres Wohlgefühl einstellt. Schließlich verbringe ich tendenziell viel Zeit mit dem Werkzeug - also ist die Ergonomie wichtig. Und was gut aussieht, fasst sich nicht zwangsläufig gut an. Aber "function first", die Funktion geht vor bei einem Werkzeug.

Grundsätzlich: Da der Haken ziehend benutzt wird, sollte die Griffstelle hinten dicker sein, als vorn - so kann man ihn mit minimalem Kraftaufwand führen bzw. ziehen. Für mich geht das mit einem Kegelstupf mit Tendenz zu einem leichtem Karnies am besten. Ich habe auch die Form probiert, die auf dem Martel Foto von Ralph zu sehen ist - sieht schön aus, aber liegt nicht so gut in meiner Hand.

Je nach Überhang / Schnittiefe ist einer der 3 Kegelstümpfe in der richtigen Position, um das Werkzeug entspannt am Körper zu führen. Bei meiner Bankhöhe und Körpergröße ist das ungefähr auf Höhe meiner untersten Rippe. Werkzeug am Körper + Hand am Körper = maximale Kontrolle.
(Muss gerade an Heiner Stephani in Olberhau denken. Er riet dazu, den Meißel am Bauch zu führen. Gelächter im Publikum, weil er einen kleinen Wohlstandsranzen hat. Seine Reaktion: "Wer keinen Bauch hat, führt das Werkzeug eben am Körper...")

Bei großen Überhang oder schwierigem Holz mit vielen Querästen beuge ich leicht meine Knie und klemme mir das Ende vom Griff unter die Achsel. Auch das geht bestens mit der Konusform. Mit der rechten Hand greife ich den Haken dann weit vorn an der Zwinge, um dort durch drehen zu lenken bzw. "Gas zu geben", während ich die Stabilität mit meinem Oberarm sicherstelle. Also ist der Durchmesser hinter der Zwinge auch wichtig und sollte zur eigenen Hand passen.

Je länger der Griff, umso mehr Abstufungen - also Griffmöglichkeiten - braucht es, um das Werkzeug immer gleich führen zu können. Dies erleichtert es, den einmal (unbewusst) gelernten Bewegungsablauf immer wieder anwenden zu können - egal welchen Haken man benutzt und egal, vieviel Überhang man hat. Ergebnis: Entspannte und sichere Führung, Freude beim Arbeiten und reproduzierbar saubere Ergebnisse.
Siehe zu diesem Thema https://de.wikipedia.org/wiki/Bewegungslernen

Ich hoffe, dies beantwortet Deine Fragen.

Viele Grüße,

Helmuth
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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

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Spänemacher
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Beitrag von Spänemacher »

Starke Bilder, Helmuth! :klatsch:
Griasli Thomas
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Matthias R
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Beitrag von Matthias R »

Hallo Pit,
wenn Du eine Lünette hast, warum bohrst Du da nicht auf Deiner Bank??? Wenn rechts neben Deiner Bank Platz ist, kannst Du mit Kanonenohrer, Löffelbohrer... gut tiefe Löcher bohren.
Ich habe den Beitrag leider erst jetzt gelesen. Mußt halt mal anrufen oder vorbei kommen. Für einen Kaffee reicht die Zeit immer!
Beste Grüße Matthias

Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun. (Molière)
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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

Hallo Matthias,

weil ich keinen Einlippentieflochbohrer habe und einen 24er schon gar nicht. Das musste mit einem Spiralbohrer gehen und allein und ohne Spiegel kann ich ja nur in einer Linie fluchten...
Habe eine Ständerbohrmaschine auf der Bank befestigt, den Bohrkopf um 90 Grad gedreht und die Bohrachse mit eingespanntem Laser auf den Fußboden verlängert. Dort in das Zentrum vom Lichtkreis eine Schraube gesetzt und den Heftboden darauf zentriert. Ging gut.

Habe schon eine 40mm Haltestange bestellt für ein noch biegesteiferes Werkzeug. Da soll dann ein 1,50 m Heft ran. Wenn Holz, dann komme ich gern wieder auf einen Kaffee vorbei. :-)
Vielleicht wird es aber auch ein Rohr (teilweise) mit Bleischrot gefüllt zur Schwingungsdämpfung, mal schauen, ob sich das bewährt und ob man das Werkzeug dann noch alleine hochheben kann... ;-)

Beste Grüße,

Helmuth
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robs#97
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Beitrag von robs#97 »

Helmuth hat geschrieben:

Linearlager wird mit Haken wohl nix werden, da man das Werkzeug leichtgängig drehen muss. Ich dachte an einen Zapfen in der Handauflage zum Stabilisieren bzw. als Drehpunkt.
Grüße in die Runde, H.
Doch geht, meine 25er Welle lässt sich im Linearlager drehen, zwar etwas strenger als frei, aber geht

Gruß Robert
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