Eigenbau Mitlaufkörner mit verschiedenen Einsätzen

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Joh
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Eigenbau Mitlaufkörner mit verschiedenen Einsätzen

Beitrag von Joh »

Es gibt ja fast alles zu kaufen.
Für mich der Reiz an der Drechslerei ist aber auch die Möglichkeit, Werkzeuge, Spannhilfen und Vorrichtungen an der Drehbank selber zu bauen.

Ausgangsmaterial war ein Stück Rundeisen mit 28mm Durchmesser und ca. 13cm Länge.
Eine Hand voll Kugellager, (8/22; Inlinermaß, von der letzten Lünette übrig,)
Ein Stück Silberstahl für die fünf Einsätze mit 12mm, und ein Messingrest mit 10mm Durchmesser.
Alles im Bestand vorhanden.

Der Körner ist eher für leichte, kleine Dinge gedacht.

Ich habe einen kleinen Kreuztisch, für diese Arbeiten aber noch ausreichend.
Die Zustellung beim abdrehen darf nicht viel mehr als 2/10 pro Arbeitsgang sein. (Es eilt ja nicht)
Die erste Herausforderung war, den Konus für die Pinole genau zu drehen.
Der Kreuztisch ist schwenkbar, die Skala aber zu ungenau und die Positionierung im Bankbett mit zu viel Spiel.
So habe ich eine MK2 Verlängerung eingespannt und das ganze danach ausgerichtet.
Nach etlichen Versuchen und Markierungen mit dem Edding passt es nun recht gut.

Die zweite Schwierigkeit dann die Bohrung mit 22mm für die Lager.
Ich habe in der Drehbankwelle keinen MK2 Konus, sondern ein M16 Innengewinde, so musste ich das Teil wieder im Backenfutter spannen.
Bis dann alles wieder rund läuft, bedarf es doch vieler Versuche.
Gebohrt, stufenweise bis 20mm, dann den Rest ausgedreht.
Die Bohrung ist dann auch 1/10 größer geraten, aber mit den Schrauben zur Fixierung geht es schon.
(Vermutlich nicht Maschinenbaugerecht.)

Bei den fünf Einsätzen ist der 12er Silberstahl auf 8mm mit dem Kreuztisch abgedreht, und das Gewinde aufgeschnitten.
Die Spitzen, die Innenkegel und die Schneidringe sind frei Hand mit einem HSS Meißel und einem Schaber entstanden.
So habe ich auch bereits schon etliche Mitnehmer auf der Spindelseite gemacht.

Zuletzt die beiden Flügelschrauben (Schräubchen) in Messing. Hier hatte ich erst zwei Madenschrauben.
Es reicht aber schon ein leichtes Anziehen, um die Lager zu halten, so geht es nun Werkzeuglos.

Es hat Spaß gemacht, aber Späne in Holz sind mir wesentlich sympathischer.
Vor allem das nächste Mal zuerst die Holzspäne unter der Bank herauskehren, bevor die eisenen dazukommen!

Die Maschinenbauer und Dreher machen hier sicher einiges anders, und es gibt hier natürlich Grenzen für eine Holzdrehbank.
Wenn von den Metallern Anregungen zur Verbesserung kommen, gerne.

Einen schönen Gruß und ein paar Bilder.
Bei der Metalldreherei hab ich nicht weiter fotografiert. Finger voller Öl...

Hannes

abdrehen und vorbohren
abdrehen und vorbohren
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der fertige Körner, ganz ohne Profil geht es halt doch nicht!
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Flügelschrauben M6
Flügelschrauben M6
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alle fünf Einsätze
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Einsatz zerlegt, zwei Lager, Distanzhülse und Mutter M8
Einsatz zerlegt, zwei Lager, Distanzhülse und Mutter M8
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Innenansicht
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Mitnehmenr und Körner mit gleichem Profil
Mitnehmenr und Körner mit gleichem Profil
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Flügelschraube mit Meißel und Röhre, wie beim Holz auch.
Flügelschraube mit Meißel und Röhre, wie beim Holz auch.
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Abgeflacht
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Der Rundlauf genügt mir
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aufgeräumt und noch Platz für Nachschub
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SteffenM
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Re: Eigenbau Mitlaufkörner mit verschiedenen Einsätzen

Beitrag von SteffenM »

Guten Morgen Hannes,

vor einiger Zeit wurde hier ein Mitläufer aus Holz vorgestellt. Dort waren Lager aus Inlinern verbaut, die aufgrund der seitlichen Belastung aber nicht lange hielten. Ich fürchte, dass es dir ähnlich ergehen könnte.

Ansonsten ist das aber ein sehr schönes Projekt!

Danke fürs Zeigen und willkommen im gelben Forum!
Steffen
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Argus
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Re: Eigenbau Mitlaufkörner mit verschiedenen Einsätzen

Beitrag von Argus »

SteffenM hat geschrieben: 04.09.2023 - 07:14:52
die aufgrund der seitlichen Belastung aber nicht lange hielten. Ich fürchte, dass es dir ähnlich ergehen könnte.
ich fürchte auch, das die Axialkräfte den Radiallagern zusetzen werden. Am Ende noch ein zusätzliches Axiallager oder insgesamt Kegelrollenlager bzw. Schrägkugellager könnten helfen.
Man könnte auch einen Kompromiss eingehen.
Wenn man so genau arbeitet, das die Radiallager beim herausziehen aus der Hülse ploppen (Spielpassung H7) , würden die Radiallager, welche auf der beweglichen Welle fest sind, dann in der Hülse schwimmen und sich anpassen und nahezu spielfrei sein. Dann müsste die bewegliche Welle aber hinten noch gleitlagernd abgefangen werden.
Ob das aber bei unterschiedlichen Temperaturen und Staub langfristig funktionieren wird, möchte ich bezweifeln.

ich finde die mitlaufende Körnerspitze mit auswechselbaren Spitzen von Axminster recht gut --> https://www.dictum.com/de/mitnehmer-und ... zen-731724
Dort haben die wechselbaren Spitzen einen Konus und werden in die Mitlaufwelle eingesetzt. Das könnte man sicher auch nachbauen.

Gruß Frank
"..Es ist von großem Vorteil, die Fehler, aus denen man lernen kann, recht frühzeitig zu machen.."

Sir Winston Churchill, britischer Politiker und Schriftsteller
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SteffenM
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Re: Eigenbau Mitlaufkörner mit verschiedenen Einsätzen

Beitrag von SteffenM »

Huch... ich habe deinen 51. Beitrag für den ersten gehalten. Das war wohl noch zu früh am Morgen. :prost:
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Re: Eigenbau Mitlaufkörner mit verschiedenen Einsätzen

Beitrag von Schliefer »

Hallo [mention]Joh[/mention]

so gefällt mir das viewtopic.php?p=458275

04.jpg
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VG, GW :klatsch:
Der krumme Baum lebt sein Leben, der gerade Baum wird ein Brett.
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Re: Eigenbau Mitlaufkörner mit verschiedenen Einsätzen

Beitrag von Joh »

Hallo Steffen, hallo Frank, vielen Dank für Eure Gedanken zur Lagerung der Körnerspitzen.

Ich habe oben geschrieben, dass der Rollkörner für leichte, kleine Arbeiten gedacht ist.
Klein ist natürlich immer relativ..
Er wird z.B. einen Kreisel am Taumeln hindern, wenn der Schaft zu lang und zu dünn wird.
Also Werkstücke dieser Größenordnung.
So denke ich, ist die axiale Belastung, die auf die ganze Konstruktion zukommt, schon überschaubar.

Hallo Frank,
In Metall eine Passung H7 herzustellen, wird mir nicht möglich sein, ich wüsste nicht einmal, wie ich dies messen soll.
(Eine Dose in Holz mit „ploppendem“ oder "saugendem" Decke ist überhaupt kein Problem,
dies wird aber wohl nicht vergleichbar sein)

Die Konstruktion wie bei dem Körner von Axminster, mit konischen Einsätzen habe ich mir schon auch überlegt,
aber wie mache ich mit meinen Mitteln eine genaue, konische Bohrung, ohne eine Reibahle zu kaufen.
Die Bohrstange, die ich habe, ist zu groß.
Ein Ansatz für die ganze Aktion war ja, alles mit vorhandenem Material und Werkzeug zu bewerkstelligen.
Ein Schrägkugellager mit 8/22mm habe ich gefunden, das wäre ja bei gleicher Konstruktion leicht auszuwechseln.

Ich werde berichten, wenn das erste Lager versagt.

Einen schönen Gruß,
Hannes
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Argus
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Re: Eigenbau Mitlaufkörner mit verschiedenen Einsätzen

Beitrag von Argus »

Joh hat geschrieben: 06.09.2023 - 22:42:31
Die Konstruktion wie bei dem Körner von Axminster, mit konischen Einsätzen habe ich mir schon auch überlegt,
aber wie mache ich mit meinen Mitteln eine genaue, konische Bohrung, ohne eine Reibahle zu kaufen.
ich habe mir für die Axminster weitere Einsätze zum Kugeldrehen gebaut, aber ohne Bohrstange ging es nicht.
Ich werde berichten, wenn das erste Lager versagt.
meine billige Scheppach DM6000 hat am Reitstock einfache Kugellager, die habe ich schon zweimal getauscht. Aber die benutze ich zusätzlich auch als Polierbock und da wird sie nicht geschont.

Gruß Frank
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Sir Winston Churchill, britischer Politiker und Schriftsteller
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