Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Eure Fragen, Tipps & Tricks zur Lagerung von Holz und Rohlingen

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Mr. Turner
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Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Beitrag von Mr. Turner »

Halo alle zusammen.

Ich habe das Problem dass meine Holzrohlinge trotz Behandlung mit Anchorseal reißen. Was mache ich falsch?

Zu den Gegebenheiten: Holz wurde im Januar/Februar geerntet; verschiedenste Holzarten: Ahorn, Hasel, Eiche, Kirsche, Weide...; Zuschnitt erfolgte zu Blöcken verschiedener Größe und zu Halbstämmen für Schalen, Kern/Markröhre wurde meist komplett entfernt außer bei kleineren Durchmessern die nur in der Mitte geteilt wurden; die Teile wurden teilweise direkt nach dem Einschnitt, spätestens aber 1-2 Tage danach mit Anchorseal behandelt (einmaliger Anstrich Hirnholz + Randbereich); gelagert wird das Holz in einem dreiseitig geschlossenen Unterstand, windgeschützt und sonnengeschützt

Ein Drittel des Lagerbestands ist bereits gerissen und ich habe die Befürchtung das dass so weiter geht.

Was könnten Fehlerquellen sein?

1. Reicht ein Anstrich Anchorseal aus oder sollte ich 2 oder mehrmals bepinseln?

2. Sind die Stücken vielleicht teilweise zu Groß dimensioniert? (Die Stämme hatten mitunter 60cm dm, entsprechend große Teile habe ich geschnitten > (großes Volumen = mehr Spannungen??)

3. Kann ein kontinuierlicher Luftzug (in dem Fall starker Wind) über 2 Tage ausreichen um das Holz reißen zu lassen? (...Starkwind hatte ein Seitenteil des Unterstands weggeblasen als es noch nicht befestigt war)

4. Hängt es vielleicht einfach mit der aktuellen Wetterlage zusammen? (trocken, warm, windig)

Hier noch ein paar Beispielbilder. Die Risse sind auch leider nicht nur oberflächlich sondern haben in den meisten Fällen das Stück unbrauchbar gemacht da sie sehr tief oder/und komplett durchgehend sind. :heul :heul :heul
...
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Danke schonmal für etwaige Tipps
und traurige Grüße
Roy
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Bioschreiner
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Re: Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Beitrag von Bioschreiner »

Hi Roy

Genau Punkt 3 ist wahr.

Zudem das anhaltende trockene Hochdruckwetter.
Da knallt bei mir im Holzlager ( Scheune ) schon länger gelagertes Holz.

Dein Lager wird sich vermutlich durch zu starke Sonneneinstrahlung aufheizen.

Grüße
Bio
uwe
Zuletzt geändert von Bioschreiner am 19.04.2020 - 22:34:47, insgesamt 1-mal geändert.
Ich liebe das Holz - aber liebt es mich auch?

Laß mich - ich kann das ... oh - kaputt!!!
remus
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Re: Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Beitrag von remus »

Moin Roy

es ist ja nicht so, daß nur mit Anchorseal alle Risse zu vermeiden sind
mir ist immer unverständlich wenn das Holz schon auf das Endmaß gekürzt eingelagert wird,
also etwas länger lassen und dann später zuschneiden

Viele Grüße
Rolf
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Erick
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Re: Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Beitrag von Erick »

..... ein Begriff für das Reissen wurde noch nicht genannt, zu geringe Luftfeuchtigkeit, dazu Wärme und Wind und ab geht die Post.
Ich streiche die Hirnholzseiten meiner frischen Drechselhölzer 3 X ein mit Ancorseal.
Ancorseal ist natürlich keine Garantie, dass Hölzer nicht reissen. Wenn ich früher viel frisches Drechselholz hatte, habe ich oft wochenlang nur Schalen, Teller, Vasen usw. vorgedreht um so viel Holz wie möglich zu retten!

Erick
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drmariod
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Re: Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Beitrag von drmariod »

remus hat geschrieben: 20.04.2020 - 08:37:22
es ist ja nicht so, daß nur mit Anchorseal alle Risse zu vermeiden sind
mir ist immer unverständlich wenn das Holz schon auf das Endmaß gekürzt eingelagert wird, also etwas länger lassen und dann später zuschneiden

Aus nem Buch von Richard Raffan habe ich mir eingeprägt, dass man die Stämme nach dem Aufsägen doppelt so lang wie breit lässt für einen Rohling, und 3 mal so lang wie breit für 2 Rohlinge... Also bei nem 30cm breiten Stamm, 90cm lang schneiden. Dann bekommt man nach dem trocknen 2 Rohlinge und hat 2x 15cm Verschnitt wegen Rissen.

Wenn ich so durch meinen Stapel Holz schaue, würde ich das genau so unterschreiben und ich bin immer wieder fasziniert, wenn ich die Bilder von anderen Drechslern sehe (bei [mention]Hölzerkarl[/mention] ist mir das öfter aufgefallen), dass da immer Rohlinge so breit wie lang geschnitten wurden und scheinbar rissfrei trocknen.

Viele Grüße
der Mario
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chrilu
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Re: Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Beitrag von chrilu »

Servus

Ich würde sagen alle deine Vermutungen treffen zu.
Zum Anchorseal:
Ich tunke, wenn ich es verwende, die Enden 2 mal in einem Kübel ein. Dadurch bildet sich eine recht dichte Schicht.
Du hast so wenig verwendet das man von Geldverschwendung reden kann.

Die Länge:
Ich lasse Holz solange es für mich möglich ist, Transport Gewicht Lagerung,
Du kannst auch unter guten Bedingungen davon ausgehen das Holz einige Zentimeter von jeder Seite einreißt. Bis 15 cm sind ganz normal.
Wenn dein Teil jetzt 40 cm Lang ist, bei einer Breite von 30 cm wird es sicher durchreißen.
Hast du eine Bohle mit 2 Metern sind die 30 cm Rissverschnitt gut verkraftbar.

Dein Holzunterstand:
Wenn dir der Wind die Seitenteile wegweht dann sage ich mal ist dein Holz zu gut belüftet.
Und die Trockenheit und Wärme der letzten Wochen tut ihr übriges.
Liebe Grüße aus Österreich

Christian

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Holzpeter
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Re: Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Beitrag von Holzpeter »

Hallo Roy,

Punkt 3 war sicher ein wichtiger Faktor für das Malheur.

Mir ist aber noch etwas aufgefallen - der Fällzeitpunkt.
Februar ist definitiv zu spät.
Da stehen die meisten Bäume schon gut im Saft.
Durch den extrem milden Winter, kann das diese Jahr auch schon im Januar begonnen haben.
Die Pappeln auf meinem WS-Gelände hatten jedenfalls Mitte Januar schon sehr dicke Knospen.
Bei den Obstbäumen und der Eiche ist mir das zwar explizit nicht aufgefallen.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass auch die im Januar schon im "Frühlings-Modus" waren.
Die besten Erfahrungen hatte ich bisher mit Holz, was im (Spät)-Herbst gefällt wurde.
Ideal ist wohl November/Dezember wobei September und Oktober auch nicht ungünstig sind.

Bei Schalen finde ich es generell am günstigsten sofort vorzudrehen, Hirnbereiche mir Anchorseal versiegeln (innen und außen) und anfangs möglichst kühl und unbedingt zugfrei laaangsam trocknen zu lassen - dabei öfter kontrollieren.
Feine Risse kann man oft noch mit Sekundenkleber stoppen, Schimmel ggf. mit Essigessenz (25%ig) abwaschen.
Die beste Ausbeute (fast 100% rissfrei) hatte ich mal bei einer Aktion, bei der so knapp 40 Schalenrohlinge ("bombiger Ahorn" --> Forensuche) anfielen.
Diese habe ich draußen, unter Dach in einen grooooßen Karton (3 wellig, da war mal ein großes Laborgerät drin verpackt) locker-luftig eingestapelt.
Der Karton stand etwas erhöht, d.h. ohne Bodenkontakt.
Das ganze fand im November statt und ich habe die Schalen bis zum nächsten Herbst im Karton gelassen und dann herein geholt.

Hölzerne Grüße
Peter :-)
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Mr. Turner
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Re: Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Beitrag von Mr. Turner »

Hallo zusammen,

und danke für die schnellen und hilfreichen Antworten.

Tja, wenn ich mir eure Kritik und eure Tipps so durchlese muss ich das Ganze wohl unter "Lehrgeld gezahlt" verbuchen und für die Zukunft einiges ändern.

Da mir das Holz durch die Stürme Anfang des Jahres beschert wurde, hatte ich nicht sehr viel Zeit mich vorzubereiten. Ich musste die Stämme nach Hause holen, zügig aufarbeiten wegen ziemlich schnell einsetzender Rissbildung und zeitgleich musste ich einen Unterstand bauen.

Trotzdem bin ich die Sache ja nicht völlig unbedarft angegangen. So habe ich doch versucht entsprechendes Wissen aus Büchern, Internet und hier aus dem Forum umzusetzen um der Ernüchterung vorzubeugen. Drechselholz zu trocknen scheint aber wohl eine `Wissenschaft` für sich zu sein bzw. einfach viel Erfahrung zu benötigen.

Ich werde mir eure Ratschläge zu Herzen nehmen und für zukünftige Aktionen versuchen anzuwenden.

Wenn noch jemand andere Erfahrungswerte mit mir teilen möchte nehme ich diese gerne dankend an.

ernüchterte Grüße und

:danke:

Roy
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Re: Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Beitrag von Rainer Wächter »

Moin Roy,
wenn es nur darum geht ein paar Wochen zu überbrücken, bis die Stammabschnitte unters Messer kommen,
dann parke ich diese solange luftdicht in Plastikmülltüten.
Das hat bisher immer funktioniert.
Schimmel lässt sich meist vermeiden, indem der Plastiksack einmal tgl. umgestülpt wird (Innenseite nach außen).

Gruß,
Rainer
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Leubi
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Re: Anhorseal...oder wie es trotzdem reißt

Beitrag von Leubi »

Hallo Roy,
noch eine kurze Anmerkung zu Deiner Schlussfolgerung, dass das Holz durch die Risse "unbrauchbar" geworden sei. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kleinere Trocknungsrisse bei Schalen durchaus ihren Reiz haben können, z.B. wenn man seitlich zum Riss kleine Löcher durch das Holz bohrt und die Löcher z.B. mit einem dünnen Lederbändchen über kreuz (wie Schnürsenkel) verbindet und mit einer kleinen Schleife abschließt.
Zudem können kleinere rissfreie Holzteile immer noch für kleine Arbeiten, z.B. Tannenbäumchen von Nutzen sein.

Gruß
Leubi Rainer
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