Drechsel-Neuling mit erster Guss-Bank

Eure Fragen, Hilfestellung zur Kaufentscheidung, Tipps & Tricks zu Drechselmaschinen.

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Fuegen
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Drechsel-Neuling mit erster Guss-Bank

Beitrag von Fuegen »

Liebe Drechsler,

ich habe bisher hier im Forum immer still mitgelesen und mich ganz heimlich
fürs Drechseln begeistert. Auch ein großes Lob an das Forum - es scheint eine sehr hilfsbereite Community zu sein.

Ich bin Schreiner und Restaurator und war sowohl für berufliche Zwecke, wie auch für private Ideen (kleine Dosen, Ringe, Schalen, Griffe etc.) auf der Suche nach einer geeigneten Drechselbank für mich.

Ziemlich schnell sind meine Gedanken weit übers Ziel hinausgeschossen und ich habe mich in absolute Profi-Drechselbänke verguckt und viele tausend Euro ausgeben gesehen. :no
Etwas Besinnung später und die Mahnung an mich selbst, dass ich dieses Handwerk ja erst von der Pike auf zu lernen habe (auch wenn schon lange Erfahrung im Umgang mit Holz),
haben mich wieder relativiert und den Wunsch auf eine Drechselbank mit großer Spitzenhöhe und jeglichem Schnick-Schnack auf später verschoben.

Meinem Beruf und meinem eigenen Ideal aber treu, war aber klar es soll eine ältere Gussbank sein.

Diese habe ich nun vor einigen Tagen auf den Kleinanzeigen gefunden und lasse sie zu mir transportieren.
Es war reichlich Spannzubehör vorhanden und auch einige Eisen (einige Sorby und Taylor Eisen hatte ich bereits), was mir als Neuling ganz passend erscheint.

Bis die Maschine aber bei mir eintrifft, beschäftige ich mich schon mal vorab mit ihrer Herkunft (weil kein Typenschild mehr vorhanden) und der eventuellen Überarbeitung.

Aus diversen Beiträgen zu alten Geiger Bänken (um 1920/1930), z.B. von BuckelBergwerk oder im Netz, habe ich die vage Vermutung es könnte sich auch bei der von mir gekauften um ein solches Modell der Zeit handeln. Natürlich mit einigen Veränderungen der Zeit.

Zumindest sprechen die Form des Reitstocks, die Klemmung der Handauflage und die geschwungenen Beine mit geschwungenem Steg dafür.
Auch der Spindelstock könnte von Geiger stammen, wurde aber eventuell mal überarbeitet (?). Die Farbe wird vermutlich schwarz gewesen sein.

Anbei ein paar Bilder.



Nun zu meinen Fragen:

Was meint ihr?
Ist die Bank für einen Neueinsteiger geeignet?
Könnte es sich um eine Geiger handeln oder was sind eure Vermutungen?
Wie gehe ich bei einer Überarbeitung/Konservierung der Metallteile, z.B. des Bankbetts, am besten vor?
Was macht Sinn zu tauschen oder gar zurück zu bauen?
Auch würde ich ihr gerne ihre original Farbe zurück geben. Wie und womit ist das am besten zu machen?

Vielen Dank euch allen für Hilfe und Anregungen.
Schöne Grüße,
Flo



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jockel
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Beitrag von jockel »

Hi Flo
Ist die Bank für einen Neueinsteiger geeignet?
Grundsätzlich spricht erstmal nichts dagegen.
Könnte es sich um eine Geiger handeln oder was sind eure Vermutungen?
Könnte genausogut auch eine beliebige andere sein, damals gab es sehr viele kleine Hersteller.
Wie gehe ich bei einer Überarbeitung/Konservierung der Metallteile, z.B. des Bankbetts, am besten vor?
Rost entfernen mit rotem Schleifvlies und viel Öl, anschließend leichten Ölfilm drauf und gut ist.
Was macht Sinn zu tauschen oder gar zurück zu bauen?
Futter wechseln!
FU (stufenlose Geschwindigkeitsregelung)
M33 Din800
Handauflagenzapfenmaß 30mm? usw.
Auch würde ich ihr gerne ihre original Farbe zurück geben. Wie und womit ist das am besten zu machen?
Mit Lack, am besten 2k-Lack. Viel Erfolg beim Original Lack suchen.

Der Spindelstock wurde sehr sicher schon mal umgebaut.
Der Zentriernase nach war der Reitstock und evtl. auch der Spindelstock ursprünglich auf einen anderen Bett.
Gruß Jockel
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schwede
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Beitrag von schwede »

Servus Flo

willkommen im Forum.

Schöne Bank und eine gute Basis!

Alles andere hat Jockel schon geschrieben! ;-)
schöne Grüße aus der Oberpfalz
Markus ---> Schwede

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Fuegen
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Beitrag von Fuegen »

Hallo Jockel & Schwede,

vielen Dank für eure Antworten.
Könnte genausogut auch eine beliebige andere sein, damals gab es sehr viele kleine Hersteller.
Könnte ich das denn irgendwie weiter untersuchen? Diese, ich nenne sie mal recht zierliche, Form des Reitstocks habe ich bisher aber nur bei einer Fußbetriebenen Geiger-Bank auf den Kleinanzeigen und bei BuckelBergwerks kleiner Geiger-Bank gesehen.
Futter wechseln!
FU (stufenlose Geschwindigkeitsregelung
Was ist gegen das Futter zu sagen?
Ansonsten war noch folgendes Zubehlör dabei.

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Über einen FU habe ich auch nachgedacht.
Würde das noch mehr Modifikationen erfordern an dem Motor, der Wippe oder dem Riemen?
Was für Kosten kommen da auf mich zu? Der Motor hat 0,9 kW.
Spitzenhöhe 200mm, Spitzenweite 1600mm - Spindelstock - Reitstock.
Der Spindelstock wurde sehr sicher schon mal umgebaut.
Das habe ich mir auch gedacht.
Ist das ein nachträglich hinzugefügtes Lager direkt nach dem Spindelstock und vor dem Backenfutter?

Schöne Grüße,
Flo!
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Beitrag von jockel »

Hi Flo,
Was ist gegen das Futter zu sagen?
Nix wenn du Metalldreharbeiten machen willst.
Für das drechseln ist es nicht sehr geeignet.
Über einen FU habe ich auch nachgedacht.
Würde das noch mehr Modifikationen erfordern an dem Motor, der Wippe oder dem Riemen?
Was für Kosten kommen da auf mich zu? Der Motor hat 0,9 kW.
Drehstrommotor, Wippe und Riemen müssen nicht geändert werden.
Kostenrahmen ganz grob 300€ je nach Austattung.
Ist das ein nachträglich hinzugefügtes Lager direkt nach dem Spindelstock und vor dem Backenfutter?
Ja die beiden sind sicher nachträglich eingebaut worden.

Gruß Jockel
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Beitrag von HarriHackbrett »

Hallo Flo,
hier nochmal eine etwas verspätete Antwort zu deiner Drechselbank:
Wenn du in der Standardliteratur für Drechsler nachsiehst, findest du deine Bank abgebildet bei Fritz Spannagel "Das Drechslerwerk" (2.Aufl. 1948) auf Seite 23. Das Baujahr deiner Bank ist also auf jeden Fall vor 1948.
Nach meiner Ansicht handelt es sich bei dem Hersteller eindeutig um Alex Geiger. Solche Bänke werden relativ häufig gebraucht angeboten. Auch jetzt läuft wieder eine Anzeige für eine fast identische Geiger-Drechselbank bei ebay-Kleinanzeigen.
Die Restaurierung lohnt sich für diese grundsolide Maschine auf jeden Fall. Neben dem montierten Dreibackenfutter ist ja auch noch das "Präzisionsspannfutter 1000" vorhanden, also ein Drechselfutter mit dem heute üblichen Aufnahmegewinde M33 DIN800. Prüf doch mal, ob es auf die Spindel passt, wenn du das Backenfutter abschraubst. Damit hast du eine Futteraufnahme nach aktuellem Standard. Wenn du dir dann noch einen Frequenzumrichter für den Antrieb anpassen lässt, z.B. von unserem Experten Jockel, dann ist deine Drechselbank schon up to date.
Viel Erfolg
Gorch
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Beitrag von Fuegen »

Hallo Gorch,

vielen Dank für deine Antwort. - Entschuldigt meine späte Reaktion.

Leider habe ich den Spannagel nicht und konnte im Netz keinen Einblick in den Drechselband finden.
Vielleicht finde ich ja aber mal anderweitig die Gelegenheit einen Blick ins Buch zu werfen...
Deine Zuordnung zu Geiger freut mich, am Ende ist es vermutlich aber auch fast egal.

Noch ist die Drechselbank auf dem Weg zu mir, bzw. liegt derzeit im Lager des Spediteurs.
Soweit ich weiß, hat sie aber (vielleicht im Zuge des Lagerumbaus) eine Spindel mit M33 Gewinde und Innengewinde (erhalten) und das mitgelieferte "Präzisionsspannfutter 1000" passt drauf.

Sobald die Bank eintrifft, werde ich vermutlich aber einen Thread zur Überarbeitung/Restaurierung der Bank öffnen.

Eine Frage vorab zur Aufstellung.
Das Guss-Untergestell hat Beine mit quadratischen Grundplatten und Bohrung.
Ist es sinnvoll:
A) Die Maschine einfach so aufzustellen ?
B) Die Maschine mittels Maschinengummis oder Hartholzscheiben/U-Scheiben zum Ausgleich am Boden (Beton) zu verschrauben ?
C) Der Drechselbank kleine Maschinenfüße zu verpassen und nicht weiter im Boden zu befestigen ?

Schöne Grüße,
flo
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jockel
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Beitrag von jockel »

Hallo Flo,
dem Photo nach hat die Maschine recht breite Füße, das ist sehr gut.
Damit sollte ein Festschrauben am Boden nicht nötig sein.
Wenn du die Höhe anpassen willst kannst du entweder sog. Maschinenfüße nehmen, oder passend lange Kanthölzer.

Gruß Jockel
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Beitrag von schwede »

Servus Flo

meine Maschinen stehen auf Kanthölzer mit ner dünnen Gummimatte darunter.
Eingefasst mit nem Aluwinkel.

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Beitrag von Fuegen »

Nach längerer Zeit ein kleines Update: Die Drechselbank ist endlich bei mir angekommen.
Ich habe sie zusammengebaut, aufgestellt, angeschlossen - passt! :)
Den Reitstock habe ich einmal komplett auseinander gebaut weil sich das Handrad nur mit viel Kraft drehen ließ. Gereinigt, die Madenschraube zur Führung nachgearbeitet und wieder zusammen gebaut - nun dreht er sich wieder ganz wie er soll.

Aber zwei Fragen sind aufgetaucht:

- Die Spitzen (Mitlaufende und vom Mitnehmer) fluchten nicht exakt. Sowohl etwas in der Höhe als auch seitlich. Ich nehme an das seitliche Spiel kann ich mit den Nutsteinen einstellen. Wie korrigiere ich am besten die Höhe? Und lieber am Spindel- oder am Reitstock korrigieren? Wie kann ich die Flucht auch auf
eine größere Länge (nicht nur mit aneinander gestellten Spitzen) auf dem Bett kontrollieren?

- Der Reitstock läuft mit etwas Spiel auf dem Bankbett. Kann man die Nutsteine einfach tauschen? Woher bekomme ich passende und wie "stramm" sollte es tatsächlich laufen?

- Beim Drechseln wird das rechte Lager des Spindelstocks und auch die Welle in diesem Bereicht relativ warm. Sitzt auch dort verharztes Fett, oder ist das soweit normal?


Und weil ich so glücklich war, habe ich auch zum ersten Mal in meinem Leben ein paar Kleinigkeiten ausprobiert. Es macht unglaublich viel Spaß - ich kann euch alle sehr gut verstehen!

Kann jemand im Raum Potsdam/Berlin einen guten Kurs empfehlen oder private Stunden geben? (konnte im Stammtisch-Bereich nichts für meine Region finden).

Anbei ein paar Bilder.

Schöne Grüße und vielen Dank euch allen für die Hilfe!
Flo.


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(Die Spuren muss ich noch rausschleifen)
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