Kugelschablonen & Eigenbau Futter & Spannhilfen

Tipps & Tricks rund um die Drechselei

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Helmuth
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Kugelschablonen & Eigenbau Futter & Spannhilfen

Beitrag von Helmuth »

Hallo Kollegen,

ich hatte in den letzten Wochen wenig Zeit zum Drechseln und habe mich deshalb vorzugsweise mit Kleinkram beschäftigt. Dabei hatte ich ein paar Ideen, bzw. habe mich wieder an Lösungen erinnert, die ich irgendwo mal aufgeschnappt habe. Die Ergebnisse möchte ich Euch nicht vorenthalten. Vielleicht ist ja etwas für Euch inspirierendes dabei.

Das leidige Thema Kugel ohne KDV. Ich fand es unbefriedigend, dass meine bisherigen Kugeln meist nur zu 99% rund waren. Das musste besser werden. Schritt 1: ordentliche Schablonen. Die Sache mit den in Form gebrannten Bierfilzen geht auch ganz gut, aber perfekte Schablonen kommen von der Planscheibe:

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Oder so:

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Unscheinbar, aber Gold wert: Eine Schleifhilfe aus Multiplex

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Wenn das mittlere Drittel der Kugel zur Schablone passt, kann man den Schleifring schonmal mit groben Papier ranhalten = die Äquatorregion passt und liegt im folgenden satt und ohne zu kippeln im Kugelfutter. Das Loch im Schleifring ist wichtig - da kann der Schleifstaub rausfließen.

Nächste Thema - ich habe meinen M33 Holzgewindeschneider wiedergefunden. :peace

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Dass Gewinde in Hirnholz zum Ausbrechen neigen ist korrekt, aber nicht relevant. Solange die Anlagefläche vom Flansch exakt plan ist, funktioniert das auch mit einem unperfekten Gewinde. Ich schreibe das, weil es einfach schneller geht, aus irgendeinem Feuerholz - Längsholz - Stück fix ein Futter zu machen. Auch wenn das Innengewinde so aussieht, hält es das Futter bestens auf der Spindel:

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Die Versuchung ist groß, zum Gewinde Schneiden einen Tropfen Öl zuzugeben - nicht machen! Ja, es schneidet sich geschmeidiger, aber das Gewinde ist danach sehr straff. Lieber trocken schneiden. Wenn man den Anfang hat, einen Maulschlüssel auf den Schneider stecken, den auf die Handauflage legen und die Maschine langsam drehen lassen, während man die Reitstockpinole mitführt. Braucht ein bisschen Koordination, geht aber. Rechtzeitig Maschine ausschalten, sonst Holz kaputt. Kernlochbohrung (30 mm) ca. 5 mm tiefer anlegen als man braucht, damit der Schneider weit genug rein kommt. Und so kann man sich schnell schöne Kugelfutter machen:

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Der aufgeleimte Kork ist Trittschalldämmung - funktioniert super - keine Druckstellen, aber gute Reibung.

Hier noch das Gegenstück mit einem eingelassenen Weinkorken:

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Und hier die Kombo in Aktion. Ich kann es nicht rational begründen, aber ich finde es funktioniert besser, ein Kugelfutter links und einen kleinen Druckpunkt rechts zu benutzen. Kugelfutter links und rechts erfordert exakteste Ausrichtung von Spindel- u. Reitstock (was bei dreh- und verschiebbarem Spindelstock nicht ganz trivial ist). Also lieber so, das klappt immer:

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Ergebisse:

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Wenn man keinen Gewindeschneider hat, kann man sich auch Kugelfutter mit Morsekegel drechseln, hier für MK3:

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...oder einen Mitnehmer zum (fast) spurlos spannen:

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Nochwas: Anfangs habe ich die Futter bis sonstwohin geschliffen und dann gewachst, weil das so geil aussieht. Ist aber total unpraktisch, weil man die ohne Gummihandschuh nicht mehr abgeschraubt bekommt. Schleifen bis 120 und Schluss - schon ist das Holz schön griffig und kann mit der bloßen Hand geschraubt werden.

Vielleicht war etwas anregendes dabei, vielleicht ist Euch das alles zu trivial.

Kritische Kommentare und weiterführende Anregungen sind ausdrücklich erwünscht. Eventuelle Fragen selbstverständlich auch.

Liebe Grüße in die Runde,

Helmuth
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Der Thüringer
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Beitrag von Der Thüringer »

Hallo Helmuth
So ist das, jeder soll seinen eigenen Weg finden Objekte so oder so zuferdigen.
Frank
:klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch:
Grüsse aus Thüringen

Der Thüringer und ach so die Rechtschreibung....
www.holzwelt-bodelwitz.de /Facebook Holzwelt - Bodelwitz
Glasholz
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Beitrag von Glasholz »

Hallo Helmut,

gut gemeinter und auch informativer Beitrag, aber wenn ich es richtig lese schneidest du die M33 Gewinde mit Maschinenkraft? Das darfst du gerne machen, aber allen Lesern empfehle ich das nur nachzumachen wenn sie sich mal Gedanken darüber gemacht haben :-A

Ich möchte niemanden davon abhalten oder gar bevormunden - ich halte das nur für keine gute Idee! Mal abgesehen davon das viele Maschinen viel zu schnell drehen kann man kein ordentliches Gewinde schneiden ohne Unterbrechung und ausräumen/zurückdrehen! Und Öl kann man doch nehmen, ist besser. Man muss nur das Gewinde 2 Wochen trocknen lassen und Nachschneiden. Dann ist es Spitze. Wir können ja mal unsere Gewinde vergleichen.

Hat starke Bedenken: KD
Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Danke KD,

spart mir jede Menge Text.... :klatsch:
Spaß und Späne©
Gerhard
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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

Hallo KD,
wenn ich es richtig lese schneidest du die M33 Gewinde mit Maschinenkraft?


Ja, denn ich bin faul. ;-)
Mal abgesehen davon das viele Maschinen viel zu schnell drehen kann man kein ordentliches Gewinde schneiden ohne Unterbrechung und ausräumen/zurückdrehen!
Mit maximaler Untersetzung und FU auf Minimum komme ich auf ca. 40 U/min, während das Drehmoment noch ausreicht. Ich erwähnte nicht, dass ich mit der rechten Hand an der Pinole kurble und mit der linken Hand mit Druckluft ins Loch halte. Da fällt beim Rausschrauben kein Krümel mehr raus, das Ausräumen direkt beim einmaligen Schneiden funktioniert. (Zumindest bei 40mm Schnittiefe, um danach 35 mm Nutztiefe zu haben.)
Und Öl kann man doch nehmen, ist besser. Man muss nur das Gewinde 2 Wochen trocknen lassen und Nachschneiden. Dann ist es Spitze.
Ich bin mir sicher, dass ein mit Öl und 2x geschnittenes Gewinde viel besser aussieht. Allerdings muss man dann auch warten, bis das Holz sich vollständig ans Werkstattklima gewöhnt hat. Vielleicht sollte ich mir mal ein paar Blöcke vorschneiden und mit Gewinde versehen, um sie dann bei Bedarf nachzuschneiden und in die gerade benötigte Form zu bringen. Gute Idee, werde ich machen.

Für größere Sachen (z.B. eine Querholz Planscheibe zum fliegend spannen) würde ich auf jeden Fall für ein perfektes Gewinde sorgen, weil dieses unbedingt halten MUSS. Aber bei so kleinen Sachen - welche auch noch zwischen den Spitzen, also mit Gegendruck benutzt werden - kann ich die Notwendigkeit nicht erkennen. Selbst, wenn das Gewinde komplett ausreißen sollte - das Futter kann ja nicht weg. Man würde es vermutlich vor dem Abschrauben gar nicht bemerken.
Wir können ja mal unsere Gewinde vergleichen.
Garantiert ist Deins schöner. Gegenvorschlag: Wir können ja mal ein Hilfsfutter um die Wette drechseln. Meins wäre wohl schon fertig, während Du noch von Hand beim ersten Gewindeschnitt bist. ;-)

Schneides Du u.U. auch in Hirnholz, oder vermeidest Du das?

Danke für die Anregungen und beste Grüße,

Helmuth
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Helmuth ,
super - ein Tüftler der selbst bastelt :prost: .
Verbesserungsvorschläge aus meiner Praxis : Ich benutze als weiche Beilage seit 30 Jahren weiches Leder ( statt Kork ) , das hat den Vorteil das es "unkaputtbar" ist . Obwohl ich Kugeln unter ca. 80mm Durchm. immer bei laufender Drechselbank ein-und ausspanne hält das Leder ewig , man kann es nach dem Aufkleben auch mit einem sehr scharfen Stahl "rundlaufend" runddrehen , aufgeklebt wurd mit Pattex .
Als Schablonenmaterial nehme ich dünnes Flugzeugsperrholz , das ist vielfach verleimt und sehr stabil , kostet leider ein bischen mehr .
Grüße
Andreas
PS. : Die Gewindeschneiderei ohne Öl ist , na ja :-W , da solltest du noch mal experimentieren . Wenn du von beiden Seiten ans Gewinde kommst , soltest du noch einmal von der Gegenseite nachschneiden , speziell bei Querholz bringt das viel .
Zuletzt geändert von Gast am 12.06.2017 - 11:40:15, insgesamt 1-mal geändert.
UriStefan
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Beitrag von UriStefan »

Hi,

ich finde gerade solche Beiträge als Anfänger toll. Es eröffnen sich neue Möglichkeiten und Ideen, bitte immer unbedingt sowas posten! Natürlich ruft das immer Bedenkenträger auf den Plan und es ist auch wichtig, mögliche Gefahrenquellen zu nennen, dann kann ja jeder selber entscheiden, was er wie macht. Trotzdem, die Idee ist toll! Danke dafür!

Gruß

Stefan
Glasholz
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Beitrag von Glasholz »

Hallo Helmuth,

Wettdrechseln wäre unfair, ich bin zwangs- und vernünftiegrweise vorsichtig. Bin ja anerkanntermaßen Behinderter. Immer besser langsam und sicher - und weit weg von den "jungen Wilden" ;-)

Trotzdem: Lass das mit dem Motorischen drehen, es schadet eventuell dir und schlimmer, es könnte jemanden schaden er das hier liest und es für "normal" hält. Und der Motor nimmts sicher auch krumm, schlecht gekühlt und das bei maximalen Drehmoment . . . Uiuiuiiiii !

So, genug rumgenörgelt, ich muss jetzt wieder in die Werkstatt, am 25. muss ich aufs Dorf zur 800-Jahr Feier und zeigen wie die alten Berufe funktionierten . . . noch viel vorzubereiten.

Sichere Grüße: KD
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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

Danke für die Tips, Andreas!
Frage zu "weiches Leder": Wahrscheinlich meinst Du damit keinen alten Gürtel. Wo bekommt man weiches Leder her, bzw. was kann man recyclen?
Kugeln unter ca. 80mm Durchm. immer bei laufender Drechselbank ein-und ausspanne
Das gefällt mir. Wird ausprobiert.

@Stefan: Freut mich, wenn ich Dich inspirieren konnte. Ich habe ja auch ausdrücklich um kritische Kommentare gebeten, Du da freut es mich natürlich, wenn die alten Hasen ihre Erfahrung teilen, wie man das besser machen kann.

@KD: Dein Einwand ist völlig berechtigt.
es könnte jemanden schaden er das hier liest und es für "normal" hält.

Zustimmung. Es mag an meiner Persönlichkeit liegen, dass ich gern Sachen ausprobiere - im Besonderen, wenn es heißt, dass das so nicht geht, oder gefählich ist. Ich empfinde Deinen Beitrag keineswegs als Nörgelei, sondern als Bereicherung und (notwendiges) Gegengewicht hier in dem Beitragsfaden. Viel Spaß beim Vorführen und liebe Grüße,

Helmuth
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GentleTurn
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Re: Kugelschablonen & Eigenbau Futter & Spannhilfen

Beitrag von GentleTurn »

Helmuth hat geschrieben:
Die Sache mit den in Form gebrannten Bierfilzen geht auch ganz gut, aber perfekte Schablonen kommen von der Planscheibe
Moin,
so einfach und doch so gut. :maintor1: :danke:
Liebe Grüße, Martin.

Ich bin verantwortlich für das, was ich sage und nicht für das, was du verstehst.

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Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Helmuth ,
gebe einfach bei Ebay "Lederreste" ein , da sind normalerweise gute dickere und weiche Stücke dabei . Ich habe da mal eingekauft und habe wohl noch Vorrat für 100 Jahre :-C .
Das Ein-und Ausspannen bei laufender Spindel mache ich halt mit den Geiger Schiebepinolen : Ein kurzes Hebeln mit der rechten Hand am Reitstockhebel und gleichzeitig das Fassen des Werkstücks mit der linken Hand . Der Schiebereitstock von Geiger ist einfach genial :prost: , mit einem normalen Reitstock muß man halt kurbeln und kommt nicht so schnell weg und das Werkstück schwingt dann gerne auf :-W
Grüße
Andreas
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Helmuth
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Beitrag von Helmuth »

Hallo Andreas,

ich habe einen Sattler im Ort gefunden - den werde ich morgen mal besuchen. Der hat garantiert Lederreste. :-)

Habe das Umspannen bei laufender Maschine mal probiert. Ohne Schiebepinole geht es ganz gut, wenn man die Kugel mit der Hand gegen das Kugelfutter drückt, bis die Pinole weit genug weg ist. Sozusagen "rückhand mit links" greifen, dabei den mitlaufenden Andruckpunkt zwischen Zeige- u. Mittelfinger. Und falls sich die Kugel doch verfängt, schützt die linke Hand automatisch das Gesicht.

Fühlt sich erstmal ungewohnt an, aber geht mit jedem Mal besser. Danke für den Hinweis, ohne ständiges ein- u. auschalten macht kugeldrechseln noch mehr Spaß.

Grüße,

Helmuth
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