Wenn es mit dem Vakuumfutter nicht klappt

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Phekdar
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Wenn es mit dem Vakuumfutter nicht klappt

Beitrag von Phekdar »

Wenn es mit dem Vakuumfutter nicht klappt
oder
Der Bau einer Handspindel mit Hindernissen


Liebe Drechselfreunde
Ich möchte Euch etwas über meine Vakuumanlage berichten und wie ich mir geholfen habe, als beim Bau einer Handspindel das Vakuum nicht hielt. Vielleicht kann der eine oder andere aus meinen Erfahrungen lernen. Vielleicht hat aber auch jemand bessere Lösungen. Entschuldigt bitte meine unscharfen Fotos.

Zunächst möchte ich Euch meine Vakuumanlage vorstellen, die ich gemeinsam mit dem ″olen Handwerker″ entwickelt habe.

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Bild 1 und 2 zeigt die Grundvorichtung. Sie besteht aus 2 miteinander verschraubten Teilen, dem Gewindeteil aus POM mit M33 Innengewinde zum Aufschrauben auf den Spindelstock und der Multiplexplatte, die luftundurchlässig lackiert wurde.

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Bild 2 zeigt die Rückseite der Grundvorrichtung. Man sieht die angeschraubte Multiplexplatte. In der Mitte befindet sich ein Kugellager, durch welches später ein Rohr geführt wird, das sich bei eingeschalteter Maschine nicht mitdreht. Weiterhin sieht man einen eingelassenen O-ring mit 90mm Durchmesser, der etwa 2mm über die Fläche hinausragt, und einen Zentrierzapfen.

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Zum Anschrauben an die Grundvorrichtung habe ich einige Passformen entwickelt, von denen ich Euch hier nur eine vorstellen möchte. Die Rückseiten aller Passformen sehen aus wie in Bild 3. Die Multiplexscheibe wurde aus zwei Teilen verleimt, um in der Mittelfuge sechs Einschlagmuttern anbringen zu können. Sie dienen zur Befestigung der Passform an die Grundvorrichtung. Eine Aussparung in der Mitte sorgt für die Aufnahme des Zentrierzapfens. Das Mittelloch muss groß genug sein, um das Rohr (Bild 7) soweit hindurchstecken zu können, dass der Anschlag mit Dichtungsring am Kugellager anliegt.

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Auf der anderen Seite der Passform (Bild 4) sieht man die jeweilige Form zur Aufnahme einer Gummidichtung, die sich möglichst großflächig an das Werkstück anpassen soll. In diesem Fall ist sie für eine Dichtung aus dem Sanitärbereich bearbeitet, wie sie in Bild 5 zu sehen ist. Sie soll zur Aufnahme von kegelförmigen Werkstücken dienen.

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Bild 6 zeigt die Passform, die nun mit der Grundvorrichtung verschraubt ist.

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Bild 7 zeigt das vordere Ende des Rohres, das durch die Passform geschoben wird und mit einer Gummidichtung am Kugellager der Grundvorrichtung anliegt.

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Bild 8 zeigt die Rückseite des Rohres. Die Hülse wird in ein Kugellager geführt, das fest am Ende der Hohlspindel montiert ist. Die Druckfeder sorgt dafür, dass die Gummidichtung fest an das Kugellager (siehe Bild 9) gedrückt wird. Die weiße Distanzscheibe kann man auch weglassen. Der Knebel erzeugt die Spannung in der Druckfeder. Er hat einen kleinen Holzstab, der am Motor anliegt und so das Mitdrehen des Rohres verhindert.

Bild 9 zeigt das mit einem schwarzen POM-Adapter fest an der Drechselbank montierte Kugellager und das eingebaute Rohr am Ende der Hohlspindel mit angesetztem Vakuumschlauch. Über den Vakuumschlauch wurde eine Zugfeder gelegt, um das Knicken des Kunststoffschlauches zu verhindern.

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Bild 10 zeigt die Vakuumanlage mit Passform, Grundvorrichtung, Abzweigung zur Druckausgleichsflasche, Filter, um die Pumpe vor Staub zu schützen, und Zentralblock mit Manometer, Ausgleichsventil und Absperrhahn. Als Ausgleichsventil wurde ein Ventil zur Entlüftung von Heizkörpern verwendet.
Der Zentralblock wurde in einem Holzgehäuse zusammengefasst und mit einem Schaltmagnet an den Spindelstock geheftet. An den Zentralblock schließt der Schlauch an, der zur Vakuumpumpe führt.

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Bild 11 zeigt noch einmal den Zentralblock

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Soweit zu meiner Vakuumanlage, die mir schon gute Dienste geleistet hat.



Für eine gute Freundin wollte ich eine Handspindel bauen. Die fertige Handspindel seht ihr in Bild 12.

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Bild 12
Dazu wollte ich meine Vakuumanlage benutzen.

Die Handspindel ersetzt ein Spinnrad. Sie besteht aus einem Wirtel (Drehteller) und einem Schaft. Man kann mit ihr sehr feine Wollfäden spinnen. Die Funktion könnt ihr euch zum Beispiel hier ansehen.

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Ich habe erst die Kegelform des Wirtels hergestellt und wollte dann die ebene Fläche bearbeiten. Dazu wollte ich das Vakuumfutter verwenden, indem ich den Kegel in die beschriebene Passform legte und das Vakuum einschaltete. Das Manometer zeigte -0,5 Bar an. Das Vakuum hat jedoch nicht gehalten und das Werkstück flog raus. Ich vemute, dass das Gummi zu weich war und der Querschnitt zu klein, sodass die Haltekraft nicht ausreichte.

Meine Idee war nun, die Zugkraft des Vakuums durch einen Zugdraht zu ersetzen. Einen Schraubhaken musste ich sowieso in den Wirtel drehen.

Bild 14 zeigt die Befestigung des Zugdrahtes am Wirtel.

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Bild 15 Zeigt die Spannvorrichtung am Ende der Hohlspindel.

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Bild 16 zeigt, wie der Zugdraht gespannt wird.

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Auch diese Lösung hat zunächst nicht funktioniert. Ich musste erst die Gummidichtung vor dem Werkstück entfernen.


Nun habe ich keine Probleme mehr mit diesem System.

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Ich würde mich freuen, wenn mein Beitrag Anregungen gibt, über Erfahrungen mit dem Vakuumfutter und alternative Spannmethoden zu berichten.
Richard
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loni
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Beitrag von loni »

Hallo,
und danke fürs teilen! ich finde den Stiel sehr gelungen. Jedoch meint meine freundin und ich muss ihr leider zustimmen, dass der schwungkörper ein bisschen zu klobig geworden ist.

Viele Grüße

loni
günther
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vakuum

Beitrag von günther »

guten morgen :maintor1:
super bericht ,hilft mir das zu verstehen ,werde es im sommer nachbauen ,wen du
nichts dagegen hast möchte ich mir das alles kopieren :danke:
gruß günther
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Phekdar
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Beitrag von Phekdar »

Hallo Ioni,
Danke für Deinen Hinweis.
Für sehr feine Fäden ist diese Handspindel zu schwer. Sie hat aber den Vorteil, das die etwas größere Masse mehr Energie aufnimmt und daher länger dreht.
Ich habe inzwischen mehrere Handspindeln hergestellt. Bei diesem Bericht kam es mir aber ausschließlich auf die Spannvorrichtung an.

Hallo Günther,
selbstverständlich kannst Du alles kopieren. Das Vakuum hält eigentlich recht gut.
Sieh Dir hier aber auch den Bericht von Manfred Kellerhals an. Seine Anlage ist zweifellos besser, insbesondere, weil sie auf jeder Drechselbank eingesetzt werde kann.
Ich könnte Sie aber nicht selbst bauen. Meine Anlage konnte ich auch nur mit Hilfe des "olen Handwerkers" bauen, der dankenswerter Weise einige Metallteile an seiner Drehbank hergestellt hat.

Richard
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