Kirsche: Kanteln trocknen

Eure Fragen, Tipps & Tricks zur Lagerung von Holz und Rohlingen

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seschmi
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Kirsche: Kanteln trocknen

Beitrag von seschmi »

Hallo,

mir fällt es schwer, Kanteln aus Kirsche rissfrei trocken zu kriegen, wenn diese Kern und Splint enthalten.

Der Grund ist mir klar: Der Splint schrumpft stärker, und dann reißt es am Übergang. Schalenrohlinge können das durch Verformung ausgleichen, aber bei Kanteln gelingt das nicht. Das meiste Material, das ich kriege, ist aber auch nicht so groß, dass ich den Splint einfach entfernen könnte.

Ich versiegele die Enden mit Anchorseal und trockne in einem Keller mit recht konstanter Temperatur und mittlerer Luftfeuchtigkeit.

Gibt es da noch weitere Tricks?

Grüße,

Sebastian
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oldsock
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Re: Kirsche: Kanteln trocknen

Beitrag von oldsock »

Frisches Kirschholz reißt gnadenlos, auch wenn du den Splint entfernst. Bei Kanteln bis 5 cm kannst du Glück haben.
Selbst Schalenrohlinge sind extrem rissgefährdet, also recht dünn halten, den Splint entfernen und immer in die Papiertüte.
Der größte Teil meiner Kirschernte wird der thermischen Verwertung zugeführt.
Viele Grüße aus Friedberg

Michael
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Hajo
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Re: Kirsche: Kanteln trocknen

Beitrag von Hajo »

Hallo Sebastian
bei Zwetschge habe ich gute Erfahrung gemacht, wenn ich schon mal einen Zylinder vordrehe.
Schönen Gruess
Hajo

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Bernd Schröder
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Re: Kirsche: Kanteln trocknen

Beitrag von Bernd Schröder »

Moin!
Ich kann den Vorschreibern nur recht geben...
möglichst schon in Endgröße schneiden und rund machen hilft sicher auch.
Alles was weg ist, kann keine Spannung mehr erzeugen.
Lagern würde ich die Kanteln dann im kühlen Schatten mit wenig Luftzug.
Eine langsame Trocknung vermeidet ebenfalls Risse.
Mit besten Grüßen aus der Heide!
Bernd
Uwe123
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Re: Kirsche: Kanteln trocknen

Beitrag von Uwe123 »

Hallo,

ich drechsle auch vor und insbesondere Schalenrohlinge koche ich 1 Stunde in Wasser. Dadurch habe ich wenig Ausfälle beim Trocknen.

Viele Grüße, Uwe
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Schnecke
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Re: Kirsche: Kanteln trocknen

Beitrag von Schnecke »

Hallo Sebastian,

hier ein paar Bilder meiner aktuellen Kirschbaumlagerung:

Ich lagere die Rohlinge bevorzugt in der Garage oder im kühlen Kellerraum.

Dort sind sie ohne direkte Sonneneinstrahlung und auch ohne Wind, der ein schnelles trocknen eventuell zum Negativen hin beschleunigen könnte. Regelmäßiges Lüften ist allerdings Pflicht, wobei ich starken Luftzug meide.

Eine Temperatur von ca. 10 °C bei einer Luftfeuchte von ca. 70 % hat sich bei mir im Keller gut bewährt.
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Empfindliche, rißfreudige Hölzer und Rohlinge mit größerem Durchmesser/Querschnitt werden zusätzlich mit einem alten Bettuch o.ä. abgedeckt. Dadurch erfolgt die Trocknung noch etwas behutsamer. Gleichzeitig kann aber noch ein gewisser Luftaustausch und Feuchtigkeitstransport stattfinden. Eine Schimmelbildung wird dadurch verhindert. Bei Plastikfolie wäre dies nicht gegeben.

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Schöne Grüße

Christian
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Argus
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Re: Kirsche: Kanteln trocknen

Beitrag von Argus »

Hallo,
Uwe123 hat geschrieben: 25.04.2021 - 21:57:36
ich drechsle auch vor und insbesondere Schalenrohlinge koche ich 1 Stunde in Wasser.
geht das in Richtung Thermobehandlung?
Ich weiß, Thermoholz ist noch was anderes, aber die Messerbauer nutzen auch selbst gemachtes Thermoholz für ihre Griffe --> https://www.youtube.com/watch?v=m4Q-Yl5KiQs

vorrangig der Nässe wegen, aber im Thermoholz werden durch die Umwandlung bzw. dem Abbau von Zellulose und Karamellisierung die Holzeigenschaften stark verändert. Es verringert sich aber auch das Schwind- und Quellmaß in tangentialer, axialer und radialer Richtung um bis zu 70 %.

Hat das schon jemand mal probiert?

Gruß Frank
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Sir Winston Churchill, britischer Politiker und Schriftsteller
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Re: Kirsche: Kanteln trocknen

Beitrag von Mue »

Hallo Frank,

wie Thermoholz hergestellt wird weiß ich im Detail nicht.
Das Karamellisieren (chemisch genauer die Maillard Reaktion) braucht 170 bis 190°C, das geht beim Kochen in Wasser ohne Drucktopf nicht.
Über Kochen in Wasser oder Salzwasser wird immer wieder berichtet, das sich dabei Spannungen lösen ist gut vorstellbar, Holz wird ja auch so verformt.

Mir wäre das aber zu aufwändig und Farbveränderungen sind möglich und nur schlecht vorhersehbar, muss jeder wissen ob man das will.

Manfred
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Helfried
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Re: Kirsche: Kanteln trocknen

Beitrag von Helfried »

Thermobehandlung?
........
Hat das schon jemand mal probiert?
Hallo Frank,

ja, einmal und nicht wieder. Mein Ziel damals war, die Lichtdurchlässigkeit des Holzes zu erhöhen durch Kochen in Öl,
um die Luft im Holz durch Öl zu ersetzen :-C . Es ging um Lampenschirme.
Wenn ich mich richtig erinnere war die Temperatur bei maximal 140 Grad Celsius (Bratenthermometer).

Das Material wurde nicht nur deutlich dunkler, sondern auch ziemlich spröd.

Na klar, sage ich heute, hätt ich mir denken können.
:-S

Inzwischen habe ich schon öfter kammergetrocknetes Schnittholz gesehen, Birke oder Ahorn, deutlich vergraut durch zu hohe
Temperatur in der Trockenkammer, oft nur im Inneren der Bohle. Das Nachdunkeln geschieht offensichtlich schon bei weit geringeren
Temperaturen, vielleicht schon bei 70 oder 80 Grad.

Helfried
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Argus
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Re: Kirsche: Kanteln trocknen

Beitrag von Argus »

Guten Morgen,
Helfried hat geschrieben: 26.04.2021 - 22:36:48
Das Material wurde nicht nur deutlich dunkler, sondern auch ziemlich spröd.
Thermoholz ist ja gerade in den Baumärkten als Terassenholz groß in Mode. Ich weiß nicht, ob da noch weiter nachgeholfen wurde, aber Thermofichte oder Kiefer sehen wie Teak oder Bangkirai aus.
Ich hatte mal eine Zeit lang viel getempert im Backofen, so bei 170 - 250°. Dort hatte ich ein altes Stullenbrett aus Kiefer als Unterlage benutzt. Das war nach einigen Malen auch fast kaffeebraun und klang wie Hartholz.
Klar, über die veränderten Materialeigenschaften muss man sich im Klaren sein, aber wenn absehbar ist. das luftgetrocknete Kanteln mit höchster Wahrscheinlichkeit doch reißen werden, kann man den Versuch starten und sehen was dabei rauskommt. Und dann hat man auch Holz für besondere Dinge wie Härte, Maßgenauigkeit, Witterungsbeständigkeit usw. Vielleicht sind zusätzlich auch schöne dunkle Maserungen entstanden.

Bei den Thermoverfahren wird immer auch auf "unter Luftabschluss" verwiesen. Vielleicht ist das ein Punkt, der wichtig ist und sich praktisch bei uns nicht so umsetzen lässt.

Gruß Frank
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