Wie man die Freude am Holz verlieren kann.

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max92358
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Wie man die Freude am Holz verlieren kann.

Beitrag von max92358 »

Hallo Drechslerfreunde,

mal ein ganz anderes Thema, vielleicht interessiert es ja jemanden .
Ich habe von meinen Eltern 1986 ein kleines landw. Anwesen übernommen.
Nachdem ich hauptberuflich bis zu meiner Rente 2015 in der Industrie Tätig war, sind die landw. Flächen bis auf zwei Wald Grundstücke verpachtet.
Bei einem dieser Grundstücke (ca. 1ha) ist nach und nach der etwa 60-70 jährige Fichtenbestand eingegangen.
Irgendwann war außer Gestrüpp und alter Baumstümpfe nichts mehr da.
Ab 2014 habe ich mir dann die Aufgabe gesetzt das ganze wieder aufzuforsten.
Im Hinterkopf hatte ich, neben dem Drechsel, eine weitere schöne Beschäftigung im meinem Ruhestand zu haben.
Und natürlich auch was für die Umwelt und meine Enkel zu tun.
Dann ging es los. Mit Hilfe diverser Maschinen wie, Motorsäge, Freischneider wollte ich die Fläche für eine Neuanpflanzung herrichten.
Ich merkte schon bald, dass ich alleine total überfordert war die 10 000 qm auf diese Art zu bearbeiten.
Also beauftragte ich einen Unternehmer mit schwerem Schlepper und Mulch Gerät, der für mich das erledigte.
Kosten ca. 2 000 Euro.
Dann machte ich 120 Zaunpfähle (Scheren) und kaufte dazu etwa 400m Wildschutzzaun ca.340 Euro.
Den Zaun aufstellen war alleine eine Riesen Aktion ca. 1 Woche war ich damit beschäftigt.
Dann ging es im Herbst 2014 in Absprache mit unserem Forstamt ans Pflanzen besorgen.

Baumart: Stück:
Bergahorn 250
Spitzahorn 250
Vogelkirsche 100
Flatterulme 100
Hainbuche 100
Winterlinde 50

Laub gesamt 850

Fichte 2800
Weißtanne 225
Lärche 250
Douglasie m. Ballen 100

Nadel gesamt 3375




Insgesamt also 4.225 Bäumchen. Kosten etwa 4 000 Euro.
Die mussten nun natürlich auch gepflanzt werden. Habe ich auf unserem schei… steinigem Boden mit 2 slowakischen Helfern in 3 Tagen erledigt. (die Slowaken mehr ich weniger) Kosten ca.1.500 Euro.
In den Jahren danach sind aufgrund der trockenen Witterung (vor allem 2018) und wahrscheinlich auch wegen des schlechten Bodens immer wieder Pflanzen eingegangen. Trotz permanenter Pflege, wie Unkraut mähen, Giesen und jedes Jahr Nachpflanzen bin ich momentan bei einem Pflanzenbestand von ursprünglich 4.225 bei etwa 3000 Stück. Für diesen Herbst habe ich schon wieder 400 Pflanzen (nur Laub) bestellt.
Fichten haben bei uns wegen des Klimawandels keine Chancen mehr zu Überleben. In meinem 2. Waldstück musste ich, dieses Jahr, wie viele meiner Waldnachbarn auch jede Menge Käferholz beseitigen (ca. 40 fm)

Zwar möchte ich mein Vorhaben nicht aufgeben, bis zu meinem Lebensende einen einigermaßen vernünftigen Jungwaldwald hochzubekommen, aber bei dem großen finanziellem- und arbeitsintensiverem Aufwand könnte einem schon die Lust vergehen.



Liebe Grüße Wolfgang.
In der Ruhe liegt die Kraft
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Jurriaan
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Beitrag von Jurriaan »

Wie man hier sagt 'goed bezig' :danke:
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erwino
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Beitrag von erwino »

hallo Wolfgang,
da ich auch 1,6 ha Wald (gekauft vor 20 Jahen )--aus Idealismus und Freude bewirtschafte, kann ich deine Angaben mit Frust gut nachvollziehen.
Jedoch ist verständlich, wenn kein Altbestand mehr vorhanden ist, kann für die Jungpflanzen auch kein Schatten vorhanden sein.
so -der Sonne ausgesetzt, haben die Jungpflanzen enorme Probleme.
Land - und Forstwirtschaft auf der ganzen Welt haben große Schwierigkeiten.
da gibt es einen Bauern aus --ich glaube Peru od. so ---der klagt gegen einen West- Konzern---Klimawandel---wer verursacht, und wer leidet darunter ??????????????????
ich wünsche dir jedenfalls Ausdauer und Energie, das ganze zu verarbeiten.
Grüße aus Mittelfranken
Erwin
Das Leben ist ein einzigartiger, großartiger Versuch, um Meister zu werden.
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da_Joe
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Beitrag von da_Joe »

Hallo Wolfgang,

danke für den Beitrag, ich - für meinen Teil - lese sowas sehr gerne hier. Erfrischend, bereichernd, interessant. Danken sollte Dir auch die Menschheit für Deinen Einsatz in Sachen Waldumbau, sicher nur ein kleiner Tropfen, aber immerhin - man könnte sich fast schuldig fühlen, wenn man selber nicht auch etwas in der Richtung vorzuweisen hat.

Was mich etwas verwundert oder auch schockiert: Nachdem Du uns ja Deinen Wohnort nicht vorenthältst habe ich mal angeklickt.... ich hätte die Gebiete in denen die Fichte am Trockenstress leidet (oder ihm gar erliegt) von Dir aus deutlich weiter westlich verortet. Entweder bin ich nicht informiert oder der Klimawandel zeigt sich immer mehr.

Baumarten mit halbwegs sinnvoller Trockenheitsverträglichkeit hast Du eh schon ausgewählt. Gezäunt hast Du auch - ökonomisch und teils auch ökologisch nicht mehr gewollt, nicht mehr so oft zu sehen (finde ich), aber in dem Zusammenhang wohl angebracht. Pflegen - Unkraut ausmähen - tust Du auch. Am Boden und an der Trockenheit kannst Du nicht ändern. Was kommt dann noch? Bewässern?

Was mich auch noch interessieren würde: Wie schlägt sich die Hainbuche? In meiner Kindheit war die massenhaft im billigen Brennholz zur Eigenwerbung zu finden. Dass diese Mengen irgendwann verschwinden und diese Phase des Wandels irgendwann quasi beendet ist, hab ich auch erst Jahrzehnte später kapiert.

Heutzutage wird wohl schon untersucht, welche verschiedenen Herkünfte von einer Baumart besser mit der Trockenheit zurecht kommen.

Viele Grüsse und viel Erfolg mit dem Waldbau
Joachim

P.S.: ein paar Links:
https://www.waldwissen.net/waldwirtscha ... t/index_DE
https://www.waldwissen.net/waldwirtscha ... s/index_DE
https://www.frankfurt.de/sixcms/media.p ... 9-2008.pdf Tabelle ganz unten.
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Holzpeter
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Beitrag von Holzpeter »

da_Joe hat geschrieben:
... man könnte sich fast schuldig fühlen, wenn man selber nicht auch etwas in der Richtung vorzuweisen hat.
Hallo Joachim,

schau mal ganz oben rechts....
Da kann jeder seinen Beitrag leisten, auch wenn man kein Waldbesitzer ist.

https://www.iplantatree.org/team/136

Ich kaufe da jedenfalls regelmäßig ein paar Bäumchen

Hölzerne Grüße
Peter :-)
„Wir haben diese Welt nicht von unseren Eltern geerbt, sondern nur von unseren Kindern geliehen.“
Ridcully
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Beitrag von Ridcully »

Hey Wolfgang ,

so einen exakten Bericht zu dem Sorgenfall, sehr gut. Ich habe nur ein kleines, geerbtes Stück Wald, fast reiner Kieferbestand. Da das Flurstück daneben fast komplett abgeholzt wurde, nutze ich den neu gewonnenen Zustrom an Licht zum anpflanzen aller sporadisch angebotenen Laubbäumchen. Alle Gartennachbarn am Wohnort überlassen mir die Wildwüchse aus Ihren Gärten, so es sich um Laubbäume handelt. Dadurch habe ich nur regionale Bäume und da sind die Verlust zwar auch vorhanden, aber finanzell nicht so belastend. Eine kleine Baumschule habe ich im Garten auch eingerichtet, da zieh ich die Bäumchen vor. Sicher, mehrere hundert werden es dann nicht auf einmal, aber so langsam kann man damit auch einen Anfang zum Umbau auf gemischten Bestand schaffen. Weg vom reinen Kieferwald. Sicherlich nur kleine Schritte, aber eben besser als nichts. Ich will meinem Sohn ja einen gesünderen Bestand übergeben als es vorher war, schaun wir mal, ob es gelingt. Der Anfang ist gemacht.

Dir also auch maximale Erfolge und nicht entmutigen lassen.
Gruß
Andreas
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Helfried
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Beitrag von Helfried »

Hallo Wolfgang,

als Einzelner auf kleiner Fläche Waldwirtschaft zu betreiben - nach dazu als "Einsteiger" - ist eine große Herausforderung!

Ich möchte mich den bisher gegebenen Antworten im wesentlichen anschließen: Meine Hochachtung und viel Glück!

Darf ich noch ein wenig nachfragen?

Mit welcher Begründung hat das Forstamt die Nachpflanzung von immerhin 2800 Fichten auf einem Gelände empfohlen, wo gerade ein Fichtenwald untergegangen war?

Wie machen sich die Weisstannen (in der Jugend ja eher schattenliebend) im geräumten Gelände?
Also beauftragte ich einen Unternehmer mit schwerem Schlepper und Mulch Gerät, der für mich das erledigte.
Würdest du das - aus heutiger Sicht - wieder so machen lassen?

Welche der Laubbaumarten haben sich bisher durchsetzen können?

Helfried
pit
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Beitrag von pit »

Hallo Wolfgang,

Du sprichst mir aus der Seele. Auch ich habe von meinen Großeltern schon vor vielen Jahren ein Waldstück übernommen; fast ausnahmslos Kiefernbestand. Jedes Jahr entnehme ich daraus was ich so an Brennholz brauche und setze dafür junge Laubbäume, teils mit Einzäunung, teils mit Pflanzschutzhüllen, teils einfach so.
Praktisch alle Buchen, die ich im letzten Herbst und dieses Jahr im Frühjahr eingepflanzt habe, sind, vermutlich aufgrund Trockenheit, Wildverbiss und schlechter Bodenbeschaffenheit, eingegangen. Überlebt haben in erster Linie die Ahornpflanzen.
Mich freut aber andererseits, dass der Wald auch selbst Nachwuchs bildet, allerdings und wie sollte es auch anders sein, wiederum in erster Linie Kiefern, und dass, woher auch immer, etliche kleine Eichen aufgehen, die ich so nicht gesetzt habe.
Wenn ich den Wald nicht als Hobby oder einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz sehen würde, hätte ich schon längst die Lust verloren.

Viele Grüße
Pit
max92358
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Beitrag von max92358 »

Hallo Helfried,
erst mal danke an alle die das Thema interessiert.
Nun zu deinen Fragen:
Ich betreibe nicht nur auf diesen 10.000qm Waldwirtschaft insgesamt habe ich ca. 3,7 ha Wald.
Auch bin ich kein „Einsteiger“ sondern arbeite eigentlich schon mein ganzes Leben nebenbei im Wald,der eigentlich immer als Brennholzlieferant genutzt wurde.
Die Fichte war bei uns in der Gegend immer die Hauptbaumart. Der Untergang des Fichtenbestandes speziell auf diesem Grundstück wurde zum großen Teil darauf zurückgeführt,
dass die Fläche früher ein Acker war, und erst durch meine Großeltern das erste Mal aufgeforstet wurde.
Die Erkenntnis, dass die Fichte bei uns bei diesen Witterungsveränderungen keine Chance mehr hat, hat sich erst die Letzten Jahre erhärtet.
Man hatte ja immer noch die Hoffnung, Fichten in Mischbeständen zu erhalten.
Auch bei den Tannen gab es große Ausfälle.
Die Bearbeitung mit dem Mulch gerät würde ich wieder machen lassen.
Laubbäume haben sich generell besser gehalt. Am besten Spitz- und Bergahorn.
Darum werde ich diesen Herbst nur Laub Pflanzen.
250 Spitzahorn
50 Vogelkirsche
100 Hainbuche
Generell habe ich den Eindruck, dass selbst die Fachleute von den Forstämtern sehr unsicher sind was die Pflanzenauswahl betrift.

Gruß Wolfgang
In der Ruhe liegt die Kraft
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Helfried
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Beitrag von Helfried »

Danke, Wolfgang,

für die ausführliche Information!
Vor einiger Zeit hätte ich auch die Möglichkeit gehabt, Verantwortung für ein Stück Wald zu übernehmen,
ich musste aus verschiedenen Gründen aber ablehnen.
Seitdem achte ich aber viel mehr auf den Zustand der Waldungen in unserer Gegend - und staune oft, mit welcher Zuversicht noch immer
offensichtlich problematische Arten wie die Fichte massenhaft gepflanzt werden.

In uinserer Gegend (in Höhenlagen von 300 bis 600 m) werden in wenigen Jahrzehnten wahrscheinlich Palmen mehr Chance haben ...

Tannen sind ohne Zäunung hierzulande sowieso nur Futter für die Rehe.

Die besten Wünsche für deine Bäume

aus der grünen Steiermark

Helfried
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friedrich
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Beitrag von friedrich »

Hallo Wolfgang,

bei mir hat der Käfer meinen fast erntereifen Fichtenbestand (ca.60 Jahre) dahingerafft, nur ca.20 Ar. Mir steht in den nächsten Jahren auch die Aufforstung bevor. Gegen die Nadelbäume habe ich mich schon entschieden.
Dein Beitrag hilft mir bei der Auswahl der Jungpflanzen. Für den Standort scheinen sich Bergahorn gut zu eignen. Von diesen Bäumen werde ich Spaß am Arbeiten im Wald haben.

Gruß Friedrich
Holz will zu einem schönen Teil verarbeitet werden
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