Frage an die "Baum-Kundigen

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Holz-Wolle
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Frage an die "Baum-Kundigen

Beitrag von Holz-Wolle »

Hallo zusammen,

ich habe eine Frage zu einem Ahorn in meinem Garten.
Dieser Ahorn hatte vor einigen Jahren einen Pilzbefall. Kleine rote Pikzköpfchen, der dazu führte, dass die Rinde aufplatzte, die dann abfiel.
Dann ist aber was passiert, das allem widerspricht, was ich einst in der Biologie gelernt habe: "Rinde rundum kaputt und ab - Baum kaputt"

Zum Glück verhält sich mein Ahorn völlig anders:

Ahorn 11.JPG
Ahorn 11.JPG (140.72 KiB) 2492 mal betrachtet
Ahorn 12.JPG
Ahorn 12.JPG (128.34 KiB) 2492 mal betrachtet

Bild 1 zeigt den "kaputten" Stamm. Zumindest an einem Ast -Rinde: rundum ab!
Bild 2 das Blätterwerk zu Zeit. Keinerlei Anzeichen, dass es dem Baum nicht gut geht.

Ich würde mich über eine Erklärung sehr freuen. Hatte meine Bio-Lehrerin unrecht?

Schönen Sonntag und liebe Grüße
Herzliche Grüße aus dem Breisgau

Wolfgang


„Wir müssen oft neu anfangen, aber nur selten von vorne.“
E. Ferstl
Grissianer
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen

Beitrag von Grissianer »

Hallo
Das ist ein klarer Fall von Lebenswillen ! :-)
Der Baum wehrt sich gegen das sterben und gewinnt.
Da gibt es 1000 Jahre alte Beispiele oft bei Zirben aber auch Kastanien machen so was und sogar Rebstöcke findet man mit solchen Erscheinungen.

Gruß
Anselm
Was ich mir nicht zutraue werde ich niemals lernen!!
Mue
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen

Beitrag von Mue »

Hallo Wolfgang

Die Zierahorne sind oft veredelt. Möglich das der edle Teil abgestorben ist und die Unterlage weiterwächst. Die sind nach Robustheit und Triebkraft ausgesucht. Sieht man auch oft bei Obst und Zierbäumen.
Andere Möglichkeit ist das es dem Baum gelungen ist den befallenen Teil abzukapseln. D. h. Der Baum schnürt die befallenen Teile quasi ab. Das ist oft selbstmörderisch, in diesem Fall dann aber erfolgreich.

Manfred
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Oberförster
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen

Beitrag von Oberförster »

Offenbar war die Rinde nicht komplett rund um den Stamm verdorrt, so konnte der Baum weiterleben und hat wieder mehr Rinde und damit mehr Lebensmöglichkeiten gebildet! Wie der Strauch/Baum derzeit ausschaut hat er den Pilzangriff überlebt!
Dummköpfe halten ihr Brett vor dem Kopf für ihr Aushängeschild.
taxus86
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen

Beitrag von taxus86 »

Hallo,

da der Wassertransport im Holzteil stattfindet, ist die Versorgung der Blätter erstmal kein Problem. Kritisch wird es, wenn über längere Zeit keine Assimilate von den Blättern in den Rest der Pflanze geschickt werden können. Dies geschieht in dem Teil, der umgangssprachlich Rinde genannt wird (Kambium, Bast und Borke).
Ich habe Obstbäume gesehen, die von Schafen gründlich geringelt wurden und trotzdem noch erstaunlich lange durchgehalten haben.
Wenn die Rinde nur teilweise beschädigt wurde, zum Beispiel bei einem Anfahrschaden, kann man die Wunde mit schwarzer Folie abdecken. Das wirkt sozusagen als Pflaster und der Baum kann, je nach Alter, Art, etc. die Verletzung versorgen. Das geht allerdings nur bei frischen Wunden und lebendem Gewebe. Da scheint es bei deinem Ahorn zu spät zu ein. Ein Stämmling scheint ja aber nicht komplett geringelt zu sein. Für die Pflanze und dich weiterhin viel Glück

Viele Grüße
Florian
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Maxy
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen

Beitrag von Maxy »

Ich habe einen Quittenbaum, der schon seit Jahren rundum keine Rinde mehr hat und trotzdem noch Früchte trägt.
Habe mich auch schon gefragt, wie das eigentlich geht.
Ich finde für jede Lösung ein Problem!
Thom S.
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen

Beitrag von Thom S. »

Die äußere Rinde/Borke braucht er ja nicht zwingend (dwn Bast im Prinzip auch nicht, aber da wirds schon schwieriger), solange das Kambium noch intakt ist, die Wachstumsschicht.
In der Öffentlichkeit finden es Ahorn komischerweise sehr toll, die Rinde zu verlieren, da sieht man das oft.
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Albuser
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen

Beitrag von Albuser »

moin,
so wie es aussieht, war der rechte Teil doch noch recht vital.
Holz, ein Freund fürs Leben. Auch wenn´s krumm kommt.
Albus´er Kleiner Odenwald
Holz-Wolle
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen, Danke an alle

Beitrag von Holz-Wolle »

Hallo Zusammen,

ganz lieben Dank für alle Antworten. Habe daraus gelernt, dass Natur doch nicht ganz so einfach zu beschreiben ist.
Es gibt viele Ausnahmen von den "Regeln" und manchmal gibt es Dinge, die man nicht begreifen muss sondern man freut sich, dass es so ist.

Euch allen eine gute Zeit.
Herzliche Grüße aus dem Breisgau

Wolfgang


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E. Ferstl
reisender
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen, Danke an alle

Beitrag von reisender »

Holz-Wolle hat geschrieben: 25.04.2023 - 09:53:15
Habe daraus gelernt, dass Natur doch nicht ganz so einfach zu beschreiben ist.
Es gibt viele Ausnahmen von den "Regeln" und manchmal gibt es Dinge, die man nicht begreifen muss sondern man freut sich, dass es so ist.
Genau das ist auch meine Erkenntnis und Beobachtung. Wir wissen nur wenig wie es wirklich funktioniert, solche Beispiele zeigen es uns.
Hätte auch min. drei Beispiele wo der Baum tot sein müsste weil die Rinde weg war, war er aber nicht, und trug noch Früchte.
Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle.
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen

Beitrag von Raupenzwerg »

taxus86 hat geschrieben: 23.04.2023 - 19:50:41
Wenn die Rinde nur teilweise beschädigt wurde, zum Beispiel bei einem Anfahrschaden, kann man die Wunde mit schwarzer Folie abdecken. Das wirkt sozusagen als Pflaster und der Baum kann, je nach Alter, Art, etc. die Verletzung versorgen.

Dazu ist folgender Artikel in der Bibliothek abgelegt:
viewtopic.php?f=155&t=11311&p=74782#p74782

Gruß Eva
Grüsse aus dem Schloßgarten
vom einzig wahren Raupenzwerg Eva
taxus86
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Re: Frage an die "Baum-Kundigen

Beitrag von taxus86 »

Hallo Eva,

Danke für den link :peace

Viele Grüße
Florian
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