Vakuumspannen: Was brauchts?

Alles rund um spezielle Spanntechniken

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Reubaer
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Vakuumspannen: Was brauchts?

Beitrag von Reubaer »

Hallo Zusammen!

Der Maik hat an einem leicht verkaterten Sonntag beschlossen, dass es an der Zeit wäre, sich ein Vakuumspannfutter zu bauen. Flugs eine Vakuumpumpe bestellt (Thomas 2660 oder so) und mal nach dem restlichen Spass geschaut. Und hier gehen die Probleme los:

Was brauche ich alles? Ein Stück Schlauch, Manometer, Bypass-Ventil, Filter(?) und natürlich eine Druchführung für die Spindel sind klar, aber was genau und woher bereitet mir aktuell noch Probleme.

Bereits beim Schlauch kommt es zu einem Wissensdefizit: Brauche ich spezielle Vakuumschläuche oder tun es auch das übliche Druckluftgeraffel? Ebenso stellt sich die Frage, ob normale Steck-Druckluftfittinge bei dem Vakuumzeugl funktionieren (ihr wisst schon, die mit dem blauen Ring drum)?

Weiter geht es mit dem Filter: Ich habe von KFZ-Ölfiltern gelesen (hä?), von selbstgestrikten Filten aus Muttis ollen Butterbrotsdosen und habe sündhaft teure Vakuumfilter gefunden, bin mir aber wirklich nicht sicher was ich brauche...

Stichpunkt Ventile: Gehen auch hier die normalen Druckluft-Kugelhähne?

Und zu guter letzt: Wo würdet ihr das ganze Gelumpe kaufen, ohne gleich Haus, Hof und Frau verpfänden zu müssen?



Vielen Dank schonmal für eure Antworten,

Maik
klaus-gerd
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Beitrag von klaus-gerd »

...wo das ganze Gelumpe kaufen...

Hallo Maik,
wo es das als Gelumpe gibt, weiß ich leider nicht.
Aber Dein Wissen kannst Du umsonst mit Hilfe der Forensuche auffüllen.
Das Thema wurde schon einige Male abgehandelt
Vielleicht helfen Dir die Beiträge..
Gruß
KG
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Max Schreiegg
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Beitrag von Max Schreiegg »

Hallo Maik,

ja, für unsere Anforderungen reichen normale Druckluftschläuche, Kupplungen und Armaturen meiner Erfahrung nach vollkommen aus; wir wollen ja kein Hochvakuum erzeugen oder halten. Und Grobvakuum ist wirklich kein Hexenwerk, dafür kann man fast alles verwenden, was auch für Druckluft oder in der Hausinstallation funktioniert.

Nachdem die Thomas-Pumpen meines Wissens weder Öl noch Graphitstaub emittieren, dient der Filter nur dem Schutz der Pumpe. Ich meine, da auch schon Benzinfilter, die einfach zwei Schlauchanschlüsse haben, gesehen zu haben. Die Fördermenge der Thomas-Pumpen ist aber nicht all zu hoch, also sollte unbedingt ein Manometer mit eingebaut werden.

Wenn es nicht eilt, würde ich mir das Material, das nicht bereits vorhanden ist, wohl auf dem Gebrauchtmarkt zusammensuchen; Kugelhähne und passende Fittings und Rohrstücke hat vielleicht auch der örtliche Installateur herumliegen.

Die Durchführung ist entweder eine Arbeit für die Drehbank oder man kauft sich das. Vielleicht lassen sich Standardteile adaptieren, es gibt aber sicher auch einbaufertige Komponenten zu kaufen.

Ich würde mir auch im Voraus Gedanken darüber machen, wie du die Bedienelemente (Ventile, Schalter) gut an der Drechselbank platzierst.

Gruß
Max
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Reubaer
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Beitrag von Reubaer »

Danke für eure Antworten! Ich habe ein wenig mehr gelesen, aber zum beispiel nicht rausfinden können, welcher Schlauchdurchmesser benötigt wird... Einfache Benzinfilter haben 6/8 mm Aussendurchmesser, reicht das noch aus?

Grüsse
Maik

Ps: Die Durchführung will ich selber bauen, zunächst einmal einen Prototypen aus Holz mit Metallteilen und später evt eine metallerne Version.

Grüsse
Maik
holgi.h
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Beitrag von holgi.h »

Hallo Maik,
Ich habe einen Bericht verfasst im Forum german-woodturners. Dort auch als pdf eingestellt.
Den Bericht kann ich hier auch hochladen, bin aber gerade auf WE Tour.
Bis Montag abend komme ich dazu, ev früher.
Ansonsten im anderen Firum schauen unter:
Vakuumtechnik, eine kleine Anleitung.

Gruss Holger
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Fred
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Beitrag von Fred »

...wo das ganze Gelumpe kaufen...

wir haben einige sehr fähige Leute hier im Forum, die schon viel zu diesem Thema geschrieben haben und auch hilfsbereit gewisse Teile für relativ kleines Geld herstellen.

Dass sich hier keiner dazu meldet, kann ich gut verstehen, wenn deren Arbeiten als Gelumpe bezeichnet werden. :evel
Servus, Fred
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Reubaer
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Beitrag von Reubaer »

Hallo Fred,

mitnichten war die Arbeit von Forenkollegen gemeint! Sollte dieser Eindruck entstanden sein, so möchte ich mich dafür Entschuldigen. Gemeint waren so Krimskrams wie Schläuche, Fittings und so weiter - meine Spindeldurchführung möchte ich ja selbst fertigen!

Holgi, deinen Bericht werde ich nachher mal suchen, danke!

Grüsse
Maik
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Reubaer
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Beitrag von Reubaer »

Hallo Zusammen,

Nachdem ich inzwischen alles beieinander und im gebrauch habe, stellt sich mir nochmal eine Frage:

Durch meine beiden billigen Kugelllager (6001 2RS) ziehts wie Hechtsuppe. Die Kugellager sind eingeklebt, die Welle in die Kugellager ebenfalls, und man hört es deutlich zischen...

Würden mir Kugellager eines Qualitätslagerherstellers helfen? Oder brauche ich was Bestimmtes?

Grüße
Maik
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chrilu
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Beitrag von chrilu »

Ich bin jetzt kein Vakuum Spezialist, aber ich denke wenn du den Unterdruck durch die Lager laufen läßt dann ist was falsch.
Soweit ich die Materie verstehe sollte der Unterdruck durch die Welle direkt auf ein Spannfutter wirken.
Der Übergang zum stehenden Schlauchanschluß muß gedichtet sein.
Entweder O-Ring Dichtung oder besser Simmerring.

Denk mal drüber nach vohin dein Fett aus den Lagern wandert wenn die Lager im Unterdruckstrom liegen.
Liebe Grüße aus Österreich

Christian

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Gerd57
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Beitrag von Gerd57 »

Lieber Maik,

deine Frage zu den Lagern (und weitere) findest du hier recht ausführlich behandelt:

viewtopic.php?t=21075&highlight=
Gruß
Gerd
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Reubaer
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Beitrag von Reubaer »

Hallo Chrilu, hallo Gerd,

danke für eure Antworten.

Die Idee mit dem dichtenden Lagern hatte ich aus irgendeinem Amerikanischen Video - dort wird das so beschrieben. Das das Fett ausgetreten wäre kann ich bis jetzt noch nicht bestätigen - es finden sich nirgends Spuren davon.

Chrilu, selbst wenn das eine Kugellager in dem Futter direkt liegt, wirkt auf es das Vakuum, oder irre ich mich hier gewaltig? Aber da ja das Kugellager das Futter gegen die Welle abdichtet, in der Normaldruck herrscht, müsste ich über selbiges Problem stolpern?

Gerd, der verlinkte Beitrag ist ja nun schon etwas älter. Betreibst du den Adapter immer noch mit dem reibenden O-Ring (Oder habe ich auch das falsch verstanden?) Funktioniert das auf Dauer?


Nach ein wenig weiterer Recherche werde ich mir mal nochmal zwei Kugellager und zwei Wellendichtringe kommen lassen, dann sehen wir weiter.

Drechseln geht übrigens auch mit dem aktuellen Adapter wunderbar, bei einer Nussbaumschale habe ich gerade -0,6 Bar auf dem Manometer gehabt.

Grüße
Maik
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Reubaer
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Beitrag von Reubaer »

Um das ganze zu beenden:

Neuer Adapter mit einem Wellendichtring vor den Kugellagern: -0,9 Bar und kein Pfeifen aus den Lagern. Perfekt! Ich bin hochgradig zufrieden. Kann nur jedem empfehlen, sich das ganze selbst zu basteln, die Kosten belaufen sich auf ca. 20 Euro und eine Stunde Zeit, dann ist der Drops gelutscht.

Wenn gewünscht, kann ich gern einen kleinen Baubericht bzw. eine Skizze anfertigen.

Grüße
Maik
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Daddy
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Beitrag von Daddy »

Hallo Maik,
och ja bitte.
noch einen Baubericht mit Skizze.

Man lernt ja nie aus.
lg Heiner
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"Die eine Hälfte der Menschen drückt sich nicht klar genug aus, die andere Hälfte hört nicht genau genug zu." Rudolf Affemann
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Reubaer
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Beitrag von Reubaer »

Alles klar, hier kommts:

Bild

Also, von links nach rechts durch mein Vakuumaufbau:

Schlauch zur Vakuumpumpe (in meiner dreckerten :motz: Tatze), 10-mm-Schnellkupplung (ebenfalls von der Hand verdeckt), 90-Grad-Winkelstück, T-Stück mit Minikugelhahn, noch ein T-Stück mit Manometer und ein 12-mm-Schnellverschluss, Stückchen durchbohrte 12-er Welle und der selbstgemachte Adapter.

Zum Adapter zunächst eine kleine, nicht allzu genaue Skizze:

Bild



Einkaufsliste: :mrgreen:
ca. 100mm POM Ø 50mm
2 Stück Kugellager 6001 2 RS (28x12x8 mm, beidseitige Kunststoffdichtung)
1 Stück Wellendichtring 28x12x7mm (ich habe die Form AS bestellt, keine Ahnung, ob das das beste ist...)
1 Stück geschliffene Welle 12 H7 (ca. 70 mm, gibt es in der Bucht unter Silberstahl recht günstig.)
1 Stück Rohr 10x1,5 mm (Länge kommt auf die Länge eurer Spindel an, in meinem Fall knapp 600 mm)
1 Mutter M 10

In meinem Fall hatte ich ein Stückchen 40er-POM (gut zerspanbarer Kunststoff) zur Hand. Wer welchen neu kaufen muss: Kauft 50er, 40er kann man nicht so gut in den Backen des Novas spannen. (fragt mich nicht, woher ich das weiss... :motz: )

Also: Am Anfang gleich mal 3 cm vom POM-Rund absägen, abstechen, mit dem Buttermesser runterbetteln, je nach Vorliebe. Gut weglegen, brauchen wir noch. Der Rest wird im Futter gut eingespannt und an einem Ende plangedreht. POM lässt sich meiner Erfahrung gut mit Schabern bearbeiten, ich habe mir einen HSS-Drehling angeschliffen, funktioniert perfekt. Nun bohren wir mit einem 25-mm-Bohrer (ein normaler Forstnerbohrer tuts..) ca. 55 mm tief ein. Anschliessend wird auf einen Kernbohrer für ein M10-Gewinde gewechselt und der Adapter komplett durchbohrt.

Dann wirds wirklich Interessant: Wenn ihr nicht zufällig eine leicht untermassige Reibahle für 28 mm oder einen Ausbohrkopf rumfliegen habt, müsst ihr ein wenig improvisieren. Ich habe mir einen Rundstahl geschnappt, eine Stirnseitige Bohrung mitsamt Gewinde für eine Madenschraube eingebracht, Quer dazu eine 2,5-mm-Bohrung gemacht (die Größe kommt daher, dass ich einen abgebrochenen 2,5er Bohrer rumliegen hatte) und das ganze wie im Bild zusammengesteckt. Der abgebrochene Bohrer muss natürlich so angeschliffen werden, dass er schneiden kann...)

Bild

Nun kann man vorsichtig in mehreren Durchgängen auf 27,9 mm aufbohren. Wenn man die Madenschraube leicht löst und mit dem Schraubenzieher vorsichtig klopft, kann man sehr feinfühlig zustellen. Ich habe immer zugestellt, probegebohrt (ca 2mm tief), gemessen und nochmal nachgestellt. Da ich am Ende eine leicht Übermaßige Bohrung hatte (28,2 mm) habe ich die Spitze des angeschliffenen Bohrers kurz mit der Diamantfeile traktiert - und bin am Ende bei 27,9 gelandet.
Damit habe ich nun bis auf die letzten 5 mm (hier gibt uns die Bohrstange automatisch einen Anschlag) das Loch für die Kugellager aufgebohrt. :klatsch:

Anschliessend habe ich noch eine kleine Fase am Loch angebracht, den Wellendichtring und die Lager eingepresst (wenn man nichts passendes rumliegen hat, kann man sich einen Rundstab mit 27 mm aus irgendeinem Holz drehen...) und auch Aussen eine kleine Fase angedreht.


Jetzt müssen wir das ganze nur noch umdrehen, einen Kegel an die andere Seite drehen, das Gewinde schneiden, fertig.

Die 12-Welle:
Die Welle spannt ihr ein, dreht sie bei Bedarf vor Kopf plan (ja, das geht auch mit einem angeschliffenen HSS-Drehling von Hand, die Metaller nennen des dann Handstichel) und durchbohrt sie mit einem 7er Bohrer. Bisschen senken, das Ende, das im Wellendichtring läuft kurz mit feinem Schleifleinen polieren (Wellendichtringe sollen auf drallfrei geschliffenen Wellen laufen...) und fertig is das Ding. Achtet drauf, dass es keine Grate hat, das kann euch den Ring zerschiessen.

Nun der gut weggelegte Teil (so ihr ihn noch findet... :heul ).
Das Ding wird einfach gespannt, für M10 gebohrt und gewindet und ausgespannt. Schnell einen M-10-Gewindestift ins Futter, das POM-Teil drauf, und zu einem Kegel gedreht, der schön vor eure Spindel passt (Sprich, nicht grösser ist als das Spindelgewinde, aber auch nicht in der Spindel verschwindet). Rückseite dreht bitte einfach Plan. Anschliessend könnt ihr das Teil vom Gewindestift runternehmen, mit dem Akkuschrauber auf 10 mm (oder ein bisschen grösser) aufbohren und wieder zur Seite legen. :smash:


Nun ist das Rohr dran:
An beide Enden muss ein Aussengewinde. Optimalerweise passend zu dem, was ihr in den Adapter geschnitten habt (sprich: M10). Dann könnt ihr das Rohr in den Adapter einschrauben und verkleben (bissl Sekundenkleber tuts..), durch die Spindel Stecken, den kleinen Konus überschieben, die Mutter aufschrauben und Handwarm festziehen.

Nun müsst ihr nur noch die Welle in den Adapter scheiben (vorher evt leicht Ölen...) und in den restlichen Klapperatismus einschieben (ihr erinnert euch, 12er Schnellkupplung und so, das funzt wunderbar).


Einige Hinweise noch zum Schluss: Bei der Bearbeitung von POM entstehen meterlange Späne mit beeindruckender Reissfestigkeit. Wenn sich so ein Knäul um euer Werkstück bildet, haltet die Drechselbank an und langt erst dann hin - alles andere ist Saugefährlich :no .

Ihr könnt das Design natürlich ganz simpel an eure Bedürfnisse anpassen - so funktioniert es aber bei mir sehr gut.

Ich hoffe, dass dieser Roman irgendwem hilfreich ist - wenn nicht, auch nicht wild.

Lieben Gruss und gute Nacht,

Maik :danke: :prost:

Ps: eventuelle Unklarheiten bitte ich zu entschuldigen, ich schieb sie mal dem Bier und der späten Stunde in die Schuhe... :nk:

Ernsthaft: Wenn ich Blödsinn geschrieben (oder konstruiert) habe, sagt was. Vielleicht lern ich ja auch noch was dabei ;-)
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