Welches Ausdrehwerkzeug ist das Richtige für mich?

Eure Erfahrungen mit Drechselwerkzeugen

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woodworks
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Welches Ausdrehwerkzeug ist das Richtige für mich?

Beitrag von woodworks »

Guten Abend,
ich lese hier seit 2h im Forum herum und komme zu keinem Ergebnis, der eine arbeitet damit gerne der andere damit, in den Produktvideos sieht jedes Ausdrehwerkzeug super einfach zu bedienen aus...
Folgender Fall: Ich bin Drechselanfänger, zwar kein blutiger Anfänger, aber allzu viel Erfahrungen habe ich noch nicht sammeln können. Jetzt hab ich mir aber in den Kopf gesetzt, Trommeln aus dem Vollen drechseln zu wollen. Also nass vordrechseln, auf ~20mm Wandungsstärke, dann trocknen, und dann evtl fertig drechseln, wenns das ganze nicht zerrissen hat. Ist ein Experiment, wenns klappt ist das schön, wenn nicht, dann halt nicht.
Wie sieht so eine Trommel aus? Das ganze ist im Endeffekt ein Rohr mit 350mm Durchmesser, 100-200mm hoch. Eine "Dose ohne Boden", nur größer. Also muss ich nur Hirnholz ausdrehen, maximaler Überhang eben 200mm. Mein Plan bis jetzt ist, einen Großteil des Holzes mit der Kettensäge und/oder Säbelsäge wegzunehmen und dann mit einem Ausdrehwerkzeug den Rest zu machen.

Eigentlich hatte ich mich schon für den Wiedemann Ringschneider ( http://www.drechslertreff.net/werkzeuge ... php?v=n376 ) entschieden, aber anscheinend ist das nicht so einfach zu handhaben und braucht etwas Erfahrung.
Jetziger Favorit ist das Ausdrehwerkzeug vom Jockel ( http://jmader.de/entwicklungen/ausdrehwerkzeuge/ ), dazu dann einen Griff aus 30er Rundstahl in 600mm Länge oder sowas.
Evtl in Frage käme auch dieses Werkzeug von BTC: https://drechslershop.de/drechselwerkze ... kzeug.html

Jedenfalls bin ich ziemlich überfordert mit der ganzen Auswahl. Welches von diesen Werkzeugen ist denn am einfachsten/sichersten zu handhaben? Oder hat jemand einen besseren Vorschlag? Über eure Hilfe wäre ich sehr dankbar!

Grüße, Marian

Ps: Kennt eignetlich jemand das Elbo Tool von Tim Yoder? http://wtwtim.com/elbo.htm
Wohl nicht das richtige für meinen Anwendugszweck, aber trotzdem keine doofe Idee...
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Jurriaan
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Beitrag von Jurriaan »

Wenn es wirklich ein Rohr ist, würde ich nicht das ganze Innere wegdrechseln, sondern eine gerade Schalenstecher von Kelton benutzen und eine Cylinder mit etwa 300 mm Durchmesser ausstechen.

Diese vorher mit eine Planscheibe an ein M33 mitlaufende Körnerspitze festschrauben.
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Ralph
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Rolle

Beitrag von Ralph »

Hallo Marian,

Jurriaan hat Recht, nur wie machst Du nach dem Trocknen die Innenseite "schön"? Und das hat doch bestimmt Auswirkungen auf den Klang (Ändu?)

Gegenvorschlag:

Du drehst Dir eine Rolle, Zapfen an beide Seiten, stichst erst die rechte Hälfte ein (erst Abstecher, dann massiven Schaber, am Schluß Haken.) Bei 10 cm Tiefe solltest Du das mit einem ca. 4cm breiten "Schlitz" schaffen. Dann umdrehen und das Gleiche nochmal, lass aber in der Mitte einen Steg, also nicht ganz durch (sonst kannst Du nach dem Trocknen nicht mehr ohne Tricks spannen...)

Dann (nach dem Trocknen) fertig machen (wieder von beiden Seiten) und jetzt kannst Du durchstechen


Halt uns auf dem Laufenden
:-)

Ralph (Exilbayer)
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Hölzerkarl
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Welches Ausdrehwerkzeug ist das Richtige für mich?

Beitrag von Hölzerkarl »

Hallo Marian,
zwei gute Hinweise hat es schon gegeben.
Konkret kann ich dir auch keinen Vorschlag machen, was das
richtige Werkzeug für dein Vorhaben ist.

Vielleicht hilft ein Bild und ein Film über das Jockel-Ausdreheisen...

Den Griff habe ich selbst angefertigt
Bild

In diesem Film kannst du ca. ab Minute 2 das Werkzeug im Einsatz sehen
https://vimeo.com/183117211

Bitte halt uns auf dem Laufenden, wie es mit der Trommel weitergeht.

Beste Grüsse aus dem Werratal nach Germering

Der Karl
Klotzkopf
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Beitrag von Klotzkopf »

Hi

Ich denke das die Trommel etwas bauchig sein soll ?
Jedenfalls hat sie keinen Boden.
Da Du das meiste Holz entfernen musst, schlage ich folgendes vor.
Den Holz Klotz auf eine Planscheibe schrauben. Das erfordert deutlich mehr Länge wegen der Schrauben.
Wenn das vom Rohmaterial her nicht geht kannst Du auch einen Zapfen andrehen und ein Backenfutter verwenden.
Zunächst ein möglichst großes Loch mit einem Kunstbohrer ausbohren.
Ich habe schon frische Eiche mit 100mm Bohrer ca 350Tief gebohrt. Das war so ein Billgteil,
was durchaus brauchbar ist. Für tiefe Löcher verwende ich eine MK2 verlängerung und ein kleines Bohrfutter 0-10mm.
Das passt locker in die Bohrung. Nur muss man es häufig herausziehen und die Späne entfernen.
Den verbliebenen Rest der Wand dann mit einem Woodcut Schneider nach und nach wegnehmen.
Ändus Tool ist so ähnlich. kann aber durch die massivere Führung noch größere Teifen bearbeiten.
Dazu verwende ich eine Werkzeugauflage mit Bohrungen in die eine Gabel gesteckt wird.
Das kann man selber aus einem Flachstahl machen oder es gibt das auch fertig. Guxu "Irons tool gate"
Den Woodcut Schneidkopf halte ich mit einem Diamant-honing-tool scharf.
Es wird immer wenig Holz von innen nach aussen, mit der linken Kante des Kopfes geschitten.
Dann weiter rein die nächsten ca.5mm weg.
Zum Schluss kann man die Gabel so einstellen das der Schneidkopf links fast anliegt.
Es ist, mit etwas Übung, möglich den Kopf dann an der Wandung vorwärts - äh weiter rein- zu schieben,
wobei nur dünne Späne abgenommen werden. Der Kopf soll dabei vorne schneiden
Dazu verstell ich den Spanabweiser so, das die linke Schneide fast ganz abgedeckt ist.
Das macht eine fast glatte Wand. :mrgreen:
Wen das Ding soweit fertig ist das "Rohr" abstechen.
Das ist unbedingt nötig, da das Holz im Umfang mehr schrumpft als im Durchmesser.
Ein Boden führt bei solchen Formen (Mehr breit als hoch) unweigerlich zu Rissen in der Wandung.
Nach dem Trocknen muss man sich passende Holzscheiben drehen um das Rohr wieder spannen zu können. Mir schwebt da verschiedenes vor.

http://www.shop.woodcut-tools.com/section.php?xSec=2

Äh Tim Yoder's Führung für Tassenstahl guxu auch Simon Hope
http://hopewoodturning.co.uk/hollowing_jig_27.htm

Diese Werkzeuge gibts bei den Werbepartnern.

Große Vase aus Robinie ca.220D 300h
lBild
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Helmut L
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Bernie01
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Beitrag von Bernie01 »

Hallo Marian,
da haste dir aber was im Kopf gesetzt.
Wenn du oben in der Forensuche mal den Begriff Banjo eingibst,dann siehst du mal wie ich den Korpus für solch ein Instrument drechsle.Das alles aus einem Stück ist nichts aber es soll ja auch nur mal eine Anregung sein wie man es auch evt.anders machen könnte nämlich aus Segmenten zusammen leimen.
Und dafür arbeite ich nur mit einer 13mm Schalenröhre.

gruß Bernie
woodworks
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Beitrag von woodworks »

Guten Abend!
Ich glaube, ich besorg mir mal so ein Eisen vom Jockel und schaue, wie weit ich damit komme. Einen Schalenstecher gibt das Budget gerade nicht her.

Gespannt wird das ganze eh mit einer Planscheibe, auf die eine große Multiplexplatte aufgeschraubt ist. Durch die MPX-Platte wird dann einfach in den Rohling geschraubt. Durchmesser der MPX-Platte entspricht meinem finalen Durchmesser nach dem Trocknen, dann sehe ich während dem Drechseln ganz gut wie weit ich bin, ohne dass ich ständig nachmessen muss. Ganz am Ende wird die Trommel dann einfach abgestochen. Das kostet mich zwar 20mm in der Höhe der Trommel, erspart mir aber viel Ärger beim Spannen.

@Bernie: mit Segmenten mach ich das schon länger (wenn auch nicht auf der Drechselbank), auch in Fassbauweise. Hier gilt jedoch die Regel: "Leim klingt nicht". Je weniger Fugen ich an einer Trommel habe, desto besser sollte sie klingen. Massiv aus einem Stück ist die Königsklasse. Anbei mal ein paar Bilder meiner Trommeln.

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Wer errät die Holzarten?
woodworks
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Beitrag von woodworks »

So,
das Eisen vom Jockel funktioniert gut, habe mir einen passenden Griff aus Amaranth in ~60cm Länge gedrechselt.
Für einen ersten Versuch schaut das doch ganz gut aus (nur die Schalenröhre war etwas stumpf, aber es ist ja auch nur grob vorgedrechselt). Jetzt muss ich nur hoffen, dass der Kessel ohne Risse trocknet. Es bleibt spannend!

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MarkusN
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Beitrag von MarkusN »

Hallo Marian,

Ich habe vor einigen Jahren fünf Snaredrums für meinen Sohn gebaut. Die Kessel habe ich jeweils verleimt; teilweise auch in "Fassbauweise" . Dann erst außen zwischen zwei Scheiben gedreht und anschließend den Korpus in ein Holzfutter geklemmt. Innen bis zur Mitte gedreht und dann gewendet. Damals habe ich das Maintortool benutzt. Ich hoffe, dass Dein Kessel rund bleibt.
Ich hänge mal ein paar Fotos an.

Beste Grüße

Markus



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ändu
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Beitrag von ändu »

Hallo Marian

Trommeln aus Einem Stammstück zu drechseln ist meine Spezialität und mache es schon seit einigen Jahren.

Wichtig bei deinem Rohling ist jetzt, dass du unbedingt die Kante oben und unten vor dem direkten Trocknen schützt, sonnst hast du verlohren!

Ich macche das jehweils mit dem Hellbraunen Mahlerkrepp, dieses spanne ich etwa einen Cm aussen am Körper dreimal rum und klebe es über den Rand gegen innen.

Hier noch ein alter Bericht von mir
viewtopic.php?t=30588&highlight=taiko
Oder
viewtopic.php?t=12249&highlight=djembe

Wenn du noch fragen hast melde dich über Pn.

Schöne Grüsse Ändu
Eure Meinung und Kritik ist meine Motivation. :o)
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