Fragen zu Verarbeitung/Lagerung eines Stammabschnitts

Eure Fragen, Tipps & Tricks zur Lagerung von Holz und Rohlingen

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YoGie
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Fragen zu Verarbeitung/Lagerung eines Stammabschnitts

Beitrag von YoGie »

Hallo liebe Drechslerinnen und Drechsler,

ein frohes neues Jahr wünsche ich.
Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, einen Stammabschnitt Zwetschge mitzunehmen. Er ist zwischen 22cm bis 32cm im Durchmesser und ca. 66cm lang. Eigentlich ideal um mal eine Schüssel in ansprechender Größe zu drechseln in der Zukunft dachte ich. Als Drechselanfänger ist das erste Mal, dass ich direkt Rundholz verarbeite. Der Stamm ist schon länger gefällt und lag hauptsächlich im Freien teilweise auch unabgedeckt, wenn ich das richtig verstanden habe. Um mir einen Überblick zu verschaffen, habe ich den Stamm auf dem "Balkonsägewerk" ;-) erstmal mittig aufgetrennt.

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Die letzten 10cm habe ich dann aus Faulheit gespalten. So sieht das Ganze dann aus:
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2020-12-31 16.43.56.jpg (144.09 KiB) 2422 mal betrachtet

Zur Information: die Stücke liegen nicht gespiegelt sondern gedreht. Man sieht den einseitigen Wurmbefall in der Markröhre und dort auch einen leichten Riss der sich durch die ganze Länge zieht. Sonst sind mir eigentlich keine Besonderheiten aufgefallen.
Jetzt würde ich gerne mal von Euch wissen, was ich als nächstes tun sollte.

Könnten da Schüsseln mit vollem Durchmesser möglich sein? Oder als Brennholz verwerfen?
An beiden Seiten ablängen und versiegeln? "Grün" vordrechseln oder lagern witterungsgeschützt im Außenbereich oder eher im Keller?

Leider kann ich über die Restfeuchte mangels Messgerät keine Aussage treffen.

Ich würde mich über ein paar Tipps freuen. Vielen Dank im Voraus.

Johannes
Grissianer
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Re: Fragen zu Verarbeitung/Lagerung eines Stammabschnitts

Beitrag von Grissianer »

Hallo
Ich würde die Abschnitte zu Kanteln aufschneiden und daraus Pfeffermühlen machen. Du kannst auch gleich Walzen drehen und dabei die Faulstellen wegschneiden dann die Enden mit Ancorsel einstreichen und anschliesend langsam trocknen lassen. :prost:
Die Walzen sollten grob etwa 70mm Durchmesser haben denn sie verziehen sich noch und wenn möglich ohne den Splitt sein denn der reißt leicht bei Brunus Arten. Vorbohren des Rohlings verhindert noch besser das Reißen ist nachher aber schwieriger zu bearbeiten denn du bauchst auch komplette Teilstücke ohne Bohrung.
Falls es aber unbedingt Schalen sein sollen so ist es ratsam gleich im nassen Zustand die Schalen fertig zu drechseln und dann den Verzug dem Reißen den Vorzug zu geben. :mrgreen:
Eines ist auf jedem Fall gewiss. Das Holz ist schön aber es tut was es will, ist halt Brunus und das lässt sich nicht beherschen. :no
Gruß
Anselm
Was ich mir nicht zutraue werde ich niemals lernen!!
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Bernd Schröder
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Re: Fragen zu Verarbeitung/Lagerung eines Stammabschnitts

Beitrag von Bernd Schröder »

Moin!
Zunächst erstmal Respekt! >> Starkes Sägewerk
Abgassfrei und 1 MS + ganz viel Motivation
Das können nur noch die Wenigsten...

Amseln hat schon was geschrieben...

Auch ich würde jetzt gleich Schalen draus drechseln
Der Stamm ist ja schon halbtrocken, dadurch ist eine weitere Rissbildung
schon mal gemindert.
In jeder Stammhälfte könnten 2 Schalen passen, wobei ich vom Stammende
einiges abschneiden würde. >> Risse
2 Schalen dünn fertigmachen mit einer offenen Form, so das sich das Holz
der Spaanung durch das Trocknen entziehen kann.
>> Oberflächentrocken gleich Schleifen und behandeln und an einem kühlen Ort langsam trocknen
Eine der beiden Schalen würde ich als Naturrandschale machen...
...also einmal von der Kernseite und einmal von der Splintseite aushöhlen
Risse kann es trotzdem geben.

Die anderen beiden Rohlinge würde ich nur vordrechseln und in der vielen
Späne in einen Karton legen und über den Sommer in der Garage langsam trocknen lassen.

Viel Erfolg
Mit besten Grüßen aus der Heide!
Bernd
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SteffenM
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Re: Fragen zu Verarbeitung/Lagerung eines Stammabschnitts

Beitrag von SteffenM »

Hallo Johannes,

ich würde daraus Schalen vordrehen, die Rohlinge versiegeln und (am besten in eine Papiertüte verpackt) auf dem Balkon trocknen lassen, solange die Temperaturen niedriger als im Keller sind. Oder du machst dünnwandige Schalen fertig und lässt dich überraschen, welche Form sie annehmen.

Das Holz sieht auf jeden Fall sehr schön aus! Zum Verbrennen wäre es zu schade.

Schöne Grüße!
Steffen

PS: Dein Sägewerk hat was und sieht nach sehr viel Arbeit aus. Ich hätte den Stamm nur oben und an den Seiten ein paar Zentimeter eingesägt und dann gespalten. Beim Trocknen verzieht sich die Sägefläche eh, so dass ein glatter Schnitt kaum etwas bringt.
YoGie
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Re: Fragen zu Verarbeitung/Lagerung eines Stammabschnitts

Beitrag von YoGie »

Vielen Dank nochmal für die Antworten.
Die Säge ist eine selbstgebaute Klobsäge, solche wurden vorindustriell zum Furniersägen genutzt. Es gehen aber auch so kleine Stämmchen ganz gut. Hab es gemütlich gehalten und war in ner knappen Stunde durch. Wichtig ist das Sägeblatt stetig zu schmieren und natürlich Keile einsetzen. Den Sägeschnitt fand ich hilfreich beim Beurteilen des allgemeinen Zustands. Bei Gespaltetem erkenne ich da noch weniger. Hab auch weder Axt/Beil noch vernünftige Keile - Kettensäge sowieso nicht. Kommt vielleicht irgendwann noch...

Update:
ich habe heute mal ein bisschen abgelängt (diesmal mit 70er Gestellsäge). Leider ist es nicht ganz so wie erhofft.
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2021-01-02 20.45.34.jpg (122.06 KiB) 2074 mal betrachtet
Die morsche Stelle zieht sich komplett durch. Damit ist eine große Schale mit intakter Wandung wohl nicht mehr möglich. Oder könnte man das ausflicken?
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Auf der anderen Stammhälfte sieht es nicht viel besser aus. Hier ist der morsche Kanal weiter außen, dafür aber ein tiefer durchgängier Riss. Man könnte entlang des Risses aufsägen und in den größeren Abschnitt ein kleines Naturrandschälchen legen.
Oder halt doch einfach nur ein paar Kanteln schneiden. Schade ... Ich hatte von einer Schale mit 23cm Durchmesser und 10cm Tiefe geträumt.
Wenn jemand noch etwas zur bestmöglichen Nutzung hinzufügen möchte, gerne - ich habe da wie gesagt noch überhaupt keine Erfahrung.

Gut Holz

Johannes
seschmi
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Re: Fragen zu Verarbeitung/Lagerung eines Stammabschnitts

Beitrag von seschmi »

Hallo Johannes,

Schalen würde ich auf jeden Fall vordrechseln (mit Wandstärke 1/10 Durchmesser ungefähr), dann in die Mikrowelle, um Pilze und Würmer zu killen, und dann in den dunklen Keller, wo sie langsam trocknen, und hin und wieder wiegen. Wenn sich am Gewicht nichts mehr tut, ins warme bringen, noch ein bisschen fertigtrocknen lassen und fertigdrechseln.

So mache ich es mit Zwetschge, klappt oft, aber nicht immer. Das Holz ist schön, aber zickig.

Das Holz ist auf Photos schlecht zu beurteilen, man muss es anfassen und drehen können. Ich würde vermutlich versuchen, aus dem besten Stück eine flache Schale zu machen - eine flaches rissfreies Stück ist viel einfacher rauszukriegen als ein tiefes. Der Rest wird dann Schreiberlinge oder Mühlen, oder Wichtel...

Einfach mal probieren - Holzfehler geben Charakter, so lange die Risse nicht so sind, dass es auseinander fliegt.

Zwetschge sieht auch für recht kleine Schalen und Dosen gut aus, weil es so ein feines Holz ist. Im Gegensatz zum Beispiel zu Eiche, ich finde immer, Eiche braucht Masse und Wucht.

Auf keinen Fall den Halbstamm versuchen zu trocknen - bevor der trocken ist, haben die Pilze Zuckerwatte draus gemacht.

Man kann Holzfehler flicken, dazu findest Du viel im Forum, für Risse nehme ich Schellack, manchmal auch Epoxy. Man kann in größere Defekte auch Holzflicken einleimen. Ich nehme meist Kontrastfarben - wenn man versucht, die Farbe anzugleichen, sieht es aus wie „gewollt und nicht gekonnt“, außer bei Könnern, zu denen ich nicht gehöre.

Einfach mal probieren. Auf jeden Fall gewinnst Du Erfahrung, wenn’s gut läuft, gibt es eine oder zwei Schalen dazu...

Sebastian
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mascheck
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Re: Fragen zu Verarbeitung/Lagerung eines Stammabschnitts

Beitrag von mascheck »

Hallo Johannes, Respekt für dein workout und vielen Dank für die Vorstellung deines Balkonsägenwerks.

Das Spalten des Holzes hat aber auch Vorteile: es spaltet entlang des Faserverlaufs. Das ist für die weitere Bearbeitung oft sinnvoll, weil die Spannungskraft in den gespaltenen Teilen so gleichmäßger ist und die Trocknung dadurch weniger Verzug erzeugt.

Drechsler machen oft auch Drittels - Scheiter, damit bekommst du aus einem Stamm 3 Maxim große Walzen heraus

Bei Schüsseln weniger wichtig bei Kanteln/Walzen aber signifikant....

En paar Keile (da tun es welche aus Hartholz) und ein Vorschlaghamer sind eine sinnvolle Ergänzung.

Vorher vielleicht die Statik des Balkons und die Toleranz der Nachbarn abchecken...👹👹👹


Gruß Martin

Ich kann alles, bloß nix richtig :-L
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