Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Alles rund um exotische Holzarten

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Peter Gwiasda
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Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Peter Gwiasda »

Hallo Holzfreunde,

die Holzverarbeitung ist immer eine Entdeckungsreise, stets ein Abenteuer. Mehrmals schon habe ich die waagegerecht auf einer Höhe abstehenden trockenen Astquirle der Araucaria araucana auf der Bank zu Schalen und größeren Hohlgefäßen verarbeitet. Dieser Baum ist auf der Südhalbkugel heimisch und trägt viele Namen: Brasilkiefer, Süd- oder Andentanne oder Parana-Pine, steht nach seiner rücksichtslosen Abholzung in Chile und Brasilien heute unter strengem Schutz, wird sehr alt, liefert gutes Bau- und Möbelholz und essbare Nüsse. (Schmecken wirklich gut, eine Drechselschülerin mit argentinischen Wurzeln verehrte mir einige Kostproben). Pflanzengeschichtlich wächst sie auf unserer Erdkugel mindestens seit 90 Millionen Jahre.
Jetzt zu meiner Entdeckung (die gewiss vor mir schon andere Menschen gemacht haben). Von einem frisch gefällten astfreien Stamm trennte ich mit der Kettensäge mehrere Scheiben, spannte eine auf die Planscheibe und drehte grob eine Schale vor, unten mit Fuß, oben mit einem Rezess. Anschließend war alles pitschnass, die Bank und ich auch. Das Feuchtemessgerät schlug bis zum Anschlag. Danach ging ich auf volles Risiko und trocknete die vorgedrehte Schale im geheizten Wohnzimmer direkt neben dem Kachelofen. Täglich erwartete ich fette Risse und Verwerfungen. Aber nichts geschah. Das Holz trocknete, verlor an Gewicht und nach nur zwei Wochen zeigte das Messgerät 12 Prozent an. Ehrlich!
Ich spannte den Rohlinge wieder auf die Bank und reduzierte die Schalenwand durchgängig auf 5 bis 6 mm, den Fuß hinterdrehte ich noch zusätzlich. Am Ende hat die Schale ein Gewicht von nur 220 Gramm, sie ist stabil und plan und ohne den kleinsten Riss. Sie hat einen Durchmesser von 260 mm und eine Höhe von 70 mm.
Gibt es auf der Welt ein weiteres Holz mit diesen sensationellen Eigenschaften?
Aber nichts ist ohne Makel. Auch nicht das Holz der Araukarie. Der frisch gefällte und gesägte Baum "blutet" im Bereich des Kambiums eine extrem klebrige Flüssigkeit aus. Aus der Hose geht das Zeug nicht raus, beim Waschen verfestigt es sich nur.
Die Araukarie ist in Europa nicht heimisch, wächst hier aber gut. Man findet sie in Parks und Gärten, sie fällt auf durch ihren Wuchs und die Nadeln, die mehr an Schuppen erinnern. Beim Zerteilen des frischen Stamms empfiehlt sich die Kettensäge häufig zu reinigen und Handschuihe zu tragen. Die Nadelspitzen sind hart und scharf.
Also, zugreifen wenn mal wieder eine Araukarie sterben soll, empfiehlt

Peter Gwiasda

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Brennholzveredler
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Brennholzveredler »

Wunderbarer und informativer Bericht und bildschöne Schale!
Gruß
Herbert
Ich drechsle, also bin ich.
wattsi
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von wattsi »

Sieht sehr schon aus!
Konzentrische Ringe...
Was würde denn mit heimischen Hölzern passieren, wenn man das Gleiche versuchen würde?
Welches Holz würde sich dazu ev. eignen? Thuja hätte ich gerade da..
Ich habe das noch nie versucht, daher frage ich hier in die Runde.
Wolfgang
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Badener »

Moin Peter,

Da haste dich ja mal wieder an so ne Sache gewagt. Die Informationen die du uns da weitergibst kannte hier in der Form bestimmt keiner.
Ein Baum in Scheiben geschnitten, ne Schale nass daraus gedrechselt, später auf die jetzige Stärke nachgedrechselt, und kein Riss, egal von wo her ( außen od. Kernriss ) sichtbar. Für mich, mit meinem herkömmlichen Wissen, unfassbar. Aber du hast es ja bewiesen, dass das funktioniert hat.
Die Schale ein absoluter Hingucker.
Ein Wermutstropfen habe ich trotzdem zu dem Baum, - meiner Meinung nach passt der Baum an sich,- nicht in unsere Gärten und Landschaft.

Es bedankt sich für deinen Beitrag

dein Fan Fritz
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BeRo
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von BeRo »

Eine schönen Tag zu jeder,

[mention]Peter Gwiasda[/mention]
Eine schone Schale, aber mit Ihrer Erfahrung hatte ich auch nichts anderes erwartet.
Und gibt es auch eine Schale mit Ast-kreis? Das wird auch schön, wenn die Ästen etwas über das tiefste Punkt am Innenseite sind.
Übrigens, Sie haben Glück gehat, denn am Untenseite is die Schale ziemlich dünn, weil das Licht durchscheint.

[mention]wattsi[/mention]
Thuja trocknet auch fast rissfrei. Es ist sehr weich, und am Hirnholzbereich ziemlich
Mit herzlichen Grüßen von -4m70 NAP, Bert Rosbach.


*Erwähnungsfunktionen bearbeitet von Holzpeter
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Peter Gwiasda
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Peter Gwiasda »

Hallo Holzfreunde,

auf Wunsch unseres Rotterdamer Holzliebhabers Bert habe ich mich auf die Suche nach weiteren Araukarie-Werken gemacht - und noch etwas gefunden.
Meist wechseln Gefäße aus diesem Holz schnell die Besitzer.
Die Dimension: Durchmesser 200 mm, Höhe 120 mm, Wandstärke 10 mm, Oberfläche Holz pur, weder Öl noch Wachs oder Lack.
Das Gefäß zeigt deutlich zentrische Jahresringe und in der Mitte eine Art Mark, aber fester als beim Holunder. Einzig das Zentrum habe ich "behandelt", in diesem Fall mit einigen Tropfen liquiden Kleber (obwohl ich eine tiefe Abneigung gegen diese nützlichen, leider oft alternativlosen chemischen Helfer hege).

Freundliche Grüße aus der Werkstatt von
Peter Gwiasda

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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von drechselede »

Hallo Peter,
einfach Supper :gold: :gold:
viel Freude wirst Du haben an der schönen Schale
die Farbe wird sich noch verändern.
Keine Freude denn sie wird reißen :heul :heul
sagt ein Bewunderer deiner Werke.

Grüße aus Königsau
Edgar der ein Affenbaum vor seinem Haus stehen hat.
Eine alte Schreinerweisheit sagt:
Es gibt ein Strumpfhalter
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aber kein Holzhalter.
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Peter Gwiasda
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Peter Gwiasda »

Lieber Edgar,

mit Lust widerspreche ich dir:
1. Die flache Schale wird nicht reissen, weil das Holz keine Spannungen mehr enthält und dennoch vorhandene Spannungen kompensiert sind.
2. Die Schale mit den Ästen ist mindestens drei Jahre alt, hat also zwei Winter und drei Sommer schadlos erlebt. Auch sie wird nicht reissen.
3. Natürlich wird sich die Farbe des Holzes verändern. So wie jedes dem Licht und dem Sauerstoff ausgesetzte organische Material, beispielweise meinem Haar (leider) und meiner Haut.

Falls ich mich irre, werde ich dies öffentlich machen.

Freundliche Grüße von Peter Gwiasda
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Holzpeter »

Hallo Peter,

schöne Schalen und eine sehr schöne Holzbeschreibung. :klatsch: :klatsch: :klatsch:
Nur eins irritiert mich: Wer ist das, dieser "Schöpfer" :??
Hat da einer aus Knete Holz gemacht? ;-)

Darwinistische Grüße
Peter :-)
„Wir haben diese Welt nicht von unseren Eltern geerbt, sondern nur von unseren Kindern geliehen.“
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von kiel-holz »

Hallo Peter,
Dein Bericht über die Araukarie ist mal wieder - wie erwartet - sehr lehrreich und die ( flache ) Schale eine handwerklich und sicherlich auch haptisch hervorragende Arbeit.
Es ist zwar Ansichtssache: sofern ich diese Schale gedrechselt hätte ( wäre mir mangels Araukarienholz und handwerklichem Können aber schwer gefallen ), hätte ich den Fuss vielleicht ca. 2 mm flacher gemacht, so hebt er die Schale m.A nach zu sehr - im Verhältnis zur Höhe der Schale - von der Unterlage ab.
Hat diese flache Schale entgegen der zweiten kein Markbereich?

Schöne Grüße
Günter
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Peter Gwiasda
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Peter Gwiasda »

Hallo Holzpeter,

wer ist dieser Schöpfer? Das ist die Frage aller Fragen. Als Atheist stelle ich mir häufiger diese Frage. Aber irgendjemand muss doch diese wundersamen Dinge der Natur geschaffen haben, also der nicht von Menschen gemachten Dinge.
Synonyme gibt es zuhauf: Allmächtiger, Erfinder, Gründer, Erschaffer, Urheber.
Ich finde Suppenschöpfer am sinnfälligsten.

Viel Grüße von Peter Gwiasda
Wie tröstlich, dass auch unsere Erde nicht wirklich rund ist.
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von drechselede »

Hallo Lieber Peter,

Holz arbeitet immer, auch deine dünne Schale wegen der Umgebungstemperatur.

Grüße aus Königsau
Edgar
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aber kein Holzhalter.
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Grissianer »

Hallo Peter
Natürlich hast du's als Atheist wirklich schwer aber selbst schuld, es zwingt dich ja niemand an nichts zu glauben!
Aber sei unbesorgt, als gläubiger Katholik oder meinetwegen auch Mormone hat mans nicht leichter. Die Obrigkeit in Rom oder eben sonstwo sind auch nur Fratzengesichter.
Am Ende bleibt nur der gesunde Verstand und der in die Wiege gelegte Glaube an das Gute und natürlich muss man dann auch danach handeln.
99,9% der Menschen wissen was Gut was Böse ist bei jeder Handlung und bei jedem Ding und Sein!
Deine Schalen sind absolut Ersterem zuzuordnen.

Gruß
Anselm


*edit by Raupenzwerg
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Cello »

Hallo Peter,
Peter Gwiasda hat geschrieben: 18.03.2020 - 21:16:09
Ich finde Suppenschöpfer am sinnfälligsten.

Eine Zugabe hätte ich noch. Früher (für Jugendliche: ganz früher) gab es Jauchegruben, die ausgeschöpft werden mussten.
An einer langen Stange war ein etwa drei Liter fassendes verzinktes Gefäß (im Forumdeutsch: Hohlgefäß) angebracht.
Das alles hieß "Odlschopfm". Odl = Jauche, Schopfm = Schöpfer.

Ich wünsche Dir weiterhin einfallsreiche, wohlriechende Schöpfungen.

Gruß
Cello
Vertraue den Aussagen im Internet niemals blind. (Marcus Aurelius)
nach Jan Lipowski


www.touch-wood.de

https://www.youtube.com/results?search_ ... essau_wood
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Nordlicht
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Nordlicht »

Hallo Peter und andere Freunde der Araukarie,

vor einiger Zeit sind mir einige frische Stücke von diesem Holz zugeflogen.
Wenn erst mal die harztriefende Rinde mit den scharfen Spitzen runter ist, geht die Freude los,
das Holz lässt sich gut bearbeiten und zeigt keine Risse beim Trocknen.
Die Äste sind deutlich härter als das Holz, das erfordert scharfe Werkzeuge.
Hier mal eine Hirnholzschale mit Ästen, Durchmesser ca. 20 cm.

1.jpg
1.jpg (109.92 KiB) 3452 mal betrachtet

Bei Interesse kann ich noch andere Objekte zeigen. Wer Araukarie angeboten bekommt: zuschlagen!

Viele Grüße,
Stefan
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Re: Araukarie des Schöpfers Geschenk an Drechsler

Beitrag von Dilettant »

drechselede hat geschrieben: 19.03.2020 - 12:59:48
Holz arbeitet immer, auch deine dünne Schale wegen der Umgebungstemperatur.

....d.h. aber nicht, dass die Schale reissen muss. Außerdem: https://de.wikipedia.org/wiki/Hysterese_bei_Zellstoff
Was in der Praxis bedeutet, dass Holz wenn es einmal herunter getrocknet ist, bei Feuchtigkeitsaufnahme nicht die Dimensionsänderungen annimmt, die rechnerisch zu erwarten wären.

Gruß Rainer
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