überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

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wolfgangsiegel
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überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von wolfgangsiegel »

diesen Kasten für Utensilien für eine Teezeremonie kenne ich seit ca. 60 Jahren. (den haben meine Eltern von einer Japanreise mitgebracht,
als Japanreisen noch sowas Ähnliches waren wie heute ein Mondflug ;-) ... da war ich unter 10 Jahren)
Gestern habe ich - mal wieder - darüber gestaunt, WIE fugenfrei diese Konstruktion in all den Jahren geblieben ist. Wann immer ich dem Kastendeckel begegnet bin... die Fugen waren dicht... (und so sehen alle Fugen aus ... oben, unten, hinten und vorn)

Nach Allem, was ich über Holz weiß (und da glaube ich Einiges zu wissen) KANN eine solche Rahmenkonstruktion nicht ohne Fugen bleiben.
Holz quillt und schwindet in 2 Richtungen unterschiedlich, und in einem Rahmen entsteht entweder eine Fuge, oder er platzt.

TeeKastenTür.jpg
TeeKastenTür.jpg (51.69 KiB) 2836 mal betrachtet
TeeKasten.jpg
TeeKasten.jpg (204.89 KiB) 2836 mal betrachtet

Es gibt Ausnahmen (an einem chinesischen Hartholz-Möbelstück habe ich dieselbe "Nahtlosigkeit" in einem Rahmen beobachtet), aber es ist mir ein Rätsel, wie das sein kann.

Ich weiß, der Kasten ist nicht gedrechselt und das Problem kommt beim Drechseln auch seltener vor ;-) , aber hier - so habe ich das Gefühl - gibt es interessierte Holz-Arbeiter, die Interessantes dazu sagen könnten.
... möge es Glück bringen ...
Oglinchen
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von Oglinchen »

Huhu, ich weiss wie die japanischen Schreiner arbeiten, :klatsch:
wenn du eine Schublade zumachst, kommt eine andere heraus. So passgenau und luftdicht nur mit Handwerkzeugen.
Zur Stabilität dienen auch die oft verdeckten Zinken.
Bei deinem Deckel sieht die durchgehende Maserung aber eher nach Massivholz aus :??

Gruss und einen guten Start ins Wochenende, Oggi
Deutsch ist einfach:
Umfahren ist das Gegenteil von Umfahren.
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von Brennholzveredler »

. . . irgendwie kennt man von den Japanern nichts Anderes als Perfektion - - - und Minimalismus!
Gruß
Herbert
Ich drechsle, also bin ich.
drechselnder-hans
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von drechselnder-hans »

Servus
Hast Du ein Bild von der Innenseite?

LG Hans
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johannes_s
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von johannes_s »

Hallo,

ich bin der Meinung das Mittelteil ist furniert und hat massive Anleimer.

Gruß Johannes
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Helfried
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von Helfried »

Servus Wolfgang,

ist das tatsächlich eine auf Gehrung verleimte Konstruktion?
Das Bild erlaubt diese Interpretation, aber andere Möglichkeiten sind auch vorhanden ...

Fein wär jedenfalls eine Ansicht der Innenseite, und jedenfalls die Angabe der Dimensionen: Wie groß ist das Ding?
In dem Sinn: Kleinere Rahmen - kleinere Spannungen!

:??

Helfried
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wolfgangsiegel
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von wolfgangsiegel »

Der Kasten ist 16,4 cm breit.

Innen sieht aus wie Außen.
Die Gehrungsnähte des Rahmens treffen sich übrigens nicht genau an den Ecken der Füllung. (keine Ahnung, warum)

TeeKastenTürEcke.jpg
TeeKastenTürEcke.jpg (101.45 KiB) 2272 mal betrachtet

Auch das ist innen wie außen. (auch deswegen gehe ich davon aus, dass es kein Furnier ist)

Was mich wundert: Es ist keine Eckverbindung (ich hätte eine Überblattung da hin gesetzt) auf den Außenkanten zu sehen.
(die Tür ist überall gleichmäßig ca. 6mm dick)

Und die Nähte sind - überall - fast nicht - bis garnicht - zu fühlen. Nichtmal der Fingernagel bleibt irgendwo hängen ...
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johannes_s
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von johannes_s »

Hallo,

ich denke doch, dass es furniert ist.
Als Anlage das Bild, wo ein gespiegeltes Maserbild markiert ist.

Blende.PNG
Blende.PNG (337.36 KiB) 2216 mal betrachtet

Das sieht man bei furnierten Flächen.

Gruß Johannes
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von wolfgangsiegel »

nach dem lebendigen Echo habe ich eben noch 2 fehlende Ansichten geknipst:
eine Ecke, mit Seitenansicht

TeaBoxCorner.jpg
TeaBoxCorner.jpg (108.29 KiB) 2059 mal betrachtet

und die Rückseite des Kastendeckels
TeaBoxinside 2.jpg
TeaBoxinside 2.jpg (88.99 KiB) 2059 mal betrachtet

...die nach meiner Ansicht die Furniertheorie widerlegen
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Matthias S
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von Matthias S »

... sieht für mich aus, wie längs verleimte Leisten und nur die beiden Stirnseiten sind auf Gehrung eingepasst !?
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schwede
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von schwede »

Servus miteinander,

nur weil etwas aus fernen Ländern kommt, muß es nicht immer gut und perfekt sein!

Ich wundere mich oft, wie hier fernöstliches/rußisches Handwerk über alles, (oder den Schelln-König ;-) ) gelobt wird.
In den angesprochenen Gegenden mögen entsprechende Arbeitweisen und Werkzeuge ja durchaus was traditionelles haben,
aber ich denke, hier im Westen sind diese doch fehl am Platz!

Wir hier in Europa/Deutschland können durchaus stolz auf unsere Handwerkskunst sein.
Seit Jahrhunderten bauen unsere Schreiner oder auch Drechsler tolle Möbel, welche alle Stilrichtungen geprägt haben.
Und das mit einem fachlich sehr hohem Wissen und den Werkzeugen und Machinen, die dazu passen.

Wenn ich mir die Details des Deckels ansehe, hatte der Erschaffer nicht die große Ahnung von dem was er tut.
Für mich schaut das etwas nach Hobby-Bastlerei aus.

-Was macht die auf Gehrung eingefasste Füllung eigentlich für einen Sinn?
-Längs auf Querholz verleimt-fachlich falsch- bei der Größe gerade wohl noch hinnehmbar.
-bei der groß gezeigte Gehrungsecke ist eine Leiste zu kurz, die andere zu lang, daher gibts im Eck ein Löchlein.
-ebenso läuft der Falz über die Gehrung, was unansehnlich wirkt.

Wo ist hier also die große Handwerkskunst?

Wenn bei uns in D. eine Lehrling solche Details in sein Gesellenstück einbaut,
besteht er die Gesellenprüfung wahrscheinlich nur mit größtem Wohlwollen des Prüfungsausschußes.
schöne Grüße aus der Oberpfalz
Markus ---> Schwede

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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von martin.99 »

Ich gebe zu bedenken (und das ist uns Drechslern ja auch vom Trockenprozess edler Drechselhölzer bekannt), dass manche Hölzer viel/oft reißen, manche gar nicht. Das ist ja nichts anderes hier. Wahrscheinlich ist dieses asiatische Holz (Teak?) eher gutmütig und die Abmessungen eher klein. Wäre es aus Pflaume gebaut, gäbe es vielleicht Risse.
Dass asiatische Bauten oft gelobt werden liegt glaube ich weniger daran, dass unseres als "schlecht" empfunden wird, sondern eher daran, dass dort lange/länger noch traditionell rein oder fast nur von Hand gearbeitet wurde/wird. Das birgt eben heutzutage Respekt und das sind wir nicht mehr gewohnt und da gehört eben schon auch viel Erfahrung dazu, an einer Kreissäge etc. sowas zu erzeugen klappt spätestens nach der Hälfte der Ausbildungszeit. Die Zeiten, wo hier rein von Hand ohne Kreissäge etc. gearbeitet wurde, sind in Deutschland halt schon 100-120Jahre oder noch länger vorbei. Dass das hier davor auch gemacht wurde und bei entsprechenden Könnern auch mit königlichem Ergebnis ist keine Frage und in vielen Museen zu bestaunen.
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wolfgangsiegel
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Re: überraschende Perfektion von japanischer Arbeit

Beitrag von wolfgangsiegel »

wenn über eine Arbeit gestaunt wird (was ich hier tue) bedeutet das doch nicht, dass andere (wie zum Beispiel westliche Tischlerkunst) für schlechter gehalten werden ...
Auch ob die 45°-Ecken "schön" sind (was ich persönlich so sehe) ist weniger der Grund für diesen Beitrag.

Das soll kein Meckern an den "anders verstandenen" Anmerkungen sein. Ich schreibe in Foren, weil ich die vielen Sichtweisen interessant finde.

Jedenfalls staune ich nach wie vor über die Präzision, die auch nach 60 Jahren unverändert "sitzt".
Ich habe (bis auf vielleicht eine Ausnahme bei einer chinesischen Schranktür) nirgendwo eine ähnlich alte Rahmenkonstruktion ohne Ritzen (zu keinem Zeitpunkt) gesehen (und ich achte auf sowas).
Am ehesten leuchtet mir die Anmerkung ein, dass speziell dieses Holz vielleicht sehr wenig quillt und schwindet.
... möge es Glück bringen ...
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