ich nenne nun inzwischen die dritte Record Power DB mein Eigen und möchte hier mal ein paar Erfahrungen dazu schreiben, man findet nicht sooo viel zu einzelnen Modellen und die Meinungen sind häufig recht schwankend. Deswegen versuch ich es jetzt mal und kann damit vielleicht ein paar Ansichten relativieren oder bestätigen, und vielleicht hilft es dem ein oder anderen bei der Wahl seiner DB, was nicht heißt, dass es am Ende eine Record Power werden muss.
Die Record Power DB`s sind sicherlich nicht das Maß der Dinge, aber sie haben ein gutes Preis-Leistungs Verhältnis. Ich hab davon auch nix, bin kein Händler/Vertreter oder sowas….die Dritte ist es inzwischen weil ich mich klassisch weiterentwickle, wie so viele hier, und irgendwie bin ich immer bei Record Power geblieben… wobei ich mir die anderen Anbieter auf dem Markt schon angeschaut habe….aber Preis Leistung ist für mich auch immer ein Kriterium.
Ich will nicht auf alle Daten der Maschinen eingehen, das kann man jederzeit im Internet nachlesen, sondern aus der Praxis berichten was mir aufgefallen ist, im Arbeiten mit den Maschinen.
Angefangen habe ich mit einer DML 305, neu gekauft. Verarbeitung und Handling waren top, Spitzen haben exakt gefluchtet, kein FU sondern ausschließlich Riemenumlegen, wobei die 305er hier eine der wenigen Maschinen ohne FU auf dem Markt ist die schon mit 350 Umdrehungen anfängt. Ich habe mich extra gegen eine Maschine mit Drehzahlregelung entschieden, da mir diese damals
a. Entweder zu teuer waren, mit echtem FU landet man jenseits der 1000 Euro
b. Ich aber bei jeder Geschwindigkeit volle Motorpower haben wollte, daher schied auch die Poti Variante a la Holzmann und Co aus.
Das Riemenumlegen geht sehr einfach und schnell, ich habe hier bald eine Flügelmutter bei der Riemenabdeckung montiert, somit ging das Riemenumlegen innerhalb 20 Sekunden ohne Werkzeug.
Die DML hat einen 0,5 PS Induktions Motor, d.h. der Motor ist auf Langlebigkeit ausgelegt, die Spindel ist dreifach gelagert, mit etwas Gefühl gehen Schalen bis Durchmesser 30cm, sofern die DB auf der Werkbank gut befestigt, und der Rohling gut zugeschnitten ist. Wohl fühlt sich die DB bis Durchmesser 20-25cm. Der Drechsler fühlt sich damit auch wohler.
Ich habe die DB auf einer Holzplatte verschraubt, somit konnte ich die Einheit „DB 305/Platte“ auf der Werkbank mit Zwingen befestigen, oder auch mal schnell auf die Seite schieben.
Einziges Manko, das mich gestört hat war, dass sich der Klemmhebel des Handauflagenunterteils im Laufe des Betriebes gelockert hat, hier musste ich ein wenig nachhelfen damit das nicht mehr passiert ist. (Entfetten, und aufrauen des Klemmstabes haben hier geholfen, ca. 30 Min Arbeit)
Gerade im Winter bekommt man die DML 305 für um die knapp 400€ und ich muss sagen hierfür bekommt man eine gut ausgestattete, zuverlässige und exakt arbeitende kleine Tisch DB, die ich jeder Poti gesteuerten DB vorziehen würde.
Für mich hat die DML 305 das bestes Preis Leistungsverhältnis bei den kleinen Tischdrechselbänken.
Natürlich gibt es bessere, mit FU usw….ABER das bezahlt man dann auch!
Als nächstes kam die umstrittene Coronet Herald, an diese kam ich per Zufall über den Gebrauchtmarkt.
Der erste Entwurf des Reitstocks der Herald war furchtbar, hier hat Record Power nachgebessert und ein innenliegendes Gewinde für die Verstellung der Reitstock Pinole verbaut. Also Vorsicht beim Gebrauchtkauf, wenn noch der alte Reitstock, an dem hinten am Handrad das Verstellgewinde rausschaut, verbaut wurde, Finger weg oder Preis drücken. Bei Neukauf kein Thema, da ist der neue Reitstock dabei und damit kann man auch gut arbeiten. Das Design des Reitstockes wird manchmal als zierlich betrachtet, ich kann das nicht bestätigen, der Reitstock wurde so konzipiert das er gut greifbar und einhändig zu bedienen ist, es ist eine dreieckige Guss Konstruktion, aus der Statik wissen wir, dass ein Dreieck nicht so unstabil ist.
Der Spindelstock lässt sich komplett drehen, er rastet an entsprechenden Punkten ein, und lässt sich auch sehr genau wieder zurück drehen, die Spitzen fluchten sehr gut, und wenn nicht, sind sie sehr schnell ausgerichtet. Die Spindel ist ebenfalls dreifach gelagert, das Ganze so, dass man ohne Ausbau der Spindel den Riemen wechseln kann, sollte dieser mal kaputt gehen, was mir aber noch nie bei einer DB passiert ist.
Die Herald wird manchmal als zu leicht beschrieben, man kann dem gut Abhilfe leisten. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich von Haus aus schon sehr massive und schwere Werkbänke habe, auf denen meine DB`s immer stehen.
Bei der Herald habe ich hier wieder meine bewährte Holzplatten Konstruktion verwendet, das Bankbett hat unten M10 Gewinde, ich habe hier mehrere Multiplexplatten zu Blöcken verleimt, diese Blöcke sind quasi die Füße/Erhöhung welche ich an das Bankbett montiert habe. Die Blöcke mit Bankbett sind wiederum auf einer 5cm Multiplexplatte verschraubt, somit hab ich eine Einheit die ich dann auf der Werkbank befestigen kann. Man kann sich natürlich auch die Füße kaufen und montieren, ich mach immer was Eigenes, damit die DB auf der von mir gewünschten Arbeitshöhe ist.
Zusammen mit Bankbettverlängerung hat die ganze Einheit „DB Herald/Platte“ gut ein Gewicht von 70kg, das Ganze dann verschraubt, oder mit Zwingen befestigt auf der Werkbank.
Nun der Motor, das wahrscheinlich umstrittenste Bauteil an der Herald. Der Motor der Herald ist ein 1 PS Gleichstrommotor und damit nicht der geeignetste Motor für eine DB. Die Drehzahlsteuerung erfolgt über einen Poti, wie man ihn auch bei den günstigen DB`s findet.
Die Herald hat eine Spitzenhöhe von 178mm, d.h. man könnte bis Durchmesser 350mm drechseln. Sie wird beworben, dass man via Spindelkopfdrehen sogar bis Durchmesser 500mm drechseln kann.
Wenn man in diesen Durchmessern drechselt hat man meistens erstmal viel Gewicht und oft Unwuchten zu bewegen. Und das ist an dieser DB der Knackpunkt, dafür ist der Motor auf Dauer nicht ausgelegt. Die Masse die dann bewegt und gedrechselt wird, geht voll auf den Motor, kann dazu führen, dass dieser überhitzt und in Folge kaputt geht oder nicht mehr volle Leistung bringt. Sobald man über den 5 Jahren Garantie liegt, kostet ein Ersatzmotor um die 500€, also schon mal die Hälfte einer neuen Herald. Kein ganz billiges Vergnügen.
Und im Motor liegt wohl der größte Unterschied zur direkten Konkurrenz der Midi Pro, die Midi Pro hat einen Induktionsmotor, der auch langfristig mit größeren Lasten klarkommt.
Wohl fühlt sich die Herald, vor allem der Motor, bis Durchmesser 20-25cm. Bis zu diesem Bereich ist sie eine gut durchdachte und gut zu bedienende Maschine die wirklich sehr viel Spaß macht. Wenn man die Motorthematik berücksichtigt kann man mit der Herald viel Spaß haben. Gerade bei niedrigen Drehzahlen und großen Teilen ist hier auch Riemenumlegen Pflicht, damit der Motor nicht immer im Niedrig Drehzahlbereich bleibt.
Wenn man auf den drehenden Spindelkopf und Drehzahlsteuerung verzichten kann, würde die DML 305 aber vollkommen ausreichen.
Als Tipp: Bevor die 5 Jahre Garantie ablaufen, wirklich nochmal gut den Motor checken, auf besondere Motorgeräusche achten (leichtes Schaben, kurze Aussetzer, Leistungseinbruch unter Last, usw.) und evtl. auf Garantie tauschen, sonst wird’s ärgerlich.
Die Herald hat ein tolles Konzept, nur der Motor trübt dieses Bild, schade, dass hier Record Power aus Preisgründen auf einen Induktionsmotor verzichtet. Ich würde für eine Herald auch mehr zahlen wenn der Motor passt. Insofern kann ich manche Unzufriedenheit was die Herald betrifft schon nachvollziehen, sie suggeriert einen Drehdurchmesser bis 500mm mit geschwenktem Spindelkopf, lässt aber außer Acht, dass der Motor mit dieser Last einfach überfordert ist. Wenn dann der Motor abraucht und man auf Ersatz warten muss, oder im schlimmsten Fall die Garantie abgelaufen ist, ist der Frust groß.
Als letzte und nun aktuelle DB hab ich die Record Power Regent, wieder neu gekauft. Die Record Power Envoy hat eine geringere Spitzenhöhe und etwas schwächeren Motor ist aber ansonsten identisch mit der Regent. Sowohl bei der Envoy als auch bei der Regent gibt es gerade 2 Versionen auf dem Markt, die alte Version mit einem Drehzahlbereich von 250 – 3800 Umdrehungen, und die neue Version mit einem Drehzahlbereich von 100 – 3800 Umdrehungen. Die neue Version ist an dem grünen Unterbau zu erkennen. Ansonsten sind beide Versionen identisch.
Irreführenderweise bezeichnet Record Power die Drehzahlsteuerung immer als „Vario-Steuerung“, sowohl bei der Herald als auch bei der Envoy/Regent. Wenn man nun die Herald kennt oder sich darüber informiert, könnte man davon ausgehen, dass damit immer das gleiche gemeint ist. Nur haben die Envoy und ebenfalls die Regent im Vergleich zur Herald sehr wohl einen langlebigen Induktionsmotor mit echtem Frequenzumformer. Diese Info findet man allerdings im Netz sehr wenig bis gar nicht, auch nicht um was für einen Motor es sich handelt.
Also Envoy 1,5 PS Induktionsmotor und Regent 2 PS Induktionsmotor, beide mit FU.
Und damit werden diese beiden DB`s durchaus interessant, gerade die Envoy stellt mit ihrer Spitzenhöhe von 200mm, mehr Gewicht und eben echtem FU Motor eine direkte Konkurrenz zur Herald und anderen Maschinen wie der Midi Pro, Twister FU 180/200 dar, da sie sich auch preislich gut einfügt.
Mit heutigem Wissen würde ich mir den Umweg über die Herald sparen und gleich in die Envoy investieren, die letzten Endes eine etwas schwerere Herald mit Induktionsmotor und FU ist und ebenfalls als Tischdrechselbank verwendet werden kann, sollte dies aus Platzgründen erforderlich sein.
Nun hab ich ein gutes Angebot für eine Regent (230mm Spitzenhöhe) bekommen, was mir natürlich noch lieber ist.
Worin liegt der Unterschied zu den höherpreisigen Konkurrenten von Drechselmeister und Co?
Im Detail ist er versteckt, so hat z.B. die Regent/Envoy eine 24 Teileeinrichtung, diese kann ich aber von außen nicht ablesen, sondern muss den magnetisch- und schraubengesicherten Deckel zum Riemenumlegen öffnen damit ich die Teileeinrichtung ablesen kann. Da ich bis jetzt nicht so oft mit der Teileeinrichtung arbeite, stört mich das weniger. (Man kann die Schraube auch weglassen, der Magnet hält auch allein den Deckel zu).
Die Reitstockspindel ist mit einer 5mm Madenschraube gegen verdrehen gesichert, (siehe Bild Nr.1) die Nut in der Spindel ist ebenfalls 5mm, die Madenschraube ist vorne aber abgedreht auf knapp 4mm, das heißt die Spindel hat, wenn sie nicht per Klemmhebel festgestellt ist, etwas Spiel wenn man sie rein und rausdreht, oder bohrt. Ich hab dies einfach mit einer nicht abgedrehte 5mm Madenschraube (paar Cent) ersetzt und schon ist das Spiel weg.
Das Handrad wird ebenfalls mit einer 6mm Madenschraube auf einer sehr kleinen planen Fläche fixiert. (Siehe Bild Nr 2) Im Betrieb kann sich die Madenschraube lockern, wodurch dann das Handrad ebenfalls locker wird. Das soll natürlich nicht passieren, man könnte nun die Madenschraube mit Loctite oder Sekundenkleber fixieren, im Gewinde des Handrades ist aber genügend Platz um auf die Madenschraube noch eine 6mm Konterschraube zu setzen, somit lockert sich nix und ich muss im Falle eines Falles nicht mit kleberfixierten Schrauben kämpfen.
Die Spindel ist dreifach gelagert, 2 Lager vorne, eines hinten, sollte der Riemen gewechselt werden müssen, steht ein Ausbau der Spindel an. Die Anleitung dazu findet sich in der Maschinen- beschreibung. Der Spindelstock ist ebenfalls drehbar, die Ausrichtung nach gedrehtem Spindelstock ist einfach zu erledigen mithilfe der Reitstockspitze und/oder eines MK2 Doppelkonus, hier muss ich sagen war die Herald besser, die Einrastpunkte bei der Herald waren so klar definiert, das nach Spindelstock zurück drehen die Spitzen gleich gefluchtet haben. Aber der Spindelstock der Regent ist auch um ein vielfaches schwerer und wuchtiger.
Ich verwende die Regent ebenfalls wieder als Tischdrechselbank, ohne Füße kommt sie auf gut 100kg mit Betterweiterung auf 125 kg. Auf der Bett Unterseite sind wieder M10 Gewinde, sodass man die DB von unten auf jeder Werkbank/Gestell fixieren kann, (aber sie wird eh mit Füßen geliefert) hier wäre man bei 145 kg, mit Betterweiterung sind es dann 167 kg. Das Bankbett ist ziemlich breit wie ich finde so verteilen sich Lasten und Unwuchten gut.
Ich habe bis jetzt meine rechte Freude an der Regent, sie funktioniert wie sie soll und macht einfach Spaß.
Über das Design der Record Power Drechselbänke lässt sich streiten, im Gegensatz zu Drechselmeister/Hager und Co. Ist es eher rundlich gehalten, mich hat das schon bei der Herald angesprochen, meine ersten Drechselversuche waren auf einer König, vielleicht daher meine Affinität zur rundlichen Bauweise. Irgendwie mag ich das Design.
Wie schon gesagt, die Record Power Drechselbänke sind sicherlich nicht das Maß der Dinge, aber sie stellen einen, wie ich finde, sehr guten Preis/Leistungskompromiss dar, man hat ja neben der Drechselbank für dieses Hobby noch genügend andere Ausgaben. Mit ein bisschen technischem Verständnis kann man dann so kleine Detailschwächen gut in den Griff bekommen.
Wenn die Motorthematik der Herald nicht wäre hätte ich mir keine neue DB zugelegt, da die Herald wirklich sehr universell einsetzbar ist. Record Power möchte hier den Preis niedrig halten, man muss sich hier einfach im Klaren sein, dass der Herald Motor mit größeren Brocken auf Dauer überlastet sein wird. Dann lieber gleich die Envoy, die dann auf dem Preisniveau einer Midi Pro liegt. Nebenbei bringt sie ein bisschen mehr Spitzenhöhe/-weite, Gewicht und den etwas stärkeren Motor mit.
Nun hoffe ich, ich konnte etwas mehr Licht ins Dunkel der Record Power Maschinen bringen, und hoffe jeder kann irgendwie frustfrei sein Ding drehen, auf welcher Maschine auch immer.
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Schöne Feiertage euch allen
Jerry