fertige Schalen erneut aufspannen

Wie der Titel schon sagt...

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Schnecke
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fertige Schalen erneut aufspannen

Beitrag von Schnecke »

Hallo zusammen,

folgende Bilder könnten vielleicht für "Anfänger" im Schalendrechseln ganz interessant sein.

So spanne ich bisher meine fertig gedrechselten und auch oberflächenbehandelten Schalen erneut auf, um den Restzapfen abzudrehen bzw. die Standfläche der Schalen fertig zu machen.

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Ich habe mir dazu einfach eine Tischlerplatte (es geht auch eine Multiplex- oder Dreischichtplatte) rund ausgesägt, dann fertig rund gedrechselt und mit 1 cm dickem Filz beleimt. Mit Holzleim klappt das einwandfrei.

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Durch die weiche und etwas flexible Oberfläche des Filzes gibt es keinerlei Druckstellen. Außerdem paßt sich der Filz besser dem unregelmäßigen Schalenrand von naß gedrehten Schalen an, die sich beim Trocknen verzogen haben.

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Da ich ja nur die kleine Jet mit einer Spitzenhöhe von 125 mm habe, helfen mir verstellbare Planscheibensegmente mit Kunststoffbacken relativ wenig, da ich dadurch ja noch mehr an "Schalendurchmesser" verlieren würde.

Deshalb diese einfache Lösung. Die Tischlerplatte habe ich nur auf die bei der Jet als Zubehör mitgelieferte "75 mm Aufspannscheibe" geschraubt.

Wenn ich an der Innenseite der Schale noch irgendetwas zum Nacharbeiten habe, dann spanne ich das so:

Bild

Bild

Bild

Damit es keinerlei Druckstellen gibt, habe ich ein paar Filzscheiben mit dem Locheisen ausgestanzt und mit doppelseitigenm Klebeband auf der auswechselbaren "Planscheibe" des mitlaufenden Körners (von Multistar) befestigt.

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Ich hoffe, dem ein oder anderen hilft´s.

Schöne Grüße

Christian
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Benjamin
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Beitrag von Benjamin »

hallo christian,
find ich super deine bild für bild bericht. da kann man sich als anfänger was darunter vorstellen. ich hab das ein bischen anders gelöst um auch naturrandschalen am fuß noch bearbeiten zu konnen. bericht folgt falls interesse besteht
lg aus dem wein4tel ben
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oldman
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Beitrag von oldman »

Hallo Christian,

danke für Deine Ausführungen. Mir hilft es auf jeden Fall. Was mich noch interessiert, wie werden die Schalen auf der Filzscheibe zentriert und bis zu welcher Schalengröße hälst Du das für geeignet?

Gruß
Achim
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markus1809
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Beitrag von markus1809 »

Danke für die schöne Erklärung!
langsam läufts rund...

Lieben Gruß Markus
Rudi2
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Beitrag von Rudi2 »

Hallo Christian,
super, dass du auch an die Anfänger denkst und dir die Mühe machst, hierzu Bilder einzustellen. Großes Dankeschön!
Ich werde das bestimmt mal ausprobieren.

Hallo Benjamin,
mich interessiert natürlich auch wie du es machst. Freu mich davon zu lesen.
Rudi
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busch-patrol
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Beitrag von busch-patrol »

Hallo Christian

Vielen Dank für diesen super Tip. Hab mir nämlich schon die ganze Zeit Gedanken gemacht, wie man so ein Problem mit dem Aufspannen lösen kann. :danke:

@Benjamin: Deine Lösung würde mich auch sehr interessieren!

Gruß
Andreas
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Gerd57
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Beitrag von Gerd57 »

Hallo Christian,

eine prima Lösung. Filz ist neben Leder für mich eines der Naturmaterialien, die bei Serienprodukten leider kaum noch Verwendung finden. Dabei haben sie für manche Zwecke Vorteile, die kaum ein Kunststoff erreicht.

Kannst du uns noch die Bezugsquelle dieser Filzmatten nennen ?
Gruß
Gerd
DJTMichel
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Beitrag von DJTMichel »

:danke: Christian, darauf wäre ich so nicht gekommen. Könnte man anstelle von Filz (ist ansich kein Thema, da meine Frau selber filzt) auch diese IKEA-Untersetzer aus gepreßtem Kork nehmen oder zerreißt es die bei höheren Umdrehungszahlen?
Gruß
Michel :-)


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Schnecke
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Beitrag von Schnecke »

Hallo zusammen,

anfangs hatte ich schon Bedenken, den Beitrag überhaupt zu schreiben - aber offensichtlich ist er doch ganz hilfreich für manche.

@ Achim:
Das Zentrieren erfolgt über den Abdruck an der Unterseite der Schale, den die Körnerspitze hinterlässt.

hier ist bisher nur die Außenform der Schale mit Reitstockunterstützung gedrechselt:
Bild

Und hier nach dem Trocknen und Ölen der Schale das erneute Aufspannen, um den Zapfen sauber abzudrehen:
Bild

Wenn Du die Fußseite der Schale an der gefilzten Planscheibe hast und mit der mitlaufenden Körnerspitze von der Schaleninnenseite her unterstützt, dann wird es natürlich schwierig mit dem Zentrieren. Dann geht´s bei mir "Auge mal Pi" und mit Gefühl. Allerdings brauche ich diese Variante eher selten.

Da meine Maschine nur Schalen bis max. 24,5 cm zuläßt, habe ich keine Erfahrung mit größeren Objekten. Wichtig ist jedenfalls auch die Drehzahl (max. 1500 U/min, besser nur 1000 U/min). Der Anpreßdruck der mitlaufenden Körnerpitze ist Gefühlssache - nicht zuviel und nicht zu wenig...

@ Gerd 57:
Vor der Filzlösung hatte ich dicke Teichfolie, allerdings hinterließ die ab und zu schwarze Druckstellen an den Schalen.
Durch eine kleinen Laden vor Ort http://www.zwirnundzwille.de/, der gefilzte Sachen (Handtaschen etc.) anbietet, kam ich dann auf die Idee Filz zu verwenden. Ich hab einfach im Laden nach einem Reststück gefragt - war aber nicht ganz billig. Bisher hat er sich seht gut bewährt.

@ Michel:
Kork würde ich nur verwenden, wenn es eine hochwertige Qualität (!!) ist mit einer sehr feinen, gleichmäßigen Oberfläche. Andernfalls hinterläßt er wahrscheinlich Druckstellen im Holz.

Falls noch jemand Fragen hat: Nur zu!

Schöne Grüße

Christian
myturn
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Beitrag von myturn »

Ja, hier! Ich hätte noch eine Frage:

Bild

Wie drehst Du diesen dünnen Zapfen jetzt noch weg, bzw. wie verhinderst Du, dass Dir die Schale dabei durch die Werkstatt fliegt? Kannst Du im Bereich des ehemaligen Zapfens noch schleifen? Und warum machst Du die Oberflächenbehandlung schon vorher, wenn Du doch im Bodenbereich ohnehin neu ölen musst?

Vielen Dank!
Bernhard


PS: Saugute Idee, den Beitrag trotz Deiner Bedenken einzustellen!
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Fred
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Beitrag von Fred »

Hallo Christian,

vielen Dank für die ausführliche Anleitung.

Da wäre nur noch anzumerken, dass ganz normale Teppichfliesen (Nadelfilz) den selben Zweck erfüllen.

Zur Not tut es auch ein Schwamm, oder ein Stück Stoff, den man über das Spannfutter wickelt. Aber aufpassen, dass dabei keine Windmühle entsteht. Das hat sich vor allem bei asymmetrischen Naturrandschalen bestens bewährt.
Zentriert wird ja immer mit der Körnerspitze.

Aus diesem Grund habe ich mir schon sehr früh angewöhnt, jedes Stück, das ich aufspanne vorher am Mittelpunkt anzukörnen, ob ich das dann später brauche oder nicht.

Auf diese Weise kann man den Zapfen am Boden ziemlich klein abstechen und den Rest mit einem Messer, Meissel, Stemmeisen, Schnitzeisen entfernen und verschleifen.
Servus, Fred
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kerouer
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Beitrag von kerouer »

Hallo,

Es geht auch mit größeren Schalen aber mit viel Gefühl... und langsam.

Bild

Gruß

Pascal
achillis
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Schalen

Beitrag von achillis »

Hallo Christian, eine klasse Anleitung die ich auch gut nutzen kann wenn ich an solche Sachen gehe.

Da ich erst seit einigen Wochen mich wieder dem Drechseln widme ist es sehr hilfreich und nicht alles steht in Büchern.

danke achillis :danke: und jetzt ein oder zwei :prost:
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Schnecke
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Beitrag von Schnecke »

Hallo allerseits,

@ Bernhard:
Weiter wie auf diesem Bild wird der Zapfen nicht weggedreht. Alles andere wäre leichtsinnig und würde nur Dich und die Schale gefährden!!

Wie Fred schon geschrieben hat wird der Restzapfen dann per Hand entfernt. Dazu ist die Schale aber flach auf einer Werkbank aufgelegt.

Meine Schalen öle ich mittlerweile zumindest beim ersten Mal auf der Drechselbank. Das hat für mich den Vorteil, daß ich das Öl sehr schön bei laufender Maschine ins Holz einreiben kann. Da darf der Öllappen ruhig ein bißchen warm werden an den Fingern :-L . Dadurch zieht das Öl gut ins Holz ein und es gibt eine schöne Oberfläche. Die weiteren Ölungen mache ich dann - je nach Lust und Laune - entweder weiterhin auf der laufenden Drechselbank oder per Hand an der "entspannten" Schale.

Der Boden wird am Schluß bei der "letzten Ölung" mitgeölt.


@ Fred:
Dank für Deinen Hinweis auf den Nadelfilz.


@ Pascal:
Gut zu wissen, daß es auch bei großen Durchmesern klappt!
Dann kann ich ja getrost auf meine große "Traumbank" (Kreher ?) sparen und mich dann auch an die großen Schalen wagen. :-)

@ achillis:
Alles steht sicherlich nicht in Büchern, aber sehr vieles!! Deshalb empfehle ich jedem, auch hier in den alten Forumsbeiträgen immer wieder mal wie in einer richtigen Bibliothek zu stöbern. Man findet doch immer interessante Hinweise auch in alten Beiträgen!! Und vor allem versteht man auch vieles besser mit zunehmender Drechselerfahrung.

Ich lese jedenfalls auch heute noch oft in alten Beiträge - frei nach dem Motto "Man lernt nie aus!!"

Schöne Grüße

Christian
DJTMichel
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Beitrag von DJTMichel »

Hi Christian,

eine Frage habe ich, auch wen sie nicht direkt zum Thema paßt:

Du drechselst mit frischem, also nassem Holz. Verrätst Du mir wie Du das ohne Risse usw. trocknest? Bestimmt wurde diese Frage hier schon beantwortet, wenn ich jedoch "Holztrocknung" in die SuFu eingebe, finde ich keine Anleitung.
Gruß
Michel :-)


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Schnecke
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Beitrag von Schnecke »

Hallo Michel,

gib unter "Suche & Finde" den Suchbegriff "Mikrowelle" und unter Autor "*Schnecke" ein.

Und wahrscheinlich habe ich bisher bei meiner Methode einfach nur Glück gehabt und auch das passende Holz.

Aber nicht nur:

Bild

Hier kannst Du einen Riß sehen. Er verläuft genau vom Kern aus nach schräg rechts unten.

Allerdings war er nicht so groß. Ich habe ihn einfach mit Sekundenkleber und feinem Schleifstaub ausgebessert.

Die Schale ist immer noch am Trocknen, da Robinie nur sehr langsam an Feuchtigkeit verliert.

Schöne Grüße

Christian
DJTMichel
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Beitrag von DJTMichel »

Vielen Dank, Christian. Ich bin aus bloßem Interesse hier. Bisher nutze ich meine kleine Drechselbank für einfachste Arbeiten an den Außenkonturen meiner selbstgebauten Angelruten(griffe) und zum einigermaßen zentrischen Bohren der Griffe:

Bild
Griffende aus Birkenrinde / Thuja-Maser / Grenadill
Bild
insgesamt habe ich dafür 320 Birkenrindenscheiben unter Druck verklebt
Gruß
Michel :-)


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Beitrag von myturn »

@Schnecke: Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Darf ich trotzdem noch mal nachfragen, wie Du den Rest entfernst? Schnitzen, Schleifen, Fräsen, Sägen?

LG,
Bernhard
Rudi2
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Beitrag von Rudi2 »

Hallo Michel,
das Erscheinungsbild deiner zusammengeklebten Birkenrinden beeindruckt mich. Ist wunderschön und ich vermute: Es faßt sich ganz warm und weich an.
Eine Frage habe ich noch: Sind die Scheiben mit einer Bohrung versehen, so dass die Stabilität der Rute durch einen Stab hergestellt ist oder ist dein "Klebestab" so stabil?
Rudi
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Beitrag von DJTMichel »

Hi Rudi & Christian,

ich will mit meinem Kram nicht diesen Thread zumüllen. Mir schien es nur passend um mein "drechslerisches Geringvermögen" zu unterstreichen. Rudi, mit dem Link kannst Du Dir die Entstehungsgeschichte der Rute relativ detalliert ansehen.



http://rutenbauforum.de/rodbuilding/thr ... tuser=1003
Gruß
Michel :-)


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Schnecke
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Beitrag von Schnecke »

@ Bernhard:

Ich nehme ein sehr scharfes Schnitzeisen dazu und dann wird nur nachgeschliffen per Hand.

@ Rudi:

Bitte per PN oder eigenen Beitrag. Danke!

Christian
guhau
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Beitrag von guhau »

hallo benjamin,
welche vorrichtung hast du, damit du auch naturrandschalen am boden nachbearbeiten kannst?
kannst du das mal zeigen
danke
hans
Drehspan
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Ort: Kraichtal

Beitrag von Drehspan »

Moin Christian

Sehr schöner Beitrag, :danke: dafür.
So soll es sein, einfach genial und genial einfach :maintor1: :maintor1: :maintor1:

Gruß
Drehspan
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen.
F. Schiller
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oldman
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Beitrag von oldman »

Hallo Christian,

Danke für den Beitrag.

Gruß
Achim
Rudi2
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Beitrag von Rudi2 »

Hallo Christian,
super Beitrag. Und immer wieder Klasse, dass die Anfänger nicht vergeßen werden.
Rudi2
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